Emmanuel Macron will Präsident werden

Emmanuel Macron will in den Élysée. Foto: Ian Langsdon/dpa Foto: red

Sein rasanter Aufstieg hat das Pariser Polit-Establishment aufgemischt. Nun geht Emmanuel Macron ganz offiziell ins Rennen um den Job im Élyséepalast. Damit schadet er wohl nicht nur Präsident Hollande.

 
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Frankreichs Polit-Jungstar Emmanuel Macron will Präsident werden und hat damit den Druck auf den angeschlagenen Amtsinhaber François Hollande weiter erhöht. Der frühere Wirtschaftsminister gab seine Kandidatur am Mittwoch mit einer Kampfansage an die etablierten Parteien bekannt. Das politische System sei zum größten Hindernis für den Umbau des Landes geworden, sagte er. „Dieses System lehne ich ab.“

Macrons Bewerbung für die Wahl im kommenden Frühjahr war schon länger erwartet worden. Der 38-Jährige hatte im April eine eigene politische Bewegung gegründet, die er „weder rechts noch links“ positionierte. Ende August trat er aus der sozialistischen Regierung zurück.

Der ehemalige Investmentbanker galt lange als „Liebling“ Hollandes, der ihn 2012 zum Vize-Generalsekretär des Élyséepalastes berufen hatte. Zwei Jahre später wurde Macron Wirtschaftsminister, ging aber mit der Zeit immer mehr auf Distanz.

Bei der Vorstellung seiner Kandidatur in einem Ausbildungszentrum im Pariser Vorort Bobigny positionierte er sich nun als Kandidat der Erneuerung, der eine „demokratische Revolution“ will. Frankreich sei blockiert, sagte er. Die Mitgliedschaft bei den Sozialisten hatte Macron schon länger aufgegeben, als Minister war er beim linken Flügel immer wieder mit wirtschaftsfreundlichen Aussagen angeeckt.

Bei den Konservativen wurde die Ankündigung als Niederlage für den Amtsinhaber gewertet: „Das ist für François Hollande das Ende seiner Autorität“, sagte Ex-Premierminister François Fillon dem Sender RTL. Alain Juppé, Favorit für die Präsidentschaftskandidatur der bürgerlichen Rechten, kritisierte Macron als „Ko-Autor der katastrophalen Wirtschaftspolitik“ der letzten Jahre.

Das Regierungslager reagierte verschnupft auf die Kandidatur. Außenhandels-Staatssekretär Matthias Fekl sagte dem Sender RMC: „Das ist der Kandidat all jener, die ein Interesse daran haben, die Linke zu sprengen.“ Die Sozialisten wollen ihren Kandidaten mit einer Vorwahl im Januar küren. Noch ist offen, ob der in Umfragen abgeschlagene Hollande erneut antritt. Unklar ist auch noch, wie Premierminister Manuel Valls sich verhält. Hollandes parteiinterner Gegner Arnaud Montebourg hat schon seinen Hut in den Ring geworfen.

Auch die bürgerliche Rechte setzt auf eine Vorwahl, die erste Runde findet bereits am kommenden Sonntag statt. Der Zeitpunkt von Macrons Bekanntmachung wurde daher auch als Versuch gewertet, diese Abstimmung zu beeinflussen und dem Favoriten Alain Juppé zu schaden. Dieser will sich mit einer gemäßigten Linie gegen Ex-Präsident Nicolas Sarkozy durchsetzen.

Es gilt derzeit als wahrscheinlich, dass der Kandidat der bürgerlichen Rechten bei der Präsidentschaftswahl in die Stichwahl am 7. Mai einzieht. Auch die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen hat laut Umfragen in Frankreich sehr gute Chancen, bei dem entscheidenden Duell der Präsidentschaftswahl anzutreten. Der erste Wahlgang ist am 23. April.

dpa

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