Innung Bayreuth empört: Bürokraten fordern Explosionssicherheit BAYREUTH Explosionssichere Metzgereien

Von Norbert Heimbeck
Fettabscheider sind in vielen Metzgereien und gastronomischen Betrieben installiert. Der Gesetzgeber plant jetzt, dass die Geräte explosionssicher umgebaut werden sollen. Foto: Harbach Foto: red

„Wann ist eigentlich zuletzt eine Metzgerei in die Luft geflogen?“ Metzgermeister Martin Imhof schmunzelt bei dieser Frage. Aber schnell wird er ernst: „Das ist wieder so eine Bürokraten-Idee, die uns kleinen Handwerksbetrieben das Leben schwermacht.“ Die Idee, die zurzeit die Metzger landauf, landab umtreibt: Fettabscheider sollen künftig explosionssicher sein.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Im Keller unter Martin Imhofs Metzgerei steht ein schwarzer Behälter; er sieht aus wie ein kleiner Heizöltank, ist etwa einen Kubikmeter groß. Auf einer Seite führt ein dickes Rohr hinein, auf der anderen Seite führt es heraus. Der Innungsobermeister erklärt: „Durch diesen Kasten läuft das Wasser aus unserem Betrieb. Das darin enthaltene Fett setzt sich ab. Etwa alle Vierteljahre kommt ein spezialisiertes Entsorgungsunternehmen und holt das Fett ab.“ Und was ist daran so gefährlich, dass Explosionsgefahr befürchtet werden muss? Imhof: „Ich kann es mir nicht vorstellen.“

Auch Georg Schlagbauer, Landesinnungsmeister des Fleischerverbandes Bayern und Präsident des Bayerischen Handwerkstages, ist sauer: „Die bürokratischen Lasten für unsere Handwerksbetriebe bieten viel Explosionsstoff.“ Grund der Aufregung ist die geplante Änderung der DIN 4040-100. Diese Norm regelt den Einbau von Fettabscheidern in Gastronomie- und Metzgerbetrieben. Wie der Name sagt, trennen sie Fette und Öle vom Abwasser. Die neue Norm sieht unter anderem eine Verschärfung in den Bereichen Wartung und Inspektion vor. Außerdem sollen Fettabscheider künftig als explosionssicher eingestuft werden. „Wir wüssten nicht, dass Gastwirtschaften oder Metzgereien wegen explodierender Fettabscheider in Rauch und Flammen aufgegangen wären“, wundert sich auch Ulrich Brandl, Präsident des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga. Im Gegenteil: „Unsere bisherigen Erfahrungen zeigen, dass in normgerecht installierten und betriebenen Fettabscheidern noch nie Explosionen beobachtet wurden.“ Brandl stützt sich dabei auf den technischen Ausschuss der Berufsfeuerwehr, der die bisherigen Anforderungen der DIN 4040-100 als ausreichend einstuft.

Die Metzger fürchten hohe finanzielle Belastungen der Familienbetriebe. Außerdem werden zusätzliche bürokratische Aufgaben gestellt: Zu den Regeln des Explosionsschutzes gehört es unter anderem, auf Basis einer Gefährdungsbeurteilung ein Explosionsschutzdokument zu erstellen und dies durch regelmäßig wiederkehrende Prüfungen aktuell zu halten. Obermeister Martin Imhof spricht für etwa 20 Innungsbetriebe in Stadt und Landkreis Bayreuth: „Das Geschäft wird ohnehin nicht einfacher. Aber der bürokratische Aufwand nimmt von Jahr zu Jahr zu.“

In diese Klage stimmt auch Imhofs Kulmbacher Kollege Uwe Krautz ein: „Bald werden sicher auch die Toiletten in den Privathaushalten explosionssicher sein müssen“, zitiert er Landesinnungsmeister Schlagbauer. Denn auch hier könnten Gase entstehen.

Bilder