1967 tagte die Gruppe 47 zum letzten Mal in der Pulvermühle Erinnern an ein legendäres Ereignis

Von
Beim letzten Treffen der Gruppe 47 in Waischenfeld ließ sich auch der damalige Bundesfinanzminister Karl Schiller (rechts) blicken - hier im Gespräch mit Hans Werner Richter, dem Gründer des Kreises. Foto: Archiv Foto: red

Sie hat einen legendären Ruf. Immer noch. Die Gruppe 47 hat die Literaturszene im deutschsprachigen Raum geprägt. 1967 tagte sie zum letzten Mal – in der Pulvermühle in Waischenfeld. Zwei Männer, die sich zeitlebens mit diesem Autorenkreis beschäftigt haben, wollen 50 Jahre danach dieses Ereignis würdigen. Sie erklärten jetzt dem Stadtrat, wie. Der wird im Januar entscheiden, ob er das auch will.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Einer der beiden ist Hans-Ulrich Schwenkbier aus Bamberg. „Wir haben kein fertiges Konzept, das sind nur Vorschläge“, sagt der 77-Jährige. Der Name Gruppe 47 sei immer noch im Bewusstsein vieler Menschen verankert, „er hat noch was“.

Die berühmtesten Autoren der Nachkriegsgeschichte

Günter Grass, Martin Walser, Heinrich Böll, Hans Werner Richter, der den Kreis 1947 im Allgäu ins Leben rief – „da waren die berühmtesten Autoren der deutschen Nachkriegsgeschichte vertreten“, meinte denn auch Bürgermeister Edmund Pirkelmann.

Große Veranstaltung?

Eine Anregung von Schwenkbier: im Oktober eine große Gedenkveranstaltung auf die Beine stellen. Er habe gute Kontakte zu einem renommierten Professor in Bonn, der den historischen Aspekt in einem Vortrag aufarbeiten könnte. Bliebe noch die Frage, wer sich mit dem literarischen auseinandersetzt. Auch da hat Schwenkbier in „guten Gesprächen“ schon vorgefühlt. Und zwar beim Literaturarchiv in Sulzbach-Rosenberg. Dort gebe es eine eigene Abteilung nur für das Geschehen in der Pulvermühle. Mit jeder Menge Material, das man auch für eine Ausstellung nutzen könnte.

Ausstellung im Fraunhofer-Campus?

Und das ist Vorschlag Nummer zwei – eine Ausstellung. Diese könnte auch mit Leihgaben aus dem Hans-Werner-Richter-Haus in Bansin auf Usedom bestückt werden, so Schwenkbier. Auch dort hat er schon nachgefragt, auch dort besteht Interesse. Wenn eine Ausstellung, dann wäre natürlich die Burg ein idealer Standort mit ihrem Ambiente. Keine Chance, so dazu Bürgermeister Pirkelmann. Weil dort mangels Absperrmöglichkeiten nicht für die Sicherheit der Exponate garantiert werden könne. Bliebe aus seiner Sicht nur der Fraunhofer-Campus.

Ein Zeitzeuge

Dort gebe es genügend Parkplätze, dort gebe es immer Besucherverkehr, da mache das Sinn. Wie Schwenkbier ist auch Peter Thürl, ein altgedienter Journalist, fest davon überzeugt, die Waischenfelder müssten das Jubiläum feiern. Thürl ist ein Zeitzeuge, war in den 1960er Jahren als Redakteur im Raum Forchheim tätig – und wurde eines Tages von Hans-Werner Richter angerufen, ob er denn nicht eine geeignete Lokalität für ein Treffen der Gruppe wüsste. Zunächst war Streitberg im Spiel, doch das klappte nicht. Und so nutzte Thürl seine guten Beziehungen zu Pulvermühlen-Wirt Kaspar Bezold, funkte den an – und bekam sofort eine Zusage.

Auch Augstein kam

An diese historische Besonderheit zu erinnern, auch an die Besuche von „Spiegel“-Herausgeber Rudolf Augstein oder Kultkritiker Marcel Reich-Ranicki und die Studentenproteste in der Pulvermühle, „die die Veranstaltung fast gesprengt haben“, müsse doch ein Anliegen der Stadt sein, so Thürl. Zumal damit, wie er und Schwenkbier überzeugt sind, weltweites Medieninteresse nach Waischenfeld gelenkt werde.

Von Medienecho überzeugt

Das ZDF und der Bayerische Rundfunk hätten schon ihr Interesse bekundet, sagt Schwenkbier unter erneutem Verweis auf seine guten Kontakte in alle Richtungen. Auch Bürgermeister Pirkelmann glaubt an eine internationale Resonanz, „das hört sich doch gut an“.

Stadtrat entscheidet im Januar

Im Januar müsse der Stadtrat die Grundsatzentscheidung treffen, ob er das Jubiläum – in welcher Weise auch immer – feiern möchte oder nicht. Denkbar sei auch die Gründung eines Arbeitskreises, der sich dann der Organisation widmen würde. Denn, so Schwenkbier: „Auf ihn käme schon viel Arbeit zu, das wäre mit großem Aufwand verbunden.“

Autor