Polizist mit Leib und Seele: Karlheinz Escher geht Ende Mai in den Ruhestand Er kennt Gorbatschow, Vogts und den Tod

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Er hat Größen aus Politik, Kultur und Sport aus nächster Nähe gesehen. Er hat auch viel Leid erlebt, hatte oft mit dem Thema Tod zu tun. Jetzt geht Karlheinz Escher, wohl einer der bekanntesten Polizeibeamten unserer Region, in den Ruhestand.

 
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Ende Mai ist das offizielle Dienstende für den Leiter der Polizeiinspektionen Auerbach. Die Abschiedsfeier wird aber schon am 19. Mai über die Bühne gehen, danach stehen noch Resturlaubstage an. Escher, im „Nebenberuf“ Bürgermeister der Marktgemeinde Plech, ist mit seinen 60 Jahren ein recht junger Ruheständler.

Das Beamtenrecht gibt es her

Escher nutzt schlicht das Beamtenrecht, das „vor allem den uniformierten Beschäftigten bei Polizei, Justiz oder Zoll“ diese Möglichkeit einräumt. Zu Recht aus seiner Sicht, gehe es da doch um Menschen, „die an vorderster Front im Einsatz sind“. An dieser Front hat Escher, der nach seiner Ausbildung in München und Nürnberg sowie einem kurzen Intermezzo bei der Polizeiinspektion Bayreuth-Stadt 1977 nach Pegnitz kann, so einiges mitgemacht.

Zeuge schwerer Unglücke

So war er schon 1975 während seiner Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei in München zur Absicherung bei einem schweren Zugunglück mit 41 Toten und 122 Verletzten zwischen Holzkirchen und Lenggries eingesetzt. Escher, der bis Januar 2008 in Pegnitz tätig war, ab 1999 als stellvertretender Inspektionsleiter: „Wenn man so will, schloss sich der Kreis nun mit dem zwar nicht ganz so schweren, aber ebenso beeindruckenden Zugunglück mit zwei Toten und mehr als 20 Verletzten in Freihung im November 2015, bei dem ich als zuständiger Dienststellenleiter vor Ort war.“

Was ihn geprägt hat

Geprägt haben ihn auch die die zahlreichen Motorradunfälle in der Fränkischen Schweiz, „von denen einige auch tödlich ausgingen“. Und in seiner Auerbacher Zeit – diese Inspektion führt er seit 2008 – der „leider’“ immer noch ungeklärte Kälbermord im Dezember 2015 und das versuchte Tötungsdelikt mit anschließendem Suizid auf dem Cherry-Parkplatz im Mai 2009. Geprägt haben ihn aber auch positive Erinnerungen.

Als Klinsi in Pegnitz war

Wie das Trainingslager der deutschen Fußballnationalmannschaft in Pegnitz im Oktober 1991: „Die Stars um Trainer Berti Vogts wie Matthäus, Völler, Klinsmann, Effenberg oder Sammer wohnten im PPP und übten auf dem Sportplatz des Gymnasiums.“ Alleine beim öffentlichen Training waren mehr als 5000 Zuschauer anwesend, sagt Escher.

Wachdienst der besonderen Art

Und dann waren da noch die Personenschutzeinsätze, wenn – „nicht nur“ – zur Festspielzeit in Bayreuth die Prominenz in Pegnitz aufmarschierte und die lokale Polizei rund um das Posthotel „Wachdienst“ schob. Seite an Seite ging Escher da zum Beispiel – „ich denke, das war 1993“ – mit dem damals vielleicht mächtigsten Mann der Welt, mit Michail Gorbatschow.

Sein Haus und das Bürgermeisteramt

Und was macht Escher nun mit seiner neu gewonnenen Freizeit? „Ich habe ein Haus mit Garten, da herrscht etwas Nachholbedarf. Außerdem möchte ich mehr Zeit mit meinem Enkel verbringen und mich als Bürgermeister mehr um die Gemeinde kümmern. Vielleicht bleibt dann auch wieder etwas mehr Zeit für meine Hobbys Reisen und Fotografieren übrig.“

Der Nachfolger

Eschers Nachfolger wird übrigens David Schaffer (34), zurzeit bei der Bereitschaftspolizei in Würzburg tätig.

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