Grünen-Politikerin Susanne Bauer ist die erste Bundestagskandidatin aus Pegnitz Erste Bundestagskandidatin aus Pegnitz

Von
Susanne Bauer von den Grünen ist die erste Bundestagskandidatin aus Pegnitz. Foto: Ralf Münch Foto: red

„Es ist schon seltsam, wenn man sich das erste Mal selber auf einem Plakat sieht“, sagt Susanne Bauer von den Grünen. Die 39-Jährige ist die erste Bundestagskandidatin, die aus Pegnitz kommt. Momentan nimmt die Politik viel Zeit in ihrem Leben in Anspruch, aber sie verbindet es gut mit Familie und Beruf, sagt sie.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die gelernte Ergotherapeutin hat einen Masterabschluss in Gemeindepsychiatrie und ist Leiterin des sozialtherapeutischen Zentrums in Amberg-Sulzbach. Seit knapp 16 Jahren lebt sie mit ihrem Mann und den beiden Söhnen in Pegnitz. „Ich habe schon immer die Grünen gewählt“, sagt Bauer. Als es dann mal um den Einsatz von Photovoltaikanlagen ging, ist sie 2013 in den Pegnitzer Ortsverein der Grünen eingetreten. Sie wollte sich endlich politisch engagieren. „Wenn man im sozialpsychiatrischen Bereich arbeitet, bekommt man viel von sozialer Gerechtigkeit und Menschen, die am Existenzminimum leben, mit“, sagt sie. Bauer ist im Vorstand vertreten und außerdem Beisitzerin im Kreisvorstand.

Nicht die Klappe halten

Und warum die Grünen? „Als Frau hat man in der Partei einen ganz anderen Rückenwind“, erklärt sie, „man kann was sagen, muss nicht die Klappe halten.“ Und als der Kreisvorstand sie dann fragte, ob sie für den Bundestag kandidieren wolle, habe sie spontan Ja gesagt. „Es war für mich an der Zeit, etwas zu tun“, sagt Bauer.

Sie durfte gleich zur Bundesdelegiertenkonferenz nach Münster und war dort von den basisdemokratischen Prozessen beeindruckt. „Rede, Gegenrede, viele Argumente, jeder kann etwas sagen“, fasst sie es zusammen. Nicht das Gremium entscheide, sondern alle Delegierten miteinander. „Das hat eine ganz andere Dynamik, trotz einer entspannten Atmosphäre“, so die Politikerin.

Mailverkehr und soziale Netzwerke

Klar, die Kandidatur ist mit viel Zeitaufwand verbunden, aber sie könne beispielsweise ihre Kinder zu vielen Veranstaltungen mitnehmen. „Die wachsen da gleich mit rein, wenn es um Ressourcen schonen, Bienenweiden oder fairen Handel geht“, erzählt sie. Da werde beim Eis schon mal gefragt, ob es wirklich mit echten Früchten ist und wo die herkommen. Diverse weitere Veranstaltungen, Mailverkehr und soziale Netzwerke – es gibt viel zu tun. Jetzt fährt sie aber erst mal mit der Familie nach Korfu in den Urlaub. „Das war schon lange vor der Kandidatur geplant“, sagt Bauer. Und danach beginnt dann die heiße Phase des Wahlkampfs. Es wird Podiumsdiskussionen, Infostände und den sogenannten Haustürwahlkampf geben. Das sei gar nicht so einfach, da ihr Wahlkreis mit Bayreuth Stadt und Land sowie Teilen Forchheims sehr groß ist.

Kontakt und Austausch sind wichtig

Wie hoch rechnet sie sich ihre Chancen aus, in den Bundestag einzuziehen? „Naja, ich trete auf Platz 26 an und man sagt, pro Prozent kommt ein Listenplatz rein“, ist sie realistisch. Aber die Arbeit sei es wert. Man habe durch die Kandidatur einen viel besseren Einblick in viele Gebiete, erfahre wie was funktioniert, baue ein großes Netzwerk auf, lerne viele Menschen kennen. „Der direkte Kontakt und Austausch ist wichtig“, hat sie festgestellt. Und sie habe gemerkt, welche Bedeutung die Politik in Berlin auf die Arbeit an der Basis hat. „Wir müssen die Landperspektive besser vertreten und uns für dezentrale Lösungen gerade bei der Energiewende einsetzen“, sagt Bauer. Von den zentralen Lösungsvorschlägen der anderen großen Parteien hält sie nichts.

Unbedingt zur Wahl gehen

Grundsätzlich hoffe sie auf ein gutes Abschneiden ihrer Partei bei der Wahl. Darüber, wie hoch ihre eigenen Prozente seien könnten, hat sich Bauer noch keine Gedanken gemacht. „Das lasse ich auf mich zukommen“, sagt sie. Und wie geht es nach der Bundestagswahl weiter? Mal sehen, sagt Bauer. Eine weitere Kandidatur bei den Landtags- und Kommunalwahlen will sie nicht ausschließen. Jetzt sei es erst mal wichtig, überhaupt zur Wahl zu gehen. „Woanders sterben Menschen dafür, um wählen zu dürfen“, sagt sie. Sie ist auch für eine Herabsetzung des Wahlalters. Es komme auf jeden an und entweder man interessiert sich für Politik oder nicht. Das sei nicht unbedingt eine Sache des Alters.

Autor

Bilder