71 Stunden Kopf frei kriegen Kolumne: Endlich Urlaub!

In dieser Kolumne wirft 
Amelie Wollny jede Woche einen Blick auf die Ereignisse rund um 
Medi Bayreuth.. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Urlaub? Frei? Überstunden? Das gibt es für die Spieler von Medi Bayreuth nicht. Saison heißt Akkordarbeit. Von wegen lockeres Spielerleben.

 
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Während der Saison sind freie Tage für die Medi-Spieler fast so selten wie Siege. Basketball ist kein Bürojob, bei dem Spieler von 8 bis 17 Uhr am Schreibtisch sitzen, sondern sie trainieren mal drei, mal vier Stunden in der Halle oder im Fitnessstudio oder schauen Videos vom nächsten Gegner. Eine Stechuhr gibt es da nicht. Genauso wenig wie freie Tage oder Urlaub. Mal eben das Wochenende frei nehmen geht nicht.

Trotzdem: Neu-Trainer Michael Koch genehmigte nach dem Sieg gegen Tübingen 71 freie Stunden. Nur eine Vorgabe machte er für diese wertvollen 4260 Minuten: Kriegt den Kopf frei! Denkt mal nicht an Basketball! Unternehmt was Schönes! Koch selbst fuhr zu seiner Frau nach Königswinter bei Bonn. Vier Stunden Fahrt sind das einfach. Macht nur noch 63 freie Stunden für ihn.

Für die Deutschen ist das ja kein Problem. Einfach ins Auto springen und heimfahren. So machten es auch Tom Spöler und Nicolai Simon. Noch am Sonntag, gleich nach Interviews und Mannschaftsessen, fuhren sie los: nach Hause zu Mama und Papa, Spöler nach Leverkusen, Simon nach Weiler bei Karlsruhe.

Und was machen die, die nicht mal eben schnell heimfahren können, die Amerikaner? Center Brian Qvale war ebenfalls unterwegs, er musste die kleine Tochter präsentieren. Gemeinsam mit Frau Misty und Linnea ging es nach Gotha. Dort spielt ein College-Teamkollege von Qvale, die beiden kennen sich, seit Qvale acht Jahre alt ist. „Der wollte natürlich unbedingt Linnea kennenlernen", sagt Qvale. Beim Reisen merkt er immer, wie sehr ihm Deutschland gefällt. „Schade, dass Linnae nicht einen deutschen und amerikanischen Pass hat. Für den Fall, dass sie später mal hier leben will." Und für die Frauen-Nationalmannschaft auflaufen wollen würde. Der Langzeitverletzte Bryan Bailey machte weiter Reha, 
Ehefrau Eta muss ja trotzdem arbeiten. Sie leitet das Projekt „Gutzuhören - 
Gutzuwissen" am Aphasikerzentrum Oberfranken. Und außerdem müssen die zwei Söhne Drake und Dominic in den Kindergarten. Auch Will Conroy blieb in Bayreuth. Aber es klang eher so, als würde er sich langweilen. Er wollte lieber Training haben. Aber seine Saison geht ja auch noch nicht so lange. Die Langeweile ist jetzt sowieso 
vorbei: Seit gestern Abend trainiert die Mannschaft wieder. So schnell sind 
71 Stunden rum.

Info: In dieser Kolumne wirft Amelie Wollny jede Woche einen Blick auf die Ereignisse rund um Medi Bayreuth. Diesmal half dabei auch Praktikant Sebastian Weber.

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