Provinz, Wagner-Hauptstadt? Was Festspielgäste meinen „Es geht ja um die Musik“

Juli Zucker
 Foto: red

Gutes Orchester, starke Sänger – inklusive Einspringer Samuel Youn –, nur die Regie des „Fliegenden Holländers“ muss Kritik einstecken. Aber was sagen die, die’s mit am meisten angeht? Die Zuschauer? Der Nordbayerische Kurier befragte auch Festspielgäste – wie Martina und Jens Hansen.

 
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Waren Sie schon mal in Bayreuth?

Martina und Jens Hansen: Wir waren Ende der neunziger Jahre beruflich hier, weil wir an der Universität beschäftigt waren, wohnen aber mittlerweile in München. Fünfzehn Jahre lang haben wir auf unsere Karten gewartet, heute ist es endlich so weit.

Fünfzehn Jahre? Sind Sie treue Wagnerianer?

Hansen: Nein, nicht direkt. Wir hatten unsere Vorbehalte. Wagners Musik wird immer als schwer verdaulich beschrieben. Aber als wir in München einen Teil des „Rings“ angesehen haben, waren wir überzeugt. Das war fantastisch.

Die Regie des „Fliegenden Holländers“ kam nicht so gut an...

Hansen: Obwohl die Inszenierung sehr umstritten ist, erwarten wir musikalisch Großartiges und sind gespannt, wie sich Thielemann schlägt. Von den Vertreteranzügen in der Inszenierung haben wir schon gehört – aber es geht ja hauptsächlich um die Musik.

Wie sehr hat sich Bayreuth verändert, seit Sie von hier weggezogen sind?

Hansen: Das ist zurzeit schwierig zu sagen. Ja, zur Festspielzeit wirkt Bayreuth viel internationaler und weltoffener, die Atmosphäre ist anders. Als wir noch in Bayreuth gewohnt haben, dekorierte sogar die kleinste Apotheke zur Festspielzeit um.

Was halten Sie davon, dass Katharina Wagner versprochen hat, die Vergangenheit aufzuarbeiten?

Hansen: Es ist dringend nötig, damit anzufangen, weil das Thema seit vielen Jahren immer wieder aufkommt. Man muss einen unverstellten Blick auf die Vergangenheit werfen. Die Schwierigkeit liegt darin, das mit Bedacht und Sorgfalt zu tun. Der einzige Weg, es richtig zu machen, ist eine wissenschaftliche Aufarbeitung eines Historikers.

Finden Sie Bayreuth abgelegen?

Hansen: Es stimmt zwar, aber genau das ist wichtig für die Festspiele. In Großstädten würden die Festspiele neben dem kulturellen Überangebot vielleicht untergehen. In Bayreuth bilden sie ein besonderes Umfeld um sich herum. Das tut der Stadt, den Bewohnern und auch dem Festspielhaus gut.