DRE bietet Zugtrasse an Eisenbahnstrecke zu verpachten

Von Andreas Gewinner
Zu verpachten: die Bahnstrecke Weidenberg-Warmensteinach, hier bei Mittlernhammer.Foto: Archiv/Martin Ritter Foto: red

Die Bahnstrecke nach Warmensteinach kann gepachtet werden. Der Eigentümer, die Deutsche Regionaleisenbahn (DRE), hat den Streckenabschnitt ab Mengersreuth auf seiner Internetseite unter der Rubrik "Abgabe von Eisenbahninfrastruktur" ausgeschrieben. Doch in Wahrheit geht es gar nicht darum, einen neuen Betreiber für die Strecke zu finden.

 
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"Eingleisige, nicht elektrifizierte Nebenbahn, 7,3 Kilometer, Pachtzins/Jahr: Verhandlungssache" heißt es in der Offerte im Internet. Detailliert ausgewiesen sind auch die nötigen Investitionen: Gesamt 4,36 Millionen Euro, davon 2,37 Millionen für Oberbau, 691.000 Euro für  Bahnübergänge, 869.000 für "Ingenieurbauwerke" (Brücken), 430.000 Euro für Bahnsteige. Der Betrag deckt sich mit dem, den die DRE auch in der Vergangenheit stets nannte, wenn es darum ging, die abgebaute Strecke, auf der 1992 der letzte Zug gerollt war, wieder betriebsbereit zu machen.

Potenzial zu niedrig

Geld, das die DRE finanzieren müsste. Voraussetzung dafür wäre gewesen, dass es mindestens zehn Jahre bezahlten Verkehr auf der Strecke geben würde. Die Bestellung und -bezahlung hätte der Freistaat über seine Eisenbahngesellschaft leisten müssen. Doch der wollte nicht, weil das Fahrgastpotenzial und damit der Kostendeckungsgrad zu niedrig ist. Dies hat vor einigen Wochen ein neuerliches Gutachten ergeben. Damit schien das endgültige Aus für künftigen Bahnverkehr im oberen Steinachtal unausweichlich. "Die Teilstrecke kann von der DRE nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden", heißt es in der "Bettriebswirtschaftlichen Bewertung" in der Streckenausschreibung.

Und nun die Suche nach einem Pächter? "Das ist ein Rechtsakt", erklärt DRE-Geschäftsführer Gerhard J. Curth: "Wir wollen die Strecke aus der Betriebspflicht rausnehmen." Es sei die "Einsicht in die Notwendigkeit, von den jährlichen Unterhaltskosten runterzukommen". Diese werden in der Ausschreibung mit 36.000 Euro beziffert. Dass diese Kosten dann auf die Anliegergemeinden zukommen könnten, verneint Curth. Erst bei einer Entwidmung könnten die Kommunen "Erben" der Strecke werden.

Radweg ginge auch

Doch selbst wenn nun auf der Strecke ein Radweg angelegt würde, könnte dies rechtlich eine "temporäre Nutzung" sein mit der Option, in Zukunft die Strecke doch noch zu sanieren und dort wieder Züge fahren zu lassen, so Curth.

Eine vorherige Ausschreibung ist jedoch auch eine der Voraussetzungen für die endgültige Stilllegung einer Bahnstrecke, wie der Internetseite des Eisenbahnbundesamtes zu entnehmen ist: „Das Verfahren ist antragsgebunden, das antragstellende Unternehmen ist dabei zur Darlegung verpflichtet, dass ihm ein weiterer Betrieb der Strecke nicht zuzumuten ist. Das Unternehmen muss außerdem nachweisen, dass es zuvor den Betrieb der zur Stilllegung anstehenden Eisenbahninfrastruktur öffentlich zur Übernahme (Verkauf oder Verpachtung) ausgeschrieben hat (z. B. im Internet) und dass Übernahmeverhandlungen erfolglos geblieben sind.“

Für die fragliche Strecke ist indes nicht das Bundesamt, sondern das bayerische Verkehrsministerium beziehungsweise die Regierung von Mittelfranken zuständig. Von diesen beiden Stellen waren gestern Nachmittag keine Informationen mehr zu bekommen.

Gesellschafter tagen

An diesem Samstag ist Gesellschafterversammlung der DRE, an der auch die Warmensteinacher Bahnbefürworter des Fördervereins Fichtelgebirge teilnehmen. Dann sollen möglicherweise auch Weichen für die Zukunft der Strecke nach Warmensteinach gestellt werden. Die Ausschreibungsfrist läuft nun erst mal drei Monate, bis Januar. Das Blatt könne sich ja auch noch wenden: „Vielleicht tauchen doch noch ein paar verrückte Politiker mit ein paar Millionen Euro auf“, so Curth.

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