Ellwanger-Höfe: Erstes Haus fertig

Von

Wohnen statt Recherchieren und Schreiben: Der alte Stammsitz der Druckerei Ellwanger in der Maxstraße 58-60, in dem über Jahrzehnte auch die Lokalredaktion des "Nordbayerischen Kuriers" ihren Platz am Markt hatte, wird wieder zum Wohnhaus – allerdings auch mit gewerblicher Nutzung. Der erste von vier Bauabschnitten ist fertig, bis zum Ende des Jahres soll auch der Rest folgen. Unter anderem mit einem Café.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Der Weg zurück zum barocken Glanz ist steinig. Die Nutzung der Jahrhunderte hat dem Gebäude, das im Wesentlichen aus dem 18. Jahrhundert stammt, einiges an Substanz abverlangt. „Allein die Voruntersuchung des Gebäudes durch einen Restaurator hat einen sechsstelligen Betrag gekostet“, sagt Thomas Burger, Geschäftsführer des Bindlacher Unternehmens Pro Haus, der die Sanierung des Gebäudes, das von einem Investor erworben wurde, betreut. „Da wir uns im Stadtmauerbereich finden, gehen Teile der Bebauung auf 1300 zurück, das Gebäude Max-58, das wir als ersten Bauabschnitt jetzt fertigstellen, stammt aus der Zeit um 1740“, sagt Burger.

Vier Bauabschnitte, die parallel laufen

Burger sagt, die Sanierung sei in vier Bauabschnitte aufgeteilt worden, die parallel laufen. Die Max-58, in die der Kurier bereits mit der Geschäftsstelle eingezogen ist, wird in den oberen Stockwerken Wohnhaus: „Wir haben sechs Wohnungen, die alle schon vermietet sind.“ Eine Wohnung, das ehemalige Verleger-Büro, hat rund 80 Quadratmeter, die anderen Wohnungen sind nach Burgers Angaben zwischen 35 und 45 Quadratmeter groß. Die Sanierung sei sowohl denkmal- als auch stilgerecht gemacht worden, sagt Burger. Was großen Aufwand bedeutet, denn: die Stuckverzierungen an den Decken, die zum Teil durch Einbau von Trockenbaudecken und durch einen versotteten Kamin schwer beschädigt oder zerstört waren, sind überall wiederhergestellt worden. „Alles ist von einem Stuckateur rekonstruiert worden“, sagt Burger. Allein in den Stuck flossen rund 40 000 Euro.

Viele Balken waren faul

Eine große Zahl an Decken- und Dachbalken war so stark beschädigt, dass sie ausgetauscht werden mussten. Gleiches gilt für die Böden und die Fenster: „In so ein Gebäude gehören Eichenböden rein. Und Holzfenster, in unserem Fall Galgenfenster, die unten und oben geöffnet werden können“, sagt Burger. In Absprache mit dem Denkmalpfleger sind im Dachgeschoss Teile der in Fachwerkbauweise gebauten Wände geöffnet worden, um eine luftigere Raumstruktur zu bekommen – und das Fachwerk sichtbar zu machen. Die Eichentreppen bleiben erhalten und werden aufbereitet. Um die Bauphysik des Gebäudes nicht durcheinander zu bringen, habe man auf alte Bautechniken zurückgegriffen: Teilweise kamen auch Strohmatten als Träger des Putzes zum Einsatz. Die Farbe an den Wänden lasse zu, dass das Material wieder atmen könne.

Erster Bauabschnitt kostet über eine Million

Über eine Million Euro wird die Sanierung des ersten der vier Bauabschnitte kosten, sagt Burger. „Bis Ende des Jahres werden auch die anderen Abschnitte fertig sein.“ Die Max-60, die eine Hausverwaltung aus Ulm im oberen Bereich als Bürogebäude nutzen wird, soll im Sommer im Erdgeschoss ein Café bekommen.

Ellwanger-Höfe heißt das Projekt

Das Gesamtprojekt hat jetzt auch einen Namen, der über dem Torbogen zur Frauengasse stehen wird, sagt Burger: Ellwanger-Höfe. Eine Anspielung auf den Innenhof des Anwesens, das sich in mehrere Gebäude aufgliedert. Die Fassade, sagt Burger, werde erst ganz zum Schluss in Angriff genommen, „um sie nicht während der laufenden Bauarbeiten zu beschädigen. Aber das Beleuchtungskonzept, das wir erarbeiten ließen, funktioniert bereits. Es soll die schöne Fassade betonen.“

Parkplätze in der Innenstadt sind Mangelware

Was Burger jedoch Kopfzerbrechen macht: die Parkplatzsituation in der Stadt. „2017 und 2018 werden wir allein rund 50 Wohnungen in der Innenstadt in sanierten Altbauten schaffen. In der Max-58 haben wir gerade einmal drei Stellplätze. Es ist dringend erforderlich, dass die Stadt Stellplätze für Anwohner schafft – viele wollen ja wieder in der Stadt leben.“

Das sieht man in der Stadtverwaltung auch so. Pressesprecher Joachim Oppold sagt auf Anfrage, dass „Wohnen in der Stadt immer attraktiver“ werde – es sei auch „kommunalpolitisch prioritäres Ziel in Bayreuth, wie in vielen anderen Städten“, Wohnraum zu schaffen. Allerdings sei es schwierig, neuen Wohnraum mit weiteren Parkplatzangeboten zu verbinden. „Mangelnde Flächen ebenso wie wirtschaftliche Überlegungen der Investoren setzen dem enge Grenzen.“ Es sei kaum möglich, Interessenten für Wohnen in der Innenstadt „einen Parkplatz direkt vor der Haustür“ in Aussicht zu stellen.

Autor

Bilder