Welche Rolle spielen Geburten und Todesfälle?
Noch immer sterben jedes Jahr deutlich mehr Menschen als geboren werden. Ohne die Zuwanderung würde die Bevölkerung also schrumpfen. Das sogenannte Geburtendefizit lag der Schätzung zufolge 2016 bei zwischen 150 000 und 190 000 Menschen - nach 188 000 im Jahr zuvor. «Die Anzahl lebend geborener Kinder dürfte 2016 gegenüber dem Vorjahr leicht zugenommen und die Anzahl der Sterbefälle etwa auf Vorjahresniveau gelegen haben», erläutert Statistiker Reinhold Zahn.
Kann das Geburtendefizit überwunden werden?
Die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter in Deutschland ist derzeit einfach deutlich niedriger als die der alten Menschen. «Selbst wenn diese Frauen sehr viel mehr Kinder bekämen, wäre es sehr schwierig, die Sterbefälle auszugleichen», sagt Bevölkerungswissenschaftler Klüsener. Erst ab 2040 sei mit einer Verringerung der Lücke zwischen den Geburten und den Sterbefällen zu rechnen, da dann die geburtenschwächeren Jahrgänge ins höhere Alter vorrückten. Herbert Brücker vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ergänzt: «Die Migration erhöht auch die Geburtenzahlen.» Nicht, weil die Zuwanderer so viele Kinder bekämen, sondern weil sie jung seien.
Ist das Bevölkerungswachstum etwas Gutes?
Die Zuwanderer aus der EU kommen vor allem auf der Suche nach Arbeit nach Deutschland. «Die Arbeitsmigration hilft uns, den demografischen Wandel zu bewältigen», sagt Brücker. «Die öffentlichen Haushalte, die Rentenversicherungssysteme etwa, stehen gut da, das hängt natürlich auch damit zusammen, dass wir nicht in die Bevölkerungsschrumpfung reingelaufen sind.»
Wie sind die Aussichten für 2017?
Wie sich der «Brexit» auf europäische Wanderungsbewegungen auswirkt, lässt sich nach Einschätzung der Fachleute noch nicht absehen. «Das kann in beide Richtungen gehen», sagt Liebig von der OECD. «Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor aufnahmefähig», betont Holger Bonin vom Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA). Der Volkswirt geht auch davon aus, dass in diesem Jahr erneut weniger Flüchtlinge nach Deutschland kommen.
dpa
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