Facebook: Der Nutzer trägt Verantwortung

Von Torsten Geiling
Symbolfoto: Dominic Lipinski/PA Wire/dpa Foto: red

Der Bundespräsident zeigt sich besorgt über die Macht der sozialen Netzwerke, Politiker aller Parteien sind empört über den Datenskandal um Facebook und die Justizministerin kündigt nun eine Überwachung von Marc Zuckerbergs Unternehmen an. Man fragt sich, in welchem Paralleluniversum sie sich die vergangenen Jahre befunden haben, zumal doch alle selbst ein Facebookprofil haben. Aber es braucht eben immer einen Sündenbock.

 
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Wer denkt, mit Facebook sei der Schuldige für Trumps Wahlsieg und all der Falschnachrichten und Hassbotschaften gefunden, der irrt und sollte sich sein eigenes Nutzerverhalten ansehen. Wir nehmen hin, dass Facebook jeden unserer Klicks überwacht und für Werbung ausschlachtet. Immer tiefer dringt das Unternehmen mit jeder Veränderung der Privatsphäre-Einstellungen in unser Leben vor. Interessiert uns alles nicht. Niemand liest die ellenlangen Nutzungsbedingungen, bevor er zustimmt.

Das Geschäftsmodell von Facebook

Seit seiner Gründung vor 14 Jahren sammelt Facebook private Daten seiner Nutzer. Alles wird gespeichert, ausgewertet und an Dritte weiterverkauft. Das ist das Geschäftsmodell dieser riesigen Manipulationsmaschine. Damit der Nutzer immer weiter Daten abliefert und Werbung konsumiert, hat sich Facebook in ein Massenmedium neuen Typs verwandelt. Spezielle Programme präsentieren dem Nutzer individuell zugeschnittene Nachrichten und Videos, die sein vorhandenes Weltbild und seine Vorurteile stärken. Ob die Informationen wahr oder falsch sind, ist egal.

Das ist alles nicht neu. Deshalb verwundert umso mehr der Zeitpunkt des Shitstorms, der nun über Facebook hereinbricht. Dabei wurde zuvorderst das Unternehmen selbst geschädigt. Es geht um einen Datenklau durch die Firma Cambridge Analytica. Sie hat Informationen von Millionen Facebook-Nutzern offenbar dafür genutzt, bei der US-Präsidentenwahl potenzielle Wähler von Donald Trump in ihrer Weltanschauung zu bestätigen. Wie die Wahl ausging, wissen wir alle, ob tatsächlich Cambridge Analytica dafür verantwortlich ist, weiß niemand. Es ist trotzdem eine Hysterie entstanden. Konten werden gelöscht und Werbetreibende stornieren ihre Aufträge. Das wird nicht so bleiben. Zu verlockend ist die zielgenaue Ansprache von Millionen von Menschen, Kunden und vor allem auch Wählern. Der bayerische Landtagswahlkampf steht in den Startlöchern. Schon bald werden uns die ersten Anzeigen der Parteien in Facebook begegnen.

Persönliche Daten

Die Politik kann Facebook, Google, Amazon und Co. durch Gesetze mehr Transparenz vorschreiben, viel wichtiger ist jedoch ein reflektierter Umgang mit den Angeboten dieser Firmen. Denn das sind nur die Plattformen für Informationen jeglicher Art. Man muss sich nur in seiner eigenen Filterblase umsehen, die Nachrichten, Falschmeldungen und Hetze verbreiten andere. Anders als in den klassischen Medien gelten dort nämlich keine journalistisch-ethischen Grundregeln. Rassistische und fremdenfeindliche Kommentare werden nur unzureichend unterbunden, die Wahrheit spielt genauso eine untergeordnete Rolle wie die Menschenwürde.

Ob das alles eine Gefahr für die Demokratie ist? Nicht, wenn der mündige Facebook-Nutzer sich dessen bewusst ist und entsprechend handelt. Das bedeutet auch, persönliche Daten sollte man nur kontrolliert preisgeben und nicht allen alles erzählen. Etwas weniger Narzissmus täte uns allen gut. Das gilt für die digitale Welt und übrigens auch für die analoge.