Einer der besten Brauer ist Bayreuther

Von Kerstin Fritzsche
Christian Walder (29) aus Bayreuth hat Hobby und Leidenschaft zum Beruf gemacht und sich zum Brau- und Malzmeister ausbilden lassen. Er wurde in seinem Jahrgang an der renommierten Doemens-Akadademie in München als einer der Besten ausgezeichnet. Foto: Kerstin Fritzsche Foto: red

Christian Walder aus Bayreuth hat schon in seiner Jugend im Keller seines Elternhauses gebraut. Nach der Schule entschloss er sich, sein Hobby zum Beruf zu machen. Zuletzt ließ er sich in München zum Braumeister ausbilden. Dort schloss er mit 1,6 ab und ist damit einer der besten deutschen Nachwuchs-Braumeister. Zusätzlich wurde Walder zusammen mit zwei Kommilitonen bei einem internationalen Wettbewerb für seinen Meister-Sud ausgezeichnet.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Christian Walder trinkt Bier - logisch, schon allein beruflich, als Braumeister. Aber er lebt Bier auch durch und durch. Seine Augen leuchten, wenn er von seiner Ausbildung spricht, egal, ob es um die Farbe seines Bieres geht oder irgendwelche Berechnungen für den Mälzungsprozess. Biochemische Prozesse begeistern ihn genauso wie ein süffiges, gelungenes Endprodukt frisch im Glas oder die  Beschäftigung mit verschiedenen Malzen und Hopfen-Sorten. Er kennt viele Brauereien in Bayern und darüber hinaus sowie die Hobbybrauer-Szene.

Hart auf das Berufsziel hingearbeitet

Seit Juni hat Walders Leidenschaft für Bier auch einen international anerkannten, offiziellen Titel: Der 29-Jährige aus Bayreuth ist Brau- und Malzmeister. "Das ist mein absoluter Traumberuf!", sagt er und schon wieder strahlen seine blauen Augen. Walder hat hart auf dieses Berufsziel hingearbeitet.

Seit seiner Jugend hat er lange Jahre selbst im Keller des Elternhauses gebraut. Irgendwann merkte der Hobbybrauer, dass er mehr will. Erst einmal blieb er dafür aber in Bayreuth und ließ sich bei Maisel zum Brauer und Mälzer ausbilden. Danach musste Walder mal raus, was anderes sehen. Sich in anderen Brauereien umsehen. Er heuerte zwei Jahre in einer Hausbrauerei in Freiburg an und hatte dort freie Hand zum Ausprobieren. "War eine tolle Zeit. Aber Freiburg ist auch eine sehr schöne Stadt!", schwärmt er vom Ausflug ins Weinland Baden.

Ausbildung zum Braumeister in München

Walder wollte noch mal mehr und entschloss sich statt fürs viel längere Braumeister-Studium für eine zweisemestrige Ausbildung zum Brau- und Malzmeister an der international renommierten Doemens-Akademie in München. "Es ist schon besser, auch den Meister zu haben. Dann hat man viel mehr Möglichkeiten", erklärt der Bayreuther. Trivial ist die sehr praxisorientierte Ausbildung in München nicht. Über 30 Prüfungen muss ein Jahrgang absolvieren.

Walder hat sich auch hier wieder mit ganzer Leidenschaft reingehängt - und schloss mit Note 1,6 als einer der Besten seines international besetzten Jahrgangs ab. Und nicht nur das: Der Meistersud, den er mit zwei Kommilitonen zum Abschluss entwickelte und braute, wurde während eines internationalen Wettbewerbs an der Doemens-Akademie von Bier-Sommeliers als bester ausgezeichnet.

"Nicht einfach irgendwas zusammenbrauen"

"Das ist eine ganz besondere Ehre!", sagt Walder freudig. Auf seinen Meister-Sud ist er sehr stolz. Es ist ein Märzen mit vier verschiedenen Malzen und drei Hopfen-Sorten. "Wir wollten nicht irgendwas machen, Hauptsache, es schmeckt gut." Das hätte der Wettbewerb aber auch nicht zugelassen. Zu den Vorgaben gehörte neben der Entwicklung des Rezepts auch die genaue Dokumentation des Brauvorgangs sowie eine passende Produktion von Etiketten.

Foto: red

Wichtig war Walder, dass beim Sud das Reinheitsgebot eingehalten wird. Das entstandene Märzen heißt aufgrund seiner goldrötlichen Farbe "Kupferstich". Die Bier-Sommeliers beurteilten das Bier wie folgt: "Es dominieren kräftige Karamellaromen, gepaart mit Noten nach gerösteter Haselnuss und leicht fruchtigen Hopfenaromen. Der satte und volle Körper überrascht mit erfrischender Spritzigkeit und einer gut eingebundenen Hopfenbittere, die in ein ausgeprägtes Finale mit süßlichen Toffeenoten mündet. Ein klassisches bayrisches Märzen, wie es leider nur noch wenige gibt."

Bald "Kupferstich" reloaded?

Vielleicht ja doch. Denn jetzt hat der 29-Jährige ein neues Ziel: "Im Herbst würde ich gerne den Meistersud nachbrauen." Erst einmal hat er aber woanders mit dem Bierbrauen zu tun: Walder ist seit vier Wochen Braumeister bei der Schlossbrauerei Reckendorf im Bamberger Landkreis. Die Privatbrauerei machte im Frühjahr ebenfalls von sich reden, da ihr Weizenbock beim renommierten Meininger Craft Beer Award mit Gold ausgezeichnet wurde.

Alles rund ums Thema Bier beim Kurier:

Kochen mit Weißbier

Craftbierbrauer gründen GmbH

Fränkische Braumeister zum Reinheitsgebot

Die Franken haben ihr Bier zuerst geschützt

Der Bier-Kalender: Hier wird 2016 in Bayern gefeiert

Erfrischendes Mixen mit Bier

Bullshit-Bingo: Endlich mitreden beim Reinheitsgebot

Jüngster Bier-Sommelier contra Komasaufen

Liebesbier: Diskussion über Reinheitsgebot

Oliver Wesseloh: "Brauchen ein Natürlichkeitsgebot"

Gut 600 bei "Liebesbier"-Pre-Opening

Toll, das Reinheitsgebot, aber...

Alles Lüge mit dem Reinheitsgebot? Die Franken schäumen

Was macht eigentlich ein Bier-Sommelier?

"Wir hinken mit der Vielfalt hinterher"

Hintergrund: Was ist Craftbier?

Franken-Brauerei-Führer in dritter Auflage erschienen

Kurz-Interview mit Jeff Maisel: "Die Aufbruchstimmung in der Branche ist regelrecht spürbar"

Quiz: Testen Sie Ihr Bier-Wissen!

Bilder