Elektro-Züge: Klares Bekenntnis fehlt

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Politiker der Region fordern eine umfassende Elektrifizierung der oberfränkischen Bahnstrecken. Bund und Land zögern aber noch. Unser Bild zeigt den Regionalexpress von Dresden nach Hof bei Feilitzsch auf der Franken-Sachsen-Magistrale. Foto: Archiv/PeterGisder Foto: red

Es wird weiter um die Elektrifizierung der Oberfrankenachse gerungen. Die Grünen, die SPD und die Freien Wähler haben dazu Dringlichkeitsanträge gestellt. Diese wurden am Donnerstag behandelt - für die oberfränkischen Strecken herausgekommen ist jedoch wenig.

 
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Die Opposition forderte die Staatsregierung auf, die Fehlplanungen bei Untersteinach zu korrigieren. Mit einer Tieferlegung der Gleise sei es nicht getan. Oberfranken dürfe bei der Elektrifizierung nicht länger hinterherhängen. Auch die Frage nach der Verantwortung für die "Schildbürger"-Planung wurde gestellt. "Uns ging es um ein klares Bekenntnis zur Elektrifizierung", sagte Landtagsvizepräsidentin Ulrike Gote (Grüne) auf Kurier-Anfrage. Doch eine konkrete Perspektive sei vom zuständigen Minister Joachim Herrmann nicht aufgezeigt worden. "Der Verdacht, dass es gar nicht zu einer Elektrifizierung auf der Strecke kommen soll, konnte nicht ausgeräumt werden."

Wer ist für Dilemma verantwortlich?

Zwar sei eingeräumt worden, dass es Abstimmungsschwierigkeiten zwischen den zuständigen Behörden gegeben habe. Jedoch sei alles "nach Recht und Gesetz" zugegangen. Die Grundsatzentscheidung für oder gegen eine Elektrifizierung habe der Bund zu treffen, habe der Minister mitgeteilt. "Wir wollen wissen, wer für das Ganze verantwortlich ist", betonte Gote. Denn schließlich sei die Verantwortung im Verkehrsministerium in den vergangenen Jahren in CSU-Händen gelegen. "Es kann doch nicht sein, dass man wissentlich und sehenden Auges in so etwas hineinschlittert!" Daher müsse weiter Druck gemacht werden, damit es zu einer Elektrifizierung komme.

Vorteile der Elektromobilität

Der Ministerrat beschloss vor wenigen Tagen eine Elektromobilitäts-Strategie für die Schiene, um den Dieselverkehr in Bayern zu reduzieren. "Unser Ziel ist, auf der Schiene den Anteil des Dieselverkehrs zugunsten schadstoffarmer elektrischer Antriebe deutlich zu senken", heißt es in dem Beschluss. Dies sei ein wichtiger Beitrag zur Luftreinheit und dem nationalen Klimaschutzplan 2050. Elektrisch angetriebene Züge seien umweltfreundlicher, leiser, leistungsfähiger, wartungsärmer und in der Stumme deutlich günstiger als Dieselzüge. Dafür sei ein Sonderprogramm des Bundes für Elektrifizierung notwendig. Bayern wolle in seinem Regionalverkehr mindestens sechs Pilotprojekte für innovative Antriebstechniken finanzieren.

Oberfranken nicht "prioritär behandelt"

Beim Bau von Oberleitungen sollen sieben Bahnstrecken prioritär behandelt werden. "Oberfranken ist aber nicht drin", kritisiert Gote. Dafür drei Strecken in Oberbayern, zwei in Mittelfranken und je eine in Unterfranken und Schwaben. Die Investitionskosten: 600 Millionen Euro. Neue Techniken wie die Kombination aus Oberleitung und Batterie-Hybrid werden auch auf drei oberbayerischen Linien sowie zwei unterfränkischen und je einer mittelfränkischen und niederbayerischen getestet.

Sollte es zu einer Elektrifizierung der Strecke von Kulmbach über Neuenmarkt-Wirsberg nach Bayreuth und Hof kommen, würde bei vielen Brücken die Durchfahrtshöhe nicht ausreichen. Die Bahngleise bei Untersteinach lassen sich tieferlegen. Aber was ist mit den bestehenden Brücken? Auch darauf gibt es noch keine genauen Angaben von Seiten des Ministeriums. Ziel sei jedoch die "klassische Elektrifizierung".

"Keine gute Lösung"

Claus Müller ist seit fast 40 Jahren Mitglied im Förderverein der Freunde des Deutschen Dampflokomotiv Museums (DDM) und gelegentlich als Schaffner für den vereinseigenen Schienenbus und bei den Pfingstdampfzugfahrten unterwegs. "Eine Tieferlegung ist zwar grundsätzlich möglich, aber keine gute Lösung, wenn sie bei mehr als zwei Brückenbauwerken vorgenommen werden müsste", sagt Müller. "Unabhängig von allen praktischen Lösungsversuchen, wäre es aber wirklich interessant, welche Stelle hier so fundamental gepatzt hat."

Aber die Brücken müssten wie jedes Bauwerk der Bahn nummeriert und katalogisiert sein. Daher müssten bei der DB Netz Zahlen zu den Durchfahrtshöhen vorliegen, vermutet Müller. Ein Bahn-Sprecher verneint das jedoch. Bei Straßenbrücken sei der Staat der Baulastträger. Die Bahn sei lediglich für Eisenbahnbrücken zuständig. Also zum Beispiel, wenn die Eisenbahn eine Straße oder einen Fluss überquere. Im Fall Untersteinach sei keine andere Durchfahrtshöhe gewählt worden, weil das Vorhaben der Elektrifizierung im Bundesverkehrswegeplan nicht als "vordringlich" eingestuft war.

Alternativen zur Elektrifizierung

Allerdings würden bereits Alternativen zu elektrifizierten Zügen entwickelt, zum Beispiel emmissionsfreie Züge mit Wasserstoffantrieb, sagt Müller. Der Bund unterstützte die Entwicklung von Zügen mit Wasserstoff-Antrieb und will sie in Norddeutschland testen. Nach zwei Prototypen sollen bis 2020 bereits 14 Züge im Einsatz sein. Die Züge fahren mit Brennstoffzellen und sind leiser als Dieseltriebwagen. Die Brennstoffzellen wandeln Wasserstoff in elektrische Energie um. Außerdem könnten Züge mit Batterien ausgestattet werden.

"Die Technik ist also einsatzbereit", sagt Müller. Vermutlich sei sie sogar volkswirtschaftlich sinnvoller und wäre besser, als das ganze Dieselnetz Oberfranken auf elektrischen Betrieb umzustellen. Das gelte aber nicht für die Verbindung Hof-Marktredwitz-Regensburg und einen grenzüberschreitenden Güterverkehr über Hof-Marktredwitz/Eger-Marktredwitz-Nürnberg. "Hier ist eine vorrangige Elektrifizierung weiterhin wichtig und in fortgeschrittener Planung", stellt Müller fest.

Für den Main-Saale-Express, die Linie Bamberg-Hof/Bayreuth würde sich ein Fahrzeug eignen, dass unter Fahrdraht fährt und zugleich auf nichtelektrifizierten Strecken mit Akku, sagt auch Eisenbahnfreund Roland Fraas. Der Regionalexpress könnte von Bamberg bis Hochstadt unter Draht fahren und am Endpunkt in Hof wieder. Der Bayreuther Regionalexpress wiederum fährt nach Nürnberg und könnte ab Schnabelwaid Draht nutzen.

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