Verkehrserzieher verständigten sich per Zeichensprache und mit knappen Sätzen Fahrradunterricht für Flüchtlinge

Von Klaus Trenz
Die Verkehrserzieher der Polizei verständigten sich beim Fahrradtraining in Auerbach per Zeichensprache und mit knappen Sätzen mit den jungen Flüchtlingen. ⋌Foto: Klaus Trenz Foto: red

Bernhard Ziegler, Verkehrserzieher der Polizei Auerbach, und sein Kollege aus Sulzbach-Rosenberg, Uwe Aulinger, hatten in den vergangenen drei Wochen Fahrradunterricht der ungewöhnlichen Art: Vor allem mit Zeichensprache, allenfalls sehr knappen Sätzen, brachten sie jungen Flüchtlingen aus Auerbach und Michelfeld das Fahrrad fahren, beziehungsweise die Verkehrsregeln bei.

 
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Für dieses Training gibt es keine Anleitungen, so wie beim Verkehrsunterricht für die Grundschüler. Dennoch: Ziegler kam dem Jugendhilfezentrum Schnaittach (JHZ), das für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge der gesetzliche Vormund ist, entgegen und bot an, einen praktischen Kurs ohne theoretische Prüfung mit den Jugendlichen durchzuführen.

Keine Theorieprüfung

Eine theoretische Prüfung hätte wegen der Sprachbarriere nicht funktioniert. „Wir haben uns darauf geeinigt, zwar Deutsch zu sprechen, aber das Ganze geht nur durch Zeigen und Vormachen“, sagt Ziegler. Auch wenn Dolmetscher Halim Mohamad vor Ort war. Uwe Hartmann, JHZ-Gruppenleiter und seine Kollegen mussten also vorarbeiten.

Seit den Faschingsferien haben sie den Jugendlichen Verkehrsschilder ermittelt, sind mit ihnen auch schon mal geradelt. „Da hat man gesehen, dass ein Verkehrsunterricht notwendig ist“, sagt Hartmann. „Die Jungs können zwar Fahrrad fahren, aber Verkehrsregeln sind ihnen ganz neu“. Verkehrsregeln gibt es auch in Afghanistan und im Iran (wo eine afghanische Minderheit lebt), aber dort nimmt man es offenbar nicht so genau damit. „In manchen Städten“,, so Mohamad „gibt es kaum Verkehrsschilder, geschweige denn in den Dörfern“.

Vorfahrt vor einem Lkw

Die Verkehrsregeln in Deutschland sind für die Jugendlichen erst mal eine Überforderung und Anlass für Erstaunen. Sie müssen lernen, dass ein Fahrradfahrer gleichberechtigter Verkehrsteilnehmer ist, mit gleichen Rechten aber auch Pflichten wie jeder andere. Dass ein Fahrradfahrer unter Umständen Vorfahrt vor einem Lastkraftwagen hat, ist für sie genauso neu wie die Disziplin der deutschen Autofahrer an einer Ampel. „Die Jungs hätten nicht gedacht, dass Fahrrad fahren so schwer ist“, sagt Hartmann. Sie lernten nun, was man im Verkehr alles beachten muss und „das ganze Drumherum“. Die Jugendlichen setzten sich mit der Materie auseinander. „Das ist das Wichtigste“. Hartmann, dem verantwortlichen Sozialpädagogen für die Auerbacher Wohngruppe, genügt rein versicherungstechnisch die praktische Unterweisung durch die Verkehrserzieher, um sie in den Straßenverkehr rund um Auerbach zu entlassen.

Es geht Hartmann aber auch um den Schutz für die Jugendlichen selbst: „In anderen Einrichtungen hat es aufgrund von Unwissen und Übermut schon tödliche Unfälle gegeben“, so Hartmann. In Auerbach soll das nicht passieren.

INFO: Die Fahrräder der jungen Flüchtlinge stammen von Peter Koch aus Auerbach, der alte Fahrräder unentgeltlich repariert und sie anschließend den Asylbewerbern schenkt.