Brodwolf-Plastik hat ihren Bestimmungsort erreicht „Erlöst vom Bayreuther Druck“

Michael Weiser
 Foto: red

Öffentlicher Raum, das ist auch offener Raum. Ein Bus hupt auf Höhe der Stadtkirche einen zögerlichen Autofahrer an, immer wieder gehen die Stimmen der Redner auch im Knattern eines vorbeifahrenden Mofas unter. Das muss nicht schlimm sein, schließlich soll ein Kunstwerk ja für sich sprechen.

 
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Andererseits, ein paar Erklärungen wären doch nicht schlecht ... Passanten schlendern über den Platz und werfen einen ersten Blick auf die Plastik, die seit kurzem an der Südostecke der Stadtkirche steht: ein rätselhaftes Objekt. Als seien vier, fünf Rohre miteinander verzwirbelt und dann gestaucht worden.

„Basst scho“, sagt ein Passant. Und nickt so, wie man nickt, wenn man seiner Sache nicht ganz sicher ist: ganz, ganz kurz und schnell, die Lippen geschürzt, die Augenbrauen gehoben und die Stirn wie im heftigen Nachdenken in Falten gelegt. „Schon irgendwie eigenartig“, sagt eine ältere Frau, die verspricht, das Werk nochmals bei besserem Licht zu betrachten.

„Eigenartig“, das ist gut getroffen, schwingt doch neben dem Befremden noch die Feststellung mit, dass die Plastik vor der Kirche von ganz eigener Art sei, von eigener Anmutung und Herkunft. Den Bronzen Alfred Hrdlickas etwa – sein „Marsyas“ steht nur wenige Schritte entfernt am Eingang des Kunstmuseums – sieht man an, dass Hrdlicka bevorzugt in Stein arbeitete. Ein Bildhauer eben. Andere Bildhauer formen die Modelle aus Ton oder Gips oder schnitzen sie aus Holz.

Jürgen Brodwolf aber, der die „Bayreuther Skulpturengruppe“ vor der Stadtkirche schuf, geht dagegen von Gaze-Maché aus. Seine Figuren wirken denn auch wie aus Stoff gefaltet, gerollt und gestaucht. Sie fühlen sich rau an, eben wie Stoff, nicht glatt und kühl wie üblicherweise Bronze.


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Foto: Lammel