Facebook stuft Medieninhalte zurück

Foto: Arno Burgi/dpa Foto: red

Facebook-Nutzer werden künftig mehr Beiträge von Freunden und Familie statt von Unternehmen, Medien und politischen Gruppen zu sehen bekommen. Damit solle das weltgrößte Online-Netzwerk wieder stärker auf das ursprüngliche Ziel ausgerichtet werden, persönliche Verbindungen zu ermöglichen, schrieb Gründer und Chef Mark Zuckerberg in einem Facebook-Beitrag in der Nacht zum Freitag. Die Änderung gehe auf Wünsche von Nutzer zurück. Kritiker sagen, die Änderung im Facebook-Algorithmus ziele darauf ab, mehr Werbeeinnahmen zu erzielen.

 
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Die Beiträge von Unternehmen und Medien sollen zudem danach priorisiert werden, «ob sie zu bedeutungsvollen Interaktionen ermutigen». Mit anderen Worten sollen Inhalte, zu denen sich ein Nutzer und seine Freunde äußern, höher im Newsfeed platziert werden. Dabei wird Facebook mit Hilfe seiner Algorithmen versuchen, vorherzusagen, über welche Beiträge man sich wohl austauschen wollen werde.

Einschnitt für Medien und Unternehmen

Das bedeutet, dass Beiträge von Facebook-Seiten zwar grundsätzlich weiterhin den Weg in den Newsfeed finden werden - aber bevorzugt, wenn sich der Freundeskreis darüber austauscht. Zugleich können die Inhalte-Anbieter Platz im Nachrichtenstrom der Nutzer über Facebooks Anzeigenplattform kaufen.

Für viele Unternehmen und Medien dürften die Änderungen einen radikalen Einschnitt bedeuten. Facebook hatte in den vergangenen Jahren versucht, verstärkt zur Plattform für Medieninhalte zu werden. Viele Medien und Marken setzen darauf, Menschen über Facebook zu erreichen - schließlich hat das Online-Netzwerk weltweit mehr als zwei Milliarden Mitglieder. «Es stimmt, dass die Verbreitung dieser Inhalte zurückgehen wird, und dies bedeutende Auswirkungen für das Ökosystem haben wird», sagte Facebook-Manager John Hegeman. Die Zahl der Anzeigenplätze im Newsfeed werde zugleich nicht erhöht.

Härterer Wettbewerb um begehrte Werbeplätze

Damit wäre es denkbar, dass der Schritt den Wettbewerb um vorhandene Werbeslots anheizt. Zugleich können Nutzer selbst in den Einstellungen dafür sorgen, dass die Beiträge von Seiten, denen sie folgen, ganz oben im Newsfeed auftauchen - und damit die Änderung aushebeln.

Hegeman machte auf Anfrage keine Angaben dazu, wie das Verhältnis der Beiträge von Freunden und Facebook-Seiten im Newsfeed der Nutzer derzeit ist - und welchen Wert Facebook anstrebt. Er bestritt, dass die Änderungen zur sogenannten «Filterblase» führen könnte - einer Situation, bei der ein Nutzer von Algorithmen nur Inhalte angezeigt bekommt, die zu seinen Ansichten passen. Hinter dem Schritt stecke auch kein Versuch, politische Kontroversen um Facebook-Inhalte zu entschärfen. «Nein, dahinter steckt keine politische Motivation.» Das Online-Netzwerk war vor allem nach dem US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 für die Ausbreitung gefälschter Nachrichten auch über dubiose Facebook-Seiten kritisiert worden.

dpa/red

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