Stickoxid-Ausstoß der Dieselfahrzeuge liegt konstant unter dem Jahresmittelwert - Feinstaub eher problematisch Fahrverbote: Kein Thema in Bayreuth

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Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge sind in Ballungsräumen in der Diskussion. In Bayreuth ist das allerdings kein Thema. Foto: Archiv/Oliver Weiken, dpa Foto: red

Diesel-Fahrer machen sich Sorgen: In Ballungsräumen wie Nürnberg oder München wird der Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm Stockoxid pro Kubikmeter Luft ebenso wie der zulässige Spitzenwert von 200 Mikrogramm regelmäßig überschritten. Viele Kommunen denken über Fahrverbote für Diesel nach. In Bayreuth ist die Lage dagegen entspannt. Und sie soll sich sogar verbessern.

 
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Der Diesel ist aktuell das Problemkind der Automobilindustrie. Und der Politik. Nach dem Abgasskandal, in den neben VW ein Großteil der Automarken verwickelt war, hat sich das Image des sparsamen Motors dramatisch verändert. Viele überlegen, beim nächsten Fahrzeugkauf auf ein Auto mit Benzinmotor zu setzen. Oder auf alternative Antriebe umzusteigen. Städte denken darüber nach, den Diesel an Tagen mit hoher Feinstaubbelastung aus den Innenstädten zu verbannen, so lange er nicht die aktuell strengste Abgasnorm Euro 6 erfüllt. Denn: "67 Prozent der Stickoxidbelastung in den Städten kommt aus dem Auspuff von Diesel-Autos", sagt Günter Jäkl, der beim Umweltamt der Stadt zuständig ist für den technischen Umweltschutz. Nach Angaben des Bundesumweltamtes stammen 22 Prozent der Stickoxide in der Luft von Nutzfahrzeugen wie Lastwagen, fünf Prozent von Bussen.

Viele Gemeinden und Städte haben Probleme mit den Werten

Jäkl ist tief drin in der Thematik. "Das Problem wird gerade intensiv beim Städtetag diskutiert, weil viele Städte und Gemeinden nicht in der Lage sind, die Stickoxidwerte runter zu bringen", sagt Jäkl. München, beispielsweise, liege beim Jahresmittelwert, der bei maximal 40 Mikrogramm Stickoxidbelastung pro Kubikmeter Luft liegen dürfe, bei 80 Mikrogramm. "In Nürnberg sind es 46 Mikrogramm im Jahresmittel." Bayreuth, sagt Jäkl, liege deutlich besser: "Bei uns sind es um die 30 Mikrogramm im Jahresmittel. Den Spitzenwert von 200 Mikrogramm haben wir noch nie erreicht." Und: Jäkl geht davon aus, dass sich die Werte "eher verbessern werden, weil viele auf Benziner oder Elektroautos umsteigen". Der Umstieg auf Benziner ist allerdings in der Regel mit höherem Kraftstoffverbrauch verbunden - und damit höherem Kohlendioxid-Ausstoß.

Keine Begründung für Fahrverbote

Der Umweltreferent der Stadt, Ludolf Tyll, sagt im Gespräch mit dem Kurier, dass die Stadt Bayreuth "nicht über Fahrverbote nachdenkt. Wie sollen wir die auch begründen?" Auch wenn es in Bayreuth durchaus diese Überlegung gegeben hat. Allerdings nicht wegen der Höhe der Stickoxidbelastung, die zum Großteil von Dieselfahrzeugen stimmt, sondern wegen der Feinstaubbelastung. Deshalb gibt es für Bayreuth seit zehn Jahren einen Luftreinhalteplan, "weil wir den Grenzwert deutlich überschritten hatten".

Feinstaubwerte lagen 2005 und 2006 deutlich über dem Grenzwert

In den Jahren 2005 und 2006 war das, sagt Jäkl. "2005 hatten wir den Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub 54 Mal überschritten, 2006 waren es sogar 56 Überschreitungen im Jahr. 35 Mal darf man den Grenzwert pro Jahr maximal überschreiten." Zu dem Zeitpunkt stand die Messstation des Landesamtes für Umwelt direkt an der Ampel beim Mühltürlein. Sie wurde versetzt und steht seitdem am Hohenzollernring nahe der Abzweigung zur Erlanger Straße, an einem ebenso nicht für die maximale Reinheit der Luft bekannten Punkt. "Man will bewusst einen ungünstigen Fall, einen Referenzpunkt in der Stadt."

Übertretungen auch im Jahr 2017

Im vergangenen Jahr sei der Feinstaubgrenzwert zwei Mal überschritten worden, im Januar und Februar diesen Jahres jedoch bereits 13 Mal. "Das liegt stets an der Inversionswetterlage", sagt Jäkl. Kalte Temperaturen, wenig Luftaustausch, Wolkendeckel über dem Bayreuther Kessel. "Das dürfte jetzt vorbei sein. Ich rechne nicht damit, dass wir in den kommenden Monaten den Grenzwert noch einmal überschreiten sollten."

Auf der Internetseite des Landesamtes für Umwelt wird die Luftqualität in Bayreuth mit "gut" eingestuft. Zumindest bei den Stickoxidwerten der vergangenen beiden Tage. Und bei den Feinstaubwerten der vergangenen fünf Tage.

Benziner seit Jahren höher im Kurs

Der Trend zum Benziner, möglicherweise als Folge des Abgasskandals, zeichnet sich auch in Bayreuth bei den Neuzulassungen ab. Wie Heinz Pfister, der Leiter des Straßenverkehrsamts der Stadt, auf Anfrage unserer Zeitung sagt, sind aktuell im Stadtgebiet Bayreuth 27.177 Benziner und 16.708 Diesel zugelassen. "Im Jahr 2010 waren die Zulassungszahlen bei Benzinern und Dieseln fast gleich", sagt Pfister: 1465 Benzinern standen 1483 Diesel gegenüber. Ab 2011 hatte der Benziner in den Neuzulassungen stets das Nachsehen: Es wurden zwischen 300 und 500 Diesel mehr zugelassen als Diesel. "Das hat sich 2016 gedreht", sagt Pfister. Die Zahl der neu zugelassenen Benziner stiegt von 1147 im Vorjahr auf 1341, die Zahl der neuen Diesel sank von 1609 im Jahr 2015 auf 1489 im Jahr 2016. wah

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