Expertentipps: Wo es noch Rendite gibt

Nicht gerade üppig, was sich im Bauch dieses Sparschweins angesammelt hat. Aber auch wenig Geld kann bei der Vermögensbildung ein Anfang sein.Foto: Peter Kneffel/dpa-Archiv Foto: red

Sparer haben’s gerade schwer, Rendite zu erzielen.  Auskunft und Tipps zu Fragen rund um die Geldanlage in Niedrigzinszeiten gaben bei der Kurier-Telefonaktion Birgit Willberger, unabhängige Vermögensverwalterin, Frank Schöndorf vom deutschen Fondsverband BVI sowie Andreas Kohl von der Stiftung Warentest. Ihre Ratschläge:

 
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Ich bin schon über 70, habe aber 20.000 Euro, die ich anlegen will. Was soll ich tun?
Wir empfehlen, das Geld aufzuteilen. Legen Sie einen Teil des Geldes auf ein Tagesgeldkonto. Das bringt zwar kaum Zinsen, dafür haben Sie täglichen Zugriff. Für den Rest suchen Sie sich zwei gemischte Fonds. So minimieren Sie Ihr Risiko und erhalten sich die Chance auf Rendite.

Mein Sohn ist Mitte zwanzig, ihm wurde eine Riester-Rente auf Aktienfondsbasis angeboten. Aktienfonds kann ich nachvollziehen, aber lohnt sich Riester?
Die Riester-Rente kann eine sinnvolle Möglichkeit sein, privat für das Alter vorzusorgen. Attraktiv wird sie durch die staatliche Förderung. Die Anbieter müssen außerdem die gesamten Beiträge sowie die staatlichen Zulagen zum Ende der Laufzeit garantieren. Lassen Sie sich am besten individuell beraten, ob sich das für Sie lohnt.

Bei Gold gibt es großes Für und Wider. Was sagen Sie?
Wir sagen, fünf bis zehn Prozent des Vermögens können als Beimischung infrage kommen. Beachten Sie aber, dass Gold momentan teuer ist, dass es keine Zinsen bringt und dass Sie die Aufbewahrung bezahlen müssen.

Ich möchte Geld anlegen, das ich in etwa 15 Jahren benötige. Ich habe aber keine Erfahrung mit Aktien.
Dann lassen Sie besser die Finger von Einzelaktien. Denn damit liefern Sie sich der Entwicklung eines einzelnen Unternehmens aus. Teilen Sie das Geld lieber auf mehrere breit streuende Aktienfonds auf.

Ich habe schon einmal am Aktienmarkt investiert, aber schlechte Erfahrungen gemacht. Wenn derzeit nichts daran vorbei führt, welche Empfehlung geben Sie?
Suchen Sie sich einen breit streuenden, internationalen Fonds, der sich zum Beispiel an dem MSCI World-Index orientiert. Dieser beinhaltet über 1600 Titel, was das Risiko streut. Trotzdem bleiben Kursschwankungen, die Sie einkalkulieren und aushalten müssen.

Was sind ETF-Fonds?
Diese Fonds sind relativ einfach zu handhaben und durch fehlende Ausgabeaufschläge relativ kostengünstig. Denn diese Exchange Traded Funds gehören zu den so genannten passiven Fonds, sie werden nicht aktiv von einem Fondsmanager gemanagt, sondern bilden einen Index ab – beispielsweise den DAX oder eben den MSCI World. Wie in fast allen anderen Fonds auch, ist der Anleger flexibel und kann jederzeit aussteigen. Ein ETF entwickelt sich immer so wie der zugrundeliegende Index, nicht schlechter, aber auch nicht besser.

Gibt es bei Fonds eine Mindestanlagedauer?
Eine Mindestanlagedauer gibt es mit Ausnahme von offenen Immobilienfonds nicht. Trotzdem gilt: Wenn Sie in Fonds investieren, sollten Sie das Geld in nächster Zeit nicht benötigen, damit Sie Wertschwankungen aussitzen können und am Ende auf eine ordentliche Rendite kommen. Wenigstens fünf Jahre sollte das Geld im Fonds verbleiben.

Gibt es so etwas wie die Einlagensicherung bei den Banken auch bei Fondsgesellschaften?
Im Falle der Insolvenz der Fondsgesellschaft würde das Fondsvermögen nicht in die Konkursmasse fallen, sondern dem Anleger erhalten bleiben. Dies ist unabhängig davon, ob der Fonds bei einer Bank, einem unabhängigen Vermittler oder direkt bei einer Fondsgesellschaft gekauft wurde. Investmentfonds sind sogenannte Sondervermögen, und dieses ist vom Vermögen der Fondsgesellschaft strikt getrennt.

Ich möchte eine größere Summe aus einer Lebensversicherung langfristig anlegen. Ist es möglich, mit Fonds mehr als die Inflationsrate herauszubekommen?
Die Erfahrung zeigt, dass bei gemischten Fonds oder Aktienfonds auf längere Sicht auch nach Abzug der Kosten eine Rendite oberhalb der Inflationsrate möglich ist. Sie sollten den Betrag aber auf mehrere Fonds mit unterschiedlichen Anlageschwerpunkten verteilen. Auf der Internetseite des deutschen Fondsverbandes BVI www.bvi.de können Sie für die meisten Fonds die Wertentwicklung der Vergangenheit einsehen. Das ist schon mal eine gute Grundlage für ein Gespräch mit Ihrem Berater.

Worauf sollte ich bei der Auswahl von Börsenprodukten achten? Als Laie finde ich das sehr schwierig.
Kaufen Sie nur, was Sie auch verstehen. Nehmen Sie keine Angebote an, die Sie nicht durchschauen – sollten die Erträge auch noch so lukrativ erscheinen. Seien Sie hartnäckig und fragen Sie genau nach, welche Kosten und Risiken mit den Anlagen verbunden sind. Erhalten Sie keine konkreten Auskünfte, lassen Sie die Finger davon.

Ich habe noch 60.000 Euro auf dem Girokonto liegen, die ich anlegen möchte. Wo kann ich das am besten tun?
Das hängt davon ab, was Sie mit dem Geld vorhaben und wie lange Sie darauf verzichten können. Es empfiehlt sich, das Geld zu splitten: einen Teil auf ein Tagesgeldkonto, so dass Sie kurzfristig darauf zugreifen können. Unter www.test.de\zinsen finden Sie die aktuellen Vergleichsdaten. Für den anderen Teil suchen Sie sich breit streuende Aktienfonds, die Sie länger laufen lassen können.

Kann man auch mit kleinen Beträgen Vermögen aufbauen?
Sie können über einen Fondssparplan auch mit kleineren Summen von 25 oder 50 Euro sparen. Sie sind sehr flexibel und können die Summe jederzeit erhöhen, senken oder aussetzen.

Muss ich als Sparer auch mit Negativzinsen rechnen?
Die Aussage des Bankenverbandes lautet derzeit, dass Negativzinsen nicht an Sparer weitergegeben werden.

Was ist besser: Aktienfonds oder Mischfonds?
Das ist eine Frage Ihrer ganz persönlichen Risikobereitschaft. Mischfonds gehen sowohl in festverzinsliche Anlagen als auch in Aktien – Aktienfonds gehen ausschließlich in Aktien, breit gestreut. Bei Mischfonds ist der Vorteil, dass sie je nach Marktsituation stärker in Aktien oder stärker in festverzinsliche Papiere investieren und dies am Ende einen guten Durchschnitt ergibt. Bei Aktienfonds gibt es höhere Renditechancen, aber auch höhere Risiken.

Ich bin schon über 90 und habe Wertpapiere. Da ich aber nicht weiß, wie sich der Markt entwickelt, würde ich diese gern auf meine Tochter überschreiben. Geht das?
Ja, das ist möglich. Dann kann Ihre Tochter entscheiden, wann das Geld günstigerweise zu verwenden ist.

Ich möchte einen Teil meiner Aktienfonds verkaufen. Muss ich auf den bisherigen Gewinn Steuern zahlen?
Bei Fondsanteilen, die Sie vor 2009 gekauft haben, bleibt der Gewinn steuerfrei. Bei solchen, die Sie nach dem 31. Dezember 2008 erworben haben, ist der Veräußerungsgewinn grundsätzlich steuerpflichtig, sollten Sie Ihren Sparerfreibetrag von 801 Euro im Jahr, Verheiratete: 1602 Euro, bereits ausgeschöpft haben.

Weitere Infos:

Die aktuellen Ausgaben der Zeitschrift „Finanztest“ bieten ein breites Informationsspektrum zu allen Formen der Geldanlage. Sonderhefte sind im Buchhandel erhältlich oder auf der Internetseite der Stiftung Warentest zu bestellen.

Rat zum Thema Fondssparen gibt es auf der Homepage des deutschen Fondsverbandes BVI. Hier kann man auch die Broschüre „Investmentfonds und Altersvorsorge“ herunterladen.

Unabhängige, von der staatlichen Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin zugelassene Vermögensverwalter, sind hier zu finden.

Beim Wegweiser Finanzberatung erhalten Verbraucher von der Bundesregierung Tipps für die Anlageberatung.

red

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