Den gläubigen Elser plagen Skrupel. Doch zum Tyrannenmord sieht er keine Alternative. „Ich wollte ja auch durch meine Tat ein noch größeres Blutvergießen verhindern“, wird er in der Vernehmung sagen. Den Nazis liegt daran, Elser finstere Motive zu untgerstellen. Das Attentat sei „zweifellos in London ausgedacht“ worden, notiert Goebbels.
Viele Deutsche glauben an eine Inszenierung Hitlers. „Im Bürgerbräukeller wurden zehn Menschen getötet, 60 verletzt – und 60 Millionen verkohlt“, lautet ein böser Witz. Der sonst gut informierte US-Journalist William L. Shirer sitzt Lügen auf: Elser sei ein inhaftierter Kommunist gewesen, der im Sommer 1939 im KZ Dachau von Verschwörern rekrutiert worden sei. Elser jedoch hat zwar die Kommunisten gewählt, ob er tatsächlich er tatsächlich der kommunistischen Ideologie anhing, ist bis heute umstritten.
Nach seinem Geständnis in München und weiteren Verhören und Folter in Berlin wird Georg Elser ins KZ Sachsenhausen gebracht. Man will ihn aufsparen, für einen Schauprozess nach dem Endsieg. Als sich das Ende des Dritten Reichs abzeichnet, wird Elser nach Dachau transportiert. Schließlich trifft eine Anweisung Heinrich Himmlers ein: „Bei einem der nächsten Terrorangriffe auf München,beziehungsweise die Umgebung von Dachau, ist angeblich Elser verunglückt. Ich bitte zu diesem Zweck Elser in absolut unauffälliger Weise zu liquidieren.“ Am 9. April 1945 ermordet der SS-Oberscharführer Bongartz Johann Georg Elser durch Genickschuss.
Nach dem Krieg beherrschen das von den Nazis verzerrte Bild und bizarre Gerüchte die Diskussion. Pfarrer Martin Niemöller, der Elser im Konzentrationslager begegnet ist, verleumdet Elser als SS-Mann, der das Attentat auf Hitlers persönlichen Befehl zu fingieren hatte, für einen zweiten Reichstagsbrandprozess. Scham erschwert das Gedenken darüber hinaus. „Er strafte all jene Lügen, die sich weiterhin einredeten, sie hätten dem Terror des NS-Staates nichts entgegensetzen können“, schreiben die Historiker Peter Steinbach und Johannes Tuchel in einer lesenswerten Monographie.
Erst seit wenigen Jahren ist Elser anerkannt. Man hat ihm Denkmale errichtet, auch in München, wo unter anderem eine Gedenktafel den Attentatsort am heutigen Kulturzentrum Gasteig markiert. Ausgerechnet Helmut Kohl ist es gewesen, der den als Kommunisten Verfemten rehabilitiert hat. „Wir ehren die Opfer der ‚Weißen Rose‘ um die Geschwister Scholl, wir gedenken der Tat eines Einzelnen wie des Tischlergesellen Johann Georg Elser“, so der Bundeskanzler 1994 bei einer Feierstunde im Berliner Bendlerblock.
In Weidenberg laufen demnächst die Dreharbeiten zu einem neuen Film über Georg Elser an. Mehr zum Fortschritt der Dreharbeiten lesen Sie hier.