Einöden-Serie: Zu Gast in Hedelmühle

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Da steckt Geschichte drin. 1606 wurde sie als „Thummertenmühle“ zum ersten Mal urkundlich erwähnt. „Da ging es um Weiderechte“, sagt Ottmar Schmitt. Die Hedelmühle nahe Trockau ist eine echte Einöde. Ein Anwesen, das war’s.

 
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Ein großes Anwesen. Das Wohnhaus stammt aus dem Jahr 1929. Hier lebt der 56-Jährige mit seiner Frau Marianne (54) und deren Mutter Franziska Herlitz (83). Auch Sohn Martin (27) ist hier zu Hause. „Damit ist die Übergabe gesichert“, sagt Schmitt. Es ist spürbar: Das freut ihn.

Familienverbund

Überhaupt, der Familienverbund. Der spielt eine große Rolle im Hause Schmitt. Auch Tochter Christel (29), verheiratet in Leups, und Sohn Ludwig (31) sind regelmäßig in der Hedelmühle zu Gast. Helfen mit. Auch beim Musizieren. Die Musik ist Lebensinhalt für die Schmitts. Zumindest ein wichtiger Teil. Ein sehr wichtiger. Ottmar Schmitt hat die D- und die C-Prüfung mit Erfolg absolviert. Und damit den höchsten nichtakademischen Grad inne, den man in der Kirchenmusik erreichen kann. Er wird in allen deutschsprachigen Diözesen anerkannt.

Orgel spielen

„Das ist kein Selbstläufer, da wirst du in zwölf Fächern geprüft.“, sagt der Mann, der den preisgekrönten Trockauer St.-Thomas-Chor leitet und in der Trockauer Kirche auch die Orgel spielt. Wie der Vater, so die Söhne. Martin hat die selben Prüfungen abgelegt, Ludwig, der demnächst Papa wird, geht diesen Weg noch konsequenter, hat die Kirchenmusik zum Beruf gemacht. Er ist Diplom-Musiklehrer mit Schwerpunkt Orgel, spielt dieses Instrument auch regelmäßig vor großem Publikum. Nicht nur bei Gottesdiensten in seiner neuen Heimatstadt Regensburg, sondern auch bei Konzerten – im Passauer Dom, im Bamberger Dom oder erste vor einer Woche in der Berliner Gedächtniskirche.

Musik als Passion

„Die Musik ist unsere Passion, das ist ein wunderbarer Ausgleich“, sagt Ottmar Schmitt. Doch kann man davon - mit Ausnahme des ältesten Sohnes - nicht leben. Ihren Broterwerb sichern sich die Schmitts auf andere Weise. Und da dreht es sich buchstäblich ums Brot. Das wird nämlich auf der Hedelmühle jede Woche gebacken.Donnerstags und freitags. In einem Backofen, der ebenfalls geschichtsträchtig ist. Naheliegend eigentlich auf einem Anwesen, in dem es bis 1976 eine Getreidemühle gab. „Dann wurde sie herausgerissen, das Gewerbe hatte mein Vater schon 1968 abgemeldet“, sagt Marianne Schmitt. Es hat sich einfach nicht gelohnt.

Sieben Mühlen

Das gilt auch die anderen der insgesamt sieben Mühlen, die hier einst entlang des Mühlbaches und der Püttlach existierten. Früher backte Schmitt nur ein helles Mischbrot. Siebenpfünder durch die Bank. Salz, Wasser, Sauerteig und Mehl waren die Zutaten. Sonst nichts. Keine Zusatzstoffe, keine Treib- oder Färbemittel. So ist das auch noch heute. Doch das Angebot ist gewachsen. Weil sich die Ansprüche der Kunden gewandelt haben. Heute produzieren die Schmitts auch Vollkorn- und Dinkelbrot. Auch in kleineren Gewichtsklassen. Regelmäßig werden auch Küchla gebacken, die haben einen legendären Ruf. Und die Faschingszeit auch Krapfen.

Hofladen lohnt sich

Die Qualität hat sich herumgesprochen. Und so kommen die Menschen aus einem Umkreis von rund 30 Kilometern, auch aus Bayreuth oder Auerbach. Und so lohnt sich auch der Hofladen. Da gibt es auch Kuchen, Nudeln, Honig. Alles regionale Produkte. Der Stammkundenanteil liegt bei 80 bis 90 Prozent, sagen die Schmitts.

Schwerpunkt Ackerbau

Die Landwirtschaft ist ein zentrales Standbein für ihr Auskommen. Schwerpunkt Ackerbau. Weizen und Roggen fürs Backen. Gerste und Hafer als Futter für die Tiere. Denn die Schmitts haben auch Vieh. Neun Kühe sind es zurzeit, dazu drei Kälbchen, „ein bisschen Nachzucht halt“. Das hat aber nichts mehr mit Broterwerb zu tun. Bei den Milchpreisen. „Ich mache das so lange, wie ich das leisten kann, weil es einfach Freude bereitet. Das wird auslaufen, irgendwann“, sagt Ottmar Schmitt, der nebenbei „ein wenig Forstwirtschaft“ betreibt und als gelernter Metallbauer auch Aufträge für eine Pegnitzer Maschinenbaufirma erledigt.

Einsam?

Einsam? Nein, sagt seine Frau. Trotz der Alleinlage. Da ist die Familie, da sind die Kunden im Laden, da ist das fast schon legendäre Hoffest, da ist der Mühlenadvent. Da helfen junge Leute aus Trockau mit, viele auch aus dem Chor. In der Regel ohne Entgelt. Sie machen das gerne, sagt Ottmar Schmitt, „der Zusammenhalt ist noch sehr ausgeprägt hier“.

Die Lage, das Umfeld – „das ist unser Kapital“, so Marianne Schmitt. Das Leben mitten in der Natur möchte sie nicht missen. Nie mehr. Das Rauschen der Wälder ringsum, das Vogelgezwitscher, das Eingebundensein in diese Natur. „Schöner kann man nicht leben ...“

Info: Nächste Woche stellen wir die Familie Leibinger vor, die in der Einöde Schweinzmühle im Ahorntal lebt.

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