Internet bietet auch für stationäre Händler Chancen Einzelhandel steuert auf Rekordjahr zu

Von Roland Töpfer
Der Konsum läuft gut, dem Handel winkt ein gutes Gesamtjahr. Foto: Sebastian Kahnert/dpa Foto: red

Der Einzelhandel steuert dieses Jahr neue Rekorde an. 471 Milliarden Euro Umsatz werden erwartet, das sind 2,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders stark wächst der Onlinehandel. Aber auch für den stationären Handel bieten sich Chancen.

 
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Es wäre das größte Wachstum seit 20 Jahren. Bis einschließlich Oktober lag das reale Wachstum sogar bei 2,8 Prozent. Der Onlinehandel wächst dabei viel schneller als das stationäre Ladengeschäft. Angst machen sollte das nicht, denn, so der Bayreuther Sportwarenhändler und IHK-Vizepräsident Oliver Gießübel: „Die Digitalisierung bietet auch großartige Möglichkeiten.“

Ja, vom Wachstum kann der Onlinehandel am stärksten profitieren, so dass das Wachstum des stationären Handels schwächer ist, sagt Gießübel dem Kurier. Das sei aber vom Prinzip her nichts Neues. „Der Strukturwandel im Einzelhandel ist eine Dauererscheinung.“ Allerdings: „Diesmal ist der Wandel wohl schneller und tiefgreifender als in der Vergangenheit.“

Flächen in Kernlagen legen zu

Trotz Online-Booms schafft auch der stationäre Handel ein Umsatzplus. Und es gibt in diesem Bereich durchaus überraschende Entwicklungen. In den 82 deutschen Großstädten mit über 100 000 Einwohnern ist die Verkaufsfläche der Läden in den Kernlagen zwischen 2010 und 2014 um sieben Prozent gestiegen, so der Handelsverband Deutschland (HDE). Immer mehr lokale Händler verkaufen auch übers Internet. Auch das ist ein Weg, aber nicht der einzige, sagt Gießübel und verweist auf digitale Möglichkeiten wie Onlinereservierung oder sogenannte „Regalverlängerung“. Gießübel: „Ein Problem wird es erst dann, wenn man nichts tut.“

Der Händler vor Ort kann Service und Beratung bieten. Zieht dieser Vorteil noch? Ganz sicher, sagt Gießübel. Ein eingeführtes bekanntes Geschäft mit vielen Stammkunden zu haben sei eine Stärke. Entscheidend sei, dass man sich mit seinen Kunden verändert.

Lokale Händler sollen kooperieren

Der lokale Mittelständler muss sich gegen Global Player positionieren. Wie macht man das? Hier brauche es neue Formen der Kooperation, innerhalb der Branche und mit den lokalen Kollegen, so Gießübel. Für Bayreuth arbeite gerade die BMTG an einem Modell.

Gießübels Fazit: Es gibt keine allgemeingültigen Patentrezepte. Was zählt, sei die Bereitschaft zur Veränderung. Wenn Märkte in Bewegung sind, gebe es immer Chancen. Die Digitalisierung biete großartige Möglichkeiten, dem Kunden ein „Mehr“ zu bieten. Es gebe keine Anzeichen, dass Offline ein Auslaufmodell ist.

Stimmung gut

Nach Angaben der IHK für Oberfranken sprachen 28 Prozent der befragten Händler bei der jüngsten Konjunkturumfrage von einer guten Geschäftslage. Nur zehn Prozent sind mit ihren Geschäften unzufrieden. Dies wird als insgesamt gutes Stimmungsbild gewertet, „welches aber nicht mehr die Werte aus dem Frühjahr erreicht“. Für die kommenden zwölf Monate rechne der Einzelhandel mit soliden bis guten Geschäften. 22 Prozent der befragten Unternehmer glauben, dass die Geschäftslage sich verbessert, 64 Prozent prognostizieren gleichbleibende Geschäfte. Die Unternehmen planen mit konstanten Umsätzen. Auf Grundlage dieser Einschätzungen rechne der Einzelhandel mit gleichbleibenden Investitionen und einem leichten Beschäftigtenplus.