Ex-Jugendtrainer gibt Missbrauch zu

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Das ist für alle Eltern ein Alptraum: Sie lassen ihr Kind in einem Sportverein trainieren und wähnen es in guten Händen. Doch ein Jugendtrainer nutzt das Vertrauen aus und missbraucht einen der jungen Nachwuchssportler. Dafür erhielt der Student am Dienstag vom Amtsgericht Bayreuth eine einjährige Freiheitsstrafe, die zu drei Jahren auf Bewährung ausgesetzt wird.

 
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Der Jugendtrainer, ein heute 27-jähriger Student aus dem Landkreis Kulmbach, hat in dem Prozess am Amtsgericht Bayreuth in letzter Sekunde ein Teilgeständnis abgelegt. Zuvor bestritt er vor allem den ersten Teil der ihm zur Last gelegten Taten.

Die Staatsanwaltschaft warf ihm vor, im Jahr 2016 in einem Vereinsheim in Bayreuth einen Jungen fünf Mal an den Genitalien berührt zu haben. Das Opfer, geboren im Jahr 2003, war noch keine 14 Jahre alt. Der Jugendfußballtrainer hat laut Anklage das Glied des Jungen über dessen Unterhose bewusst berührt, um sich sexuell zu erregen.

"Massagen angeboten"

Der Angeklagte, der in Bayreuth ein Studium der Rechtswissenschaften macht, bestritt die Vorwürfe zunächst. Er habe die B-Junioren, 16 und 17 Jahre, trainiert. In deren Umfeld auf dem Sportgelände habe er den damals 13-Jährigen kennengelernt. Der Junge habe Probleme in der Schule gehabt, daher habe er ihm Nachhilfeunterricht in Englisch gegeben. Die Stunden fanden vor den Trainingseinheiten im Vereinsheim statt, schilderte der Angeklagte eingangs.

Als der Junge von Oberschenkelproblemen erzählte, habe er ihm Massagen angeboten. "Er hatte seine Unterhose an und ich habe ihn nicht an den Genitalien berührt." Als Richter Alois Meixner nachhakte: "Warum sollte er denn das einfach so behaupten?", antwortete der Angeklagte, das könne er sich auch nicht vorstellen.

Anleitung zum Masturbieren

Den weiteren Tatvorwurf, dem Jungen eine Nachricht mit pornografischem Inhalt aus Smartphone geschickt zu haben, räumte der Jura-Student sofort ein. Die Whatsapp-Nachricht, gesendet im Dezember 2016, war eindeutigen Inhalts. Darin forderte den Jungen auf, zu masturbieren, wobei er ihm eine genaue Anleitung dazu gab. "Wirst sehn danach bisd wieder richtig gut drauf", schrieb er zum Schluss. Richter Meixner war empört über die ganze Mitteilung: "Das ist jenseits von gut und böse, das ist einfach der Hammer!"

"Nur noch Brüste im Kopf?"

Im Fußballverein sei öfter über sexuelle Themen gesprochen worden, so der ehemalige Trainer, der inzwischen keine gültigen Lizenzen mehr hat. "Ich habe mal einen saloppen Spruch gemacht, ob er nur noch Brüste im Kopf habe, so in der Art", sagte der Angeklagte. "Das habe ich nicht ernsthaft so gemeint."

Staatsanwalt Holger Gebhardt hielt ihm die Aussage des Opfers vor. Demnach soll er den Jungen gefragt haben, ob er mal einen Porno anschauen wolle. Auch habe er ihm erklärt, was passiere, wenn eine Frau ihn am Glied anfasse. Daran wollte sich der Angeklagte nicht mehr erinnern können. "Ich wollte ihm nur helfen", beteuerte er und entschuldigte sich für sein "dämliches" Verhalten.

Opfer blieb Aussage erspart

Weil es bei den Vorfällen auf der Massagebank keine Zeugen gab, hätte der Junge im Prozess aussagen sollen. Der Anwalt der Familie bat jedoch, auf die Befragung zu verzichten. Die psychische Belastung in der Gegenwart des Angeklagten sei zu groß für den Jugendlichen.

Der Richter wollte die Vernehmung per Video zuschalten. Dabei gab er dem Studenten zu verstehen, dass er seine Lage nur verbessern könne, wenn er dem Jungen die Aussage erspare.

Nach einer Unterbrechung der Verhandlung ließ der Angeklagte von seinem Verteidiger Ralph Pittroff ein Teilgeständnis verlesen. Darin räumte er ein, den Jungen zweimal über der Unterhose am Penis berührt zu haben, um sich selbst sexuell zu erregen. Einem psychologischen Gutachten zufolge befindet er sich mittlerweile in Therapie.

"Eine miese Geschichte"

"Sie haben als Jugendtrainer ihre Vertrauensposition missbrauch", sagte Meixner. "Das ist keine Bagatelle. Eltern vertrauen einem Trainer ihr Kind an und verlassen sich darauf, dass der sich anständig verhält."

Lockere Sprüche könnten fallen - zwischen den Jugendlichen. "Das sich der Trainer daran aktiv beteiligt, geht gar nicht." Das sei eine "miese Geschichte", die er sich da erlaubt habe, so der Richter in seinem Urteil.

Er verurteilte den Mann zu einer einjährigen Freiheitsstrafe, die drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wird. Ferner muss er 500 Euro Geldbuße an den Kreisjugendring entrichten, wovon mindestens 50 Euro monatlich zu zahlen sind. Außerdem muss der Mann 80 Arbeitsstunden leisten.

"Sie haben auch ihre Zukunft damit gefährdet, in den Staatsdienst kommen Sie keinesfalls, das muss Ihnen eine Lehre sein", sagte Meixner zu dem angehenden Juristen. "Denn sonst wird es auch in anderen Anstellungsverhältnissen problematisch."

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