Erdbeben: Mindestens 37 Tote

Erste Hilfe rückte in den frühen Morgenstunden zu den Betroffenen des starken Bebens in Italien aus. Foto: dpa Foto: red

Ein schweres Erdbeben einer Stärke von mehr als 6 hat Zentralitalien erschüttert. Mindestens 37 Menschen kamen nach Medienberichten ums Leben.

 
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Der Erdstoß mit Zentrum in der Provinz Rieti war in der Nacht zu Mittwoch in den Regionen Latium, Umbrien, den Marken und bis in die Hauptstadt Rom zu spüren. Besonders betroffen war die Gebirgsregion Appennin. Nach ersten Auskünften des Zivilschutzes gab es auch Verletzte und schwerwiegende Einstürze. Mehrere Nachbeben hielten die Region in der Nacht in Atem.

Zentrum 150 Kilometer nordöstlich Roms

Das Beben um etwa 3.30 Uhr hatte nach Angaben des Geophysischen Instituts Potsdam eine Stärke von 6,1 und lag in zehn Kilometern Tiefe. Die US-Erdbebenwarte USGS sprach von 6,2, das Zentrum liege südlich der Stadt Norcia. Das genaue Zentrum lag laut Nachrichtenagentur Ansa bei Accumoli, ungefähr 150 Kilometer nordöstlich von Rom.

"Die Hälfte des Ortes gibt es nicht mehr"

Der Bürgermeister der naheliegenden Gemeinde Amatrice sagte dem Nachrichtensender RaiNews24: „Die Hälfte des Ortes gibt es nicht mehr. Die Menschen sind unter den Trümmern.“ Straßen seien blockiert, der Strom sei ausgefallen. Er forderte Hilfe per Hubschrauber. Ein Einwohner sagte dem Sender: „Alles ist kaputt.“

Älteres Paar tot, Familie unter Trümmern

Bei dem schweren Erdbeben in Mittelitalien sind mindestens 37 Menschen ums Leben gekommen. Zehn Menschen starben allein in dem Ort Pescara del Tronto, wie der Zivilschutz berichtete. Fünf Menschen kamen nach bisherigen Berichten in der Gemeinde Amatrice um, ein weiterer in dem Ort Accumoli. Unter den Opfern sind auch mehrere Kinder. Helfer suchten in den Trümmern völlig zerstörter Häuser weiter nach Opfern. Die Rettungsdienste konnten einige Orte in der bergigen Gegend nur schwer erreichen.

Krankenhäuser werden geräumt

Auch Krankenhäuser sind beschädigt worden. Die Patienten aus dem kleinen Hospital in Amatrice müssten woanders hingebracht werden, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Auch in anderen Orten der Region wurden am Mittwoch beschädigte Krankenhäuser und Seniorenheime geräumt. In Amatrice versuchten die Helfer laut Ansa, sechs Menschen aus einem meterhohen Trümmerberg zu retten. Der Bürgermeister befürchtet Tote. Es herrsche Chaos: „Es ist ein Drama“, sagte er.

Der Chef des Zivilschutzes habe ein Notfall-Komitee einberufen, teilte die italienische Regierung mit. Bei den Feuerwehren gingen zahlreiche Anrufe ein. In Norcia liefen Menschen auf die Straße. In mehreren Orten wurden Schäden an Gebäuden gemeldet.

Erinnerungen an L'Aquila

Der Chef des Zivilschutzes, Fabrizio Curcio, sprach von einem „schweren“ Beben, es sei vergleichbar mit dem in der Stadt L'Aquila im Jahr 2009. Damals kamen mehr als 300 Menschen ums Leben, vor allem weil das Beben direkt die Stadt mit Zehntausenden Einwohnern traf. Das jetzige Beben sei vermutlich weniger fatal, weil die Gegend nicht so stark bevölkert ist. L'Aquila liegt nicht allzuweit von der nun betroffenen Region entfernt.

Starke Nachbeben

Mehrere Nachbeben folgten in der Nacht, auch in Rom schwankte gegen 4.30 Uhr erneut der Boden. Laut US-Erdbebenwarte hatte eines der Nachbeben die Stärke 5,5.

Wie kommt es zu Erdbeben?

Italien wird auf Grund seiner geografischen Lage immer wieder von Erdbeben erschüttert, oft auch schwerwiegenden. Schwere Erdbeben entstehen infolge ruckartiger Verschiebungen tektonischer Gesteinsplatten im tieferen Bereich der Erdkruste. An den Plattengrenzen kommt es zu starken Spannungen, die sich schlagartig in Beben entladen können.

Afrikanische Platte drückt unter die eurasische

In Europa ist neben Griechenland Italien deshalb besonders erdbebengefährdet. Unter dem Land bewegt sich ein etwa tausend Kilometer langer Keil der afrikanischen Platte mehrere Meter im Jahrhundert nach Norden und drückt gegen die Alpen unter die eurasische Platte.

Dabei können verheerende Kräfte frei werden. So starben 1908 in Messina auf Sizilien und in Süd-Kalabrien mehr als 100.000 Menschen. Mindestens 3000 Menschen wurden im November 1980 bei Erdstößen in Neapel und 100 weiteren Orten der Region Kampanien getötet. Im April 2009 kamen mehr als 300 Menschen ums Leben, als in der mittelitalienischen Region Abruzzen mit ihrer Hauptstadt L'Aquila die Erde bebte.

dpa

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