Ersatzspielstätte: Wo ist Plan B?

Von Michael Weiser
Scheidet als Ersatzspielstätte aus: die Rotmainhalle. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Das Nein für die Rotmainhalle war ein Schock. Und die Schockstarre hält an: Noch immer hat man keine Ersatzspielstätte. Frühestens 2017 wird man eine Lösung haben, sagt Kulturreferent Kern. Ein Witz.

 
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Das Bürgerbegehren für oder gegen die Rotmainhalle als Ersatzspielstätte für die Kultur zog die Bayreuther nicht eben in Massen zur Abstimmung. Es war genau genommen eine ziemlich kleine Minderheit, die mit Nein stimmte und damit die Pläne der Stadtverwaltung kippte. Egal, die Wirkung war enorm. Es war ein Schock.

Schockstarre hält an

Am 8. Mai werden die Bayreuther über das Großprojekt der Stadthallensanierung abstimmen, genauer: Über die so genannte große Lösung. Man muss kein extremer Pessimist sein, um die Chancen für die große Lösung als wackelig zu bezeichnen. Nein, die Angelegenheit steht auf Messers Schneide. Und es ist gut, dass die Stadtverwaltung Lehren aus dem Debakel um die Rotmainhalle gezogen hat. Im Endspurt vor der Abstimmung legt sie sich gewaltig ins Zeug, macht Info-Abende, führt Interessierte durch das marode Gebäude. Und macht dabei hoffentlich auch klar, dass eine Sanierung der Stadthalle eben nicht nur einem elitären Häuflein von Kulturbeflissenen nützt, sondern allen Bayreuthern oder Gästen, die darin tagen oder feiern.

Keine Ausweichspielstätte in Sicht

Ein anderer Aspekt aber scheint derweil in Vergessenheit geraten zu sein: Wohin mit der Kultur, wenn die Arbeiten an der Stadthalle beginnen können? Die Rotmainhalle kommt, wie gesagt, nicht mehr in Frage, eine Ausweichstätte aber hat man in den Wochen seit der Abstimmungsniederlage nicht gefunden. Im Gegenteil: Nun droht auch noch der Reichshof auszufallen. Weil sich die Stadt mit Sondergenehmigungen für einzelne Veranstaltungen immer stärker zurückhält. Einerseits ist das verständlich: Man will nicht mit einer Ausnahme nach der anderen so etwas wie ein Gewohnheitsrecht auf das Provisorium in ehemaligen Großkino etablieren. Auf der anderen Seite aber werden viele Kulturveranstalter den Verdacht nicht los, die Stadt fürchte eine zukünftige Konkurrenzsituation zwischen Reichshof und sanierter Stadthalle. Die Kulturveranstalter interessiert das wenig, es muss sie auch nichts angehen. Sie benötigen Lösungen. Und zwar jetzt.

Wo bleibt der Kulturreferent?

Wer sich auffallend zurückhält, ist der Referatsleiter, den viele Kulturveranstalter wegen der „Kultur“ in seinem Titel mit ihrem Anwalt verwechseln. Von Kulturreferent Fabian Kern aber war nicht mehr zu hören als dies: Bis zur übernächsten Spielzeit werde man eine Ersatzspielstätte vorweisen können. Wohlgemerkt: Nicht in dieser Saison, nicht in der nächsten, sondern frühestens im Herbst 2017. Die Kulturschaffenden werden die Auskunft kaum beruhigend finden.

Es gäbe viel Klärungsbedarf. Auch die Stadträte hätten sich sicherlich gerne informiert, bei der nächsten Sitzung des Kulturausschusses. Am 18. April hätte die stattfinden sollen, sie wurde aber abgesagt, „nachdem für diese Sitzung nicht genügend behandlungsreife Tagesordnungspunkte vorliegen“. Genügend Punkte gäbe es. Es wird also an der Behandlungsreife fehlen. Wie das sein kann in einer solch entscheidenden Phase für die Entwicklung der Stadt – unter all den ungelösten Fragen für die Bayreuther Kultur gehört das zu den größten Rätseln.

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