Erster Bayreuther Sieg in Oldenburg

Von Florian Kirchner
Der Matchwinner: Auf die deprimierende 0:19-Serie zum Ende des dritten Viertels antwortete Assem Marei (Nr. 50) zu 
Beginn des letzten Abschnitts mit 13 Punkten in Folge, die sein Team wieder heran führten. Foto: Peter Mularczyk Foto: red

Medi Bayreuth ist auf dem besten Wege, sich auch in dieser Saison unter den Spitzenteams der Bundesliga zu etablieren. Der Tabellenvierte der vergangenen Spielzeit revanchierte sich gestern Abend bei den Baskets Oldenburg mit 89:88 (41:37) für die 1:3-Niederlage im zurückliegenden Playoff-Viertelfinale und blieb damit auch im vierten Spiel der neuen Runde ungeschlagen.

 
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Der Erfolg hatte sogar eine historische Dimension. Nach neun vergeblichen Anläufen war es nämlich das erste Mal überhaupt seit dem Aufstieg im Jahr 2010, dass eine Bayreuther Mannschaft in Oldenburg gewann.

Dabei war den Gästen der Start beinahe ebenso gründlich missglückt, wie drei Tage zuvor beim Champions-League-Debüt in Polen: Als es nach zweieinhalb Minuten 9:0 für Oldenburg stand, hatten sie noch nicht einmal auf den Korb geworfen, denn bis dahin waren sämtliche Angriffe mit Ballverlusten zu Ende gegangen.

Das Medi-Team verfiel jedoch nicht in Panik, suchte die klare spielerische Linie und fand sie vor allem im Spiel unter dem Korb. Dort fand Assem Marei wieder effektive Unterstützung durch Andreas Seiferth, so dass beide in der Summe noch effektiver waren als Oldenburgs starker Center Rasid Mahal-basic, der sich zudem in der zwölften Minute das dritte Foul einhandelte. Da sich auch die anderen Bankspieler gut einfügten, wirkte das Bayreuther Spiel auf Dauer zuverlässiger. Regelmäßig wurden gute Chancen in Korbnähe erarbeitet – sei es durch Zweikampfstärke der Center, Pässe von außen, Alleingänge, oder zur Not auch mal durch Offensivrebounds (sieben in der ersten Halbzeit). Entsprechend hoch war die Trefferquote, so dass sich die Gäste gegen keineswegs schwachen Widerstand doch buchstäblich „Punkt für Punkt“ absetzen konnten. Nach der ersten Führung mit 24:23 (12.) waren es beim 28:25 (14.) erstmals drei Zähler, beim 33:29 (16.) erstmals vier und beim 39:34 (19.) erstmals fünf.

Marei leitet nach 0:19-Serie die Wende ein

Dieser Eindruck verfestigte sich nach dem Seitenwechsel, als beim 54:44 (24.) sogar ein zweistelliger Vorsprung gelang. Doch beim 56:47 nach viereinhalb Minuten ging die scheinbar so stabile Linie schlagartig verloren. In der Restspielzeit des dritten Viertels erzielten die Oldenburger sage und schreibe 19:0 Punkte, darunter allein elf durch Maxime De Zeeuw, der dabei auch eine Portion Glück hatte. So lagen vor den letzten zehn Minuten plötzlich die Gastgeber ihrerseits mit zehn Punkten vorn (66:56). Doch selbst von diesem deprimierenden Rückschlag zeigten sich die Bayreuther nicht entscheidend beeindruckt. Sie fanden wieder ein spielerisches Konzept, dessen Kern darin bestand, den Ball nur irgendwie zu Marei zu bringen. Der Center setzte sich nun gegen alle Gegenspieler so beständig durch, dass er 13 Punkte innerhalb von nur etwas mehr als vier Minuten sammelte. Damit führte er sein Team auf 69:70 heran und konnte dabei eine makellose Trefferquote aus dem Feld vorweisen (insgesamt 9/9).

Diese spektakuläre Trendwende gab den Gästen vielleicht den kleinen entscheidenden moralischen Vorteil für die folgende Nervenschlacht. Nach wechselnder Führung traf Gabe York 45 Sekunden vor dem Ende per Dreier zum 84:83, und nach zwei Freiwurfpunkten von Rickey Paulding traf James Robinson bei einer Restspielzeit von 18,6 Sekunden zum 86:85. Nachdem der Gegenzug von Bryon Allen unterm Korb von Marei gestoppt worden war, leistete sich Mahalbasic beim Reboundkampf ein unsportliches Foul. Das nutzten York (1) und Brooks (2) zu drei Freiwurfpunkten, so dass der Allen-Dreier mit der Schlusssirene nichts mehr am Medi-Sieg ändern konnte.

Einzelkritik (Von Florian Kirchner)

JAMES ROBINSON (16 Punkte / 23:58 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: –3): Startete zurückhaltend in die Partie, steigerte sich zunehmend und war am Ende mit seinem Dreier zur 86:85-Führung an den Big Points beteiligt. Knapper Sieger im Aufbau-Duell mit Mickey McConnell (14).

NATE LINHART (10 / 30:18 / –5): Der Bayreuther Routinier beendete den Fehlstart mit seinem Treffer zum 9:2 (3.). Lieferte sich mit Rickey Paulding (17) das gewohnt heiße Duell. Verbuchte fünf. Vier Ballverluste trübten eine ansonsten gute Vorstellung leicht.

Bastian Doreth (0 / 20:10 / 7): Versuchte sich nach seiner Einwechslung zweimal erfolglos von der Dreierlinie, konzentrierte sich danach bienenfleißig auf die Defensivarbeit und ergatterte sich vier Rebounds.

Andreas Seiferth (8 / 13:08 / –8): Knüpfte an seine starke Vorstellung beim Auftritt in Radom an. Sammelte nach seiner Einwechslung im ersten Viertel acht Punkte und zwei Rebounds noch vor dem Seitenwechsel.

Steve Wachalski (6 / 16:59 / 12): Landete einen wichtigen Dreier zum 79:78-Anschluss in der 38. Minute. Fehlerfreie sechs Punkte aus dem Feld beziehungsweise an der Linie. Kam auf drei Rebounds (zwei offensiv).

Robin Amaize (2 / 13:38 / 4): Seine Einwechslung im ersten Viertel beflügelte die Bayreuther Aufholjagd. Sehenswert: Sein Coast-to-Coast-Lauf zum 19:16-Anschluss, was aber sein einziger zählbarer Erfolg bleiben sollte.

DE’MON BROOKS (10 / 23:07 / –12): Vor der Pause unauffällig. Konnte den heiß laufenden Maxim De Zeeuw (19 Punkte) im dritten Viertel nicht stoppen und gestattete ihm elf Zähler in Folge. War in der Crunchtime aber wieder voll auf der Höhe und traf sicher von der Freiwurflinie (2/2).

GABE YORK (16 / 31:56 / 0): Sieger im Duell der Scharfschützen mit Oldenburgs Topscorer Bryan Allen, den er deutlich unter Schnitt (14) halten konnte. Sein Wahnsinnsdreier in der 39. Minute aus fast neun Metern brachte Medi Bayreuth die Führung zurück (83:84). Verzeichnete einen wichtigen Ballgewinn im letzten geordneten Oldenburger Angriff gegen Rasid Mahalbasic und war danach erfolgreich von der Freiwurflinie. Vier Rebounds und drei Assists krönten seine starke Leistung.

Marius Adler: Nicht eingesetzt.

ASSEM MAREI (21 /26:46 / 10): Hatte mit dem kantigen Österreicher Rasid Mahalbasic erstmals in dieser Saison einen würdigen Gegenspieler. Übernahm die Partie im Schlussabschnitt fast im Alleingang und sammelte 13 Zähler in Folge zum 70:69-Anschluss. Agierte Fehlerfrei mit 9/9 Würfen aus dem Feld, kam auf insgesamt sieben Rebounds (vier offensiv). Avanacierte zusammen mit Gabe York zum Matchwinner und blieb auch Sieger im Duell der Centerkanten gegen Mahalbasic (16 Punkte, 4 Rebounds).

Statistik

Baskets Oldenburg: ALLEN (14 Punkte/35:29 Min. Einsatzzeit/ Plus-Minus-Bilanz: – 6), JONES (2/17:19/2), Hujic, Tadda (0/11:24/–7), De Zeeuw (19/18:36/7), Keßen, PAULDING (19/33:10/11), MAHALBASIC (16/27:24/1), Philmore, MCCONNELL (14/33:02/8), Schwethelm (0/16:38/–12) Loesing (4/6:58/–9); Feldwurfquote: 23/34(68 Prozent), davon Dreier 10/26 (38 Prozent): De Zeeuw (3/5), Paulding (3/7), McConnell (2/4), Allen (2/5); Freiwürfe: 12/13 (92 Prozent); Rebounds: 4 defensiv, 18 offensiv (Mahalbasic 0/4); Ballgewinne: 9; Ballverluste: 11; Assists: 16 (McConnell 7); Effektivität: 97 (McConnell 24, Mahalbasic 19, Paulding 18, De Zeeuw 17).

Medi Bayreuth: Feldwurfquote: 28/47 (60 Prozent), davon Dreier 7/14 (50 Prozent): York (3/4), Robinson (2/2), Wachalkski (1/1), Linhart (1/2); Freiwürfe: 12/22 (55 Prozent); Rebounds: 11 defensiv, 21 offensiv (Marei 4/3); Ballgewinne: 5; Ballverluste: 13; Assists: 16 (Linhart 5, Robinson 4, York 3); Effektivität: 93 (Marei 22, York, Robinson je 17).

SR: Reiter, Bejaoui, Kuiper; Zuschauer: 5007.

Stationen: 12:2 (3.), 14:11 (7.), 19:11 (8.), 21:19 (1. Viertel), 23:24 (12.), 29:33 (16.), 34:39 (19.), 37:41 (Halbzeit), 37:47 (22.), 44:54 (24.), 47:56 (25.), 66:56 (3. Viertel), 70:69 (35.), 72:74 (36.), 79:75 (38.), 81:81 (39.), 85:84 (40.), 85:89 (40.), 88:89 (Ende).

Bilder