Peggy: Ermittler-Panne statt heißer Spur

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Ein Gedenkstein für die ermordete Peggy K. Archivfoto: dpa Foto: red

Und wieder steht alles auf Anfang im Fall Peggy. Der genetische Fingerabdruck des Rechtsterroristen Uwe Böhnhardt, der in der Nähe der sterblichen Überreste des 2001 aus Lichtenberg verschwundenen Mädchens gefunden wurde, ist eine „Trugspur“. Ob sie absichtlich oder aus Versehen dorthin gelangt ist, ist noch unklar.

 
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Am 2. Juli vergangenen Jahres fand ein Pilzsammler aus Nordhalben in einem nahen Wald den Schädel und den Torso der neunjährigen Peggy Knobloch, die 2001 auf dem Nachhauseweg von der Schule spurlos verschwand. Als einen Tag nach dem Leichenfund Spurensucher und Ermittler aus Thüringen anrückten, um die Fundstelle zu untersuchen, brachten sie einen winzig kleinen Stofffetzen mit. In Ermittlersprache heißt das „Spurenübertrag bei der Spurensicherung am Fundort“.

Kleiner als ein Ein-Cent-Münze

Der Stofffetzen aus Baumwolle ist kleiner als eine eine-Cent-Münze, gerade mal zwölf Millimeter lang und vier breit, grau und wiegt 0,091 Gramm. Außerdem hat er eine Kunststoffbeschichtung. Darauf fanden sich Hautpartikel von Uwe Böhnhardt, der zum rechtsterroristischen selbsternannten „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) gehörte und zu der Zeit, als Peggy verschwand, im Untergrund lebte. Aber, das ergaben die Ermittlungen, weder hätte diese Spur 15 Jahre seit dem Verschwinden des Mädchens überdauern können, noch das Stückchen Stoff; vor allem, wenn sie der Witterung ausgesetzt sind.

Außerdem lag es nach Informationen des Kuriers gar nicht unter der Erde, sogar die Baumwolle war unversehrt. Dies sei das Ergebnis „mehrerer Gutachter“, sagte Uwe Ebner, Leiter der Soko Peggy, am Mittwoch in Bayreuth vor der Presse. Von wie vielen Gutachtern und in welchen Instituten die Spur untersucht wurde, behalten die Ermittler für sich.

Das Stückchen Stoff stammt aus dem Wohnmobil, das am 4. November 2011 nach einem Bankraub in Eisenach in Flammen aufging und in dem Böhnhardt und sein Komplize Uwe Mundlos durch Schüsse gestorben sind. Es gehört zu einem Kopfhörer, den Böhnhardt nach Informationen des Kuriers trug, als die Schüsse fielen. Die Zuordnung sei zweifelsfrei, sagte Uwe Ebner, der Leiter der mehr als 30 Mann starken Sonderkommission Peggy, die mehrheitlich in den vergangenen Monaten damit beschäftigt war, der Böhnhardt-Spur nachzugehen.

Absicht oder ein Versehen?

Sowohl an dem Stückchen Stoff als auch am Kopfhörer aus dem Wohnmobil sei die „DNA mit den gleichen Identifizierungsmerkmalen“ gewesen. Böhnhardts Leiche wurde gegen 18 Uhr aus den Resten des Wohnmobils geborgen – hier liegt der Ursprung der genetischen Spur des Terroristen, von dem es bis zu diesem Tag keine gab, nach 25 Verbrechen, die ihm zur Last gelegt werden. Von da wurde die Leiche ins rechtsmedizinische Institut nach Jena transportiert.

Noch ist nicht geklärt, ob das kleine Stück Stoff absichtlich oder aus Versehen an den Fundort der Leiche gelangt war. Die Spurensicherer aus Thüringen waren sowohl am Wohnmobil des NSU-Trios als auch an Peggys Fundort im Einsatz.

Wäre es aus Versehen passiert, hätte es fünf Jahre nach der genetischen Untersuchungen nach Böhnhardts Tod an den Untersuchungs-Geräten der Thüringer Ermittler kleben müssen. Ohne dass es jemand bemerkt hätte. Wie genau es neben die Fundstelle von Peggy kam, soll noch geklärt werden. Die Ermittlungen gehen weiter.

Aber eines steht fest: Aufgrund der Untersuchungsergebnisse und Gutachten schließen die Ermittler der Soko Peggy aus, dass die Böhnhardt-Spur tatsächlich mit dem Tod des Mädchens in Zusammenhang steht. Dies sagte Staatsanwalt Daniel Götz. Auch Soko-Leiter Ebner sagte: „Eine Täterschaft Böhnhardts am Tod von Peggy ist auszuschließen.“ Ebenso sei es auszuschließen, dass der NSU etwas mit dem Fall zu tun habe. Es führe keine Spur in den „Lebensraum“ von Peggy so Staatsanwalt Götz.

„So eine Spurenübertragung darf nicht passieren“, sagte Chef Ebner. Eine Erklärung könne die statische Aufladung des Stofffetzens sein.

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