Erweitertes Fahrzeugmuseum eröffnet

Von Andreas Gewinner

Ab sofort steht eines der größten Museen Deutschlands für Zwei- und Vierräder in Fichtelberg. Die Familie Eckert hat die Ausstellungsfläche ihres seit 1992 bestehenden Museums glatt verdoppelt. Etwa 500 Autos und Motorräder gibt es zu sehen. So genau wissen es die Eckerts selber nicht.

 
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Die Sammlerfamilie: Seit Jahrzehnten sammelt Perry Eckert (Jahrgang 1959) Autos und Motorräder. Schon als Jugendlicher fing er an, an Mofas zu schrauben, sammelte altes Eisen bei den Bauern der Umgebung, hob seine ungewöhnlichen Alltagsautos auf, anstatt sie wegzugeben.

Das war der Anfang einer bis heute anhaltenden Sammelleidenschaft. Und samt Leihgaben der Grundstock für das heutige „Fahrzeugmuseum Fichtelberg“. Unterstützt wird er dabei von seiner Frau Gabi (Perry: „Das müssen Sie erst mal finden: Eine Frau, die so einen Spleen mitmacht“) und Sohn Constantin.

Das erste Auto der Welt: An diesem Wochenende ist als Gast ein Fahrzeug vor Ort, das nicht den Eckerts gehört. Der „Benz-Patent-Motorwagen“ von 1886, das erste Auto der Welt und der erste Mercedes überhaupt. Zum 100-Jährigen Jubiläum 1986 hat Mercedes sein erstes Auto in kleiner Stückzahl originalgetreu nachgebaut, Eigentümer Stefan Krauß aus Kemnath hat sein Exemplar einem englischen Museum abgekauft. Krauß ist Mercedesfan in der dritten Generation: „Schon mein Vater und mein Großvater fuhren Benz.“ Und, ergänzt Krauß: „Auf jedem Oldtimertreffen habe ich das älteste Auto.“

Die Isos: In Fichtelberg kann man die größte Sammlung der italienischen Exotenmarke Iso Rivolta in Deutschland in Augenschein nehmen. In 20 Jahren entstanden nur rund 2000 Stück, ein knappes Dutzend davon stehen nun in den neuen Ausstellungshallen an der Bayreuther Halle am westlichen Ortseingang von Fichtelberg.

Eines der Autos ist vor kurzem von einem Filmeinsatz zurückgekehrt: „Bella Germania“, ein dreiteiliges deutsch-italienisches Familienepos, das den Bogen von den 60er Jahren bis in die Gegenwart spannt. Der Dreiteiler soll dieses oder nächstes Jahr im ZDF ausgestrahlt werden.

Weitere Isos kann man am heutigen Samstag außerhalb des Museums bewundern: Der Iso-Club Deutschland hat sich zum Besuch angekündigt.

Das Memento: In einer der neuen Hallen stehen S-Klasse-Mercedes’ der 80er und 90er Jahre Tür an Tür, darunter auch das Privatfahrzeug des legendären Motorradtüftlers Friedel Münch, der es geschafft hatte, einen Automotor in einen Motorradrahmen zu integrieren.

 Einer der Mercedes, passenderweise schwarz lackiert, erzählt eine traurige Geschichte. Ein 500 SEL AMG mit einem riesigen Custommotor, den Raphael Eckert selbst restauriert und modifiziert hat; eine saubere Arbeit, für die er auf Treffen zahlreiche Pokale einsammelte. Raphael Eckert starb vor fünf Jahren unverschuldet bei einem Verkehrsunfall unweit der neuen Museumshallen. Nun erinnert ein Bild von ihm mit Trauerflor und einer brennenden Kerze neben seinem Auto an den jungen Mann und seine Leidenschaft.

Goggo, Isetta, E-Mobil: Nicht nur exotische Sportwagen und deutsche Oberklasseautos stehen in den neuen Museumshallen. Zwei Goggomobile, ein Ford Taunus oder eine BMW Isetta aus der Wirtschaftswunderzeit sind ebenfalls zu besichtigen. Wer bei „Isetta“ an „Iso“ denkt, liegt übrigens nicht falsch. Die Isetta war ein Iso-Lizenzprodukt von BMW. Auch Bulldogfans und Freunde umweltfreundlicher Fortbewegung kommen auf ihre Kosten, dank mehrerer historischer (!) E-Mobile – darunter eines mit Flügeltüren.

Die Mofatuner: Bürgermeister Georg Ritter und Gemeinderat Siggi Langer haben mit leuchtenden Augen ein Zündapp-Mofa entdeckt, wie sie es selbst als Jugendliche gefahren sind. Langer erläutert die damals üblichen Tuningmaßnahmen: Die Luftfilterabdeckung durch einen Damenstrumpf ersetzen, einen größeren Auspuffkrümmer verbauen, als nächstes einen größeren Vergaser. Und wenn das noch nicht reichte, das Ritzel verändern. Ob das das damals alles legal war, wollen wir gar nicht wissen. Wie sagte Ritter bei der Begrüßung: „Wir sind doch alle große Jungs mit Benzin im Blut.“

Die Scheunenfunde: In einer Ecke sieht es so aus, als seien die Eckerts nicht rechtzeitig zur Eröffnung fertig geworden. Hinter einem Zaun stehen mehrere Autos, rostig, mit stumpfem Lack, im Autoinnern alte Ersatzteile, darunter auch ein Iso. Dieses absichtlich so gestaltete Areal soll die Situation eines Scheunenfundes darstellen. Für jeden Oldtimerfan ist es der „Heilige Gral“, in einer alten Scheune oder im hintersten Winkel einer Tiefgarage ein seltenes, altes Auto im Dornröschenschlaf zu entdecken.

Das Engagement: Das Museum ist eine rein private Initiative, für die die Eckerts keinerlei öffentliches Geld bekamen; das hoben Bundestagsabgeordnete Silke Launert und stellvertretende Landrätin Christa Reinert-Heinz beim Pressetermin am Freitag hervor. Auch das Hinweisschild auf das Museum an der Autobahn, das seit kurzem steht, mussten die Eckerts selbst bezahlen, nach einem endlosen Schriftverkehr mit Behörden und Ämtern. Das Schild wurde schließlich zufällig am Geburtstag von Gabi Eckert aufgestellt: "Das haben wie als Verpflichtung verstanden, etwas Positives für Fichtelberg zu machen."

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