"Ich wollte keinen Ärger haben"
Als Smeelkeil das nächste Mal aufsieht, sind die Angreifer weg. Er wartet ein paar Minuten, spuckt Blut. „Ich war richtig kaputt, aber ich bin trotzdem wieder aufgestanden, weil ich keinen Ärger haben wollte.“ Er erwischt noch den Zug zurück nach Kulmbach, doch es wird schlimmer. Irgendwann ruft er den Notarzt, der holt die Polizei und bringt Smeelkeil ins Kulmbacher Klinikum.
Nach einer Stunde die Diagnose: Unterkieferfraktur links, Kieferwinkelfraktur rechts, so steht es im Entlassungsbericht, der dem Kurier vorliegt. Gleich zweimal haben die Unbekannten dem 24-Jährigen den Kiefer gebrochen.
Einen Monat lang kann Smeelkeil nur Suppe essen
Smeelkeil ist geschockt. Und erstattet doch noch Anzeige. Dann wird er an die Gesichtschirurgische Klinik nach Erlangen verlegt, zwei Operationen folgen, einen Monat kann er nur flüssige Nahrung zu sich nehmen. Er soll zu Hause bleiben, schleppt sich trotzdem zur Arbeit und in die Berufsschule. „Wenn einer gefragt hat, habe ich einfach ,Alles prima‘ gesagt, damit ich nicht nervig werde.“ Nur nicht auffallen. Einfach weiter versuchen, dazuzugehören.
Bis heute hat Saahel Smeelkeil manchmal Schmerzen. Verantworten muss sich dafür aber wohl niemand: Die Polizei hat bisher keine weiteren Zeugen ausgemacht, der Iraker ist verschwunden. „Die Wahrscheinlichkeit, die Täter zu finden, wird als eher gering angesehen“, sagt Polizeihauptmeister Engelhardt.
"Ich hatte meinen Weg gefunden und dann kommen solche Leute"
„Ich hatte meinen Weg gefunden und dann kommen solche Leute“, sagt Smeelkeil. „Warum?“ Manchmal, ganz selten, merkt man doch, dass er die Sache nicht verwunden hat. Dass er nicht verstehen kann, warum er doch nicht dazugehört. „Warum?“, fragt er nochmal und starrt auf die Tischplatte. „Nur, weil ich schwarze Haare habe?“
Einen Moment später hebt er den Blick wieder. Und lacht. „Ach weißt du“, sagt er dann, „es gibt gute und schlechte Leute. Überall. Ich mache einfach weiter."
Zeugen gesucht
Falls jemand diesen Vorfall am 1. Mai gegen 5.30 Uhr am Mainufer zwischen Busbahnhof und Bahnhofsstraße beobachtet hat, wird er gebeten, sich bei der Polizeiinspektion Bayreuth-Stadt unter der Telefonnummer 0921/506-2130 zu melden.