Peggy: Ex-Verdächtige "erleichtert"

Von und Christophe Braun
Foto: dpa Foto: red

Durchbruch im Fall Peggy: Bei den in Ostthüringen entdeckten Knochen handelt es sich laut Polizei "höchstwahrscheinlich" um die sterblichen Überreste des 2001 verschwundenen Mädchens. Ehemalige Verdächtige zeigen sich erleichtert. Die Polizei hat eine Soko gegründet.

 
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Montagmorgen, ein Waldstück in der Nähe von Rodacherbrunn in Thüringen: Mehrere Polizeiautos stehen auf dem Weg, ein Beamter bewacht den Zugang. Kein Pressevertreter darf tiefer in den Wald hinein. Am Samstagnachmittag hat ein Pilzsammler hier einen grausigen Fund gemacht: die Überreste einer Kinderleiche. Der Finder alarmiert die Polizei, der Fundort wird weiträumig abgeriegelt. Die Polizei durchsucht das Areal mit Hundertschaften, auch Leichenspürhunde werden eingesetzt.

Am Montagmittag legen Polizei und Staatsanwaltschaft sich fest: Bei den Knochen handele es sich "höchstwahrscheinlich" um die sterblichen Überreste der seit 2001 vermissten Grundschülerin Peggy Knobloch aus Lichtenberg. Das gehe aus einer ersten gerichtsmedizinischen Untersuchung hervor. Außerdem hätten Ermittler im Umfeld des Skeletts mehrere Gegenstände gefunden, die der Neunjährigen zugeordnet werden könnten.

Der leitende Oberstaatsanwalt Herbert Potzel erläutert den Fund:

Fundstelle am "Todesstreifen"

Die Fundstelle liegt abseits eines Waldweges, etwa 1,5 Kilometer von Rodacherbrunn entfernt. Die Knochen seien an verschiedenen Stellen entdeckt worden, sagt ein Polizeisprecher. Das Gebiet ist bei Pilzsammlern beliebt; der Mann, der die Knochen entdeckt hat, soll aus Lobenstein kommen. Das Waldstück, in dem die Knochen gefunden wurden, ist "mehrere 100 Quadratmeter" groß, sagt ein Polizeibeamter. Es befindet sich in unmittelbarer Nähe des ehemaligen "Todesstreifens" an der deutsch-deutschen Grenze. Am Montagmittag treffen Polizeibeamte mit Leichenspürhunden ein; mehrere Hundertschaften sind im Einsatz, um das unübersichtliche Waldstück zu durchkämmen. Eine Spur nach Rodacherbrunn wäre im Fall Peggy völlig neu - bislang hatte es keine Hinweise in diese Richtung gegeben.

Ex-Angeklagte zeigen sich erleichtert

Am Vormittag hat der Kurier Gudrun Rödel erreicht. Rödel ist die Betreuerin des geistig behinderten Mannes, der 2004 wegen Mordes an Peggy verurteilt worden war - das Landgericht Bayreuth hat diese Verurteilung 2015 aus Mangel an Beweisen revidiert.

"Ich weiß, dass ich dem Mädchen nichts getan habe", soll der Ex-Angeklagte am Montagmorgen laut seiner Betreuerin gesagt haben. Gudrun Rödel selbst ist weiter der Überzeugung, dass Peggy noch lebt. Es gebe viele Fakten, die aus den Verfahrensakten entfernt worden seien, sagt sie.

Auch Robert E. und Jens B., ebenfalls vormalige Verdächtige, äußern Erleichterung über den Leichenfund. Robert E. (69) aus Lichtenberg hatte vor drei Jahren vorübergehend im Fokus der Ermittlungen gestanden, als sein Haus durchsucht worden war. "Jetzt muss man erstmal abwarten", sagt er am Montag. Allerdings finde er es gut, dass die Leiche des Kindes endlich gefunden worden sei.

Peggys ehemaliger Nachbar Jens B. (46) äußert sich ähnlich: Dass die Knochen gefunden worden seien, sei "sehr gut - denn jetzt kann endlich Ruhe einkehren". Er rechnet aber damit, dass jetzt eine "schwere Zeit" beginne, da die Ermittlungen nun neu aufgenommen werden. Aber, betont B.: "Das ist ein ganz wichtiger Schritt, um den Täter zu finden."

Seit dem Verschwinden des Mädchens hat die Polizei mehrere aufwändige Suchaktionen durchgeführt - bislang immer ohne Erfolg. Zuletzt hatten Polizeitaucher im April 2015 in der Talsperre Pirk nach dem Schulranzen Peggys gesucht.

"Soko Peggy" übernimmt

Die seit 2012 bestehende Ermittlungsgruppe der Bayreuther Kriminalpolizei ist am Montag personell und organisatorisch erweitert worden. Als "Soko Peggy" übernimmt sie die laufenden Ermittlungen und steht unter Sachleitung der Bayreuther Staatsanwaltschaft. Soko-Chef ist Kriminaloberrat Uwe Ebner.

 

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