Interesse an Elektrofahrzeugen in Bayreuth sehr gering - Fehlende Infrastruktur zum Laden als ein Knackpunkt Eine Prämie macht noch kein Auto

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Die Pläne waren ehrgeizig: Mit einer Kaufprämie wollte die Bundesregierung den Kauf von Elektroautos ankurbeln. 300.000 Autos sollten so schnell wie möglich verkauft werden. Seit Juli vergangenen Jahres wurden allerdings nur rund 9000 Anträge auf die Prämie gestellt. Der bundesweite Trend spiegelt sich auch in Bayreuth wider. Die Kunden haben Interesse, warten aber lieber ab.

 
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"Zäh. Sehr zäh." So fasst Ralph Herrnleben vom gleichnamigen BMW-Autohaus in Bayreuth das Geschäft mit der Elektromobiliät zusammen. Eine Aussage, die für alle Händler gilt, mit denen der Kurier jetzt über das Thema Elektroauto-Prämie und Nachfrage nach Elektro- und Hybrid-Fahrzeuge gesprochen hat. Herrnleben sagt, das Interesse der Kunden konzentriere sich bei ihm auf den Zweier Active-Tourer, einem Fahrzeug der oberen Kompaktklasse, das durch den Elektromotor an der Hinterachse zum Allradler wird. Alle anderen Modelle aus der BMW-Palette, die mit Hybrid-Technik ausgestattet sind: Ladenhüter. "Die Prämie reißt es nicht raus", sagt Herrnleben. Interessant ist ein anderer Trend: "Während Geschäftsleute nach wie vor auf den Diesel setzen, kaufen Privatkunden verstärkt Benziner." 

Die fehlende Reichweite hält die Kunden ab

Anja Sticht, Geschäftsführerin des MGS-Autozentrums, hat mit Nissan und Volvo zwei Marken im Programm, die bereits jetzt oder mit dem nächsten Modellwechsel stark auf Elektro- und Hybrid-Technologie setzen. Wie Herrnleben sagt sie, dass nach wie vor die fehlende Reichweite der Elektroautos und das dünne Netz an Elektrotankstellen die Kunden davon abhalten, sich beim Kauf eines neuen Autos für eines mit Akku zu entscheiden. "Es wird sich da aber sicher in den nächsten Jahren etwas tun." 

Kaufanreiz muss größer sein

Es müsse sich vor allem bei der Reichweite etwas tun, sagt Reinhold Popp von Autoservice Popp, um reine Elektroautos für den Verbraucher interessant zu machen. Echte 300 bis 400 Kilometer müssten es schon sein, um die Autofahrer zu überzeugen. Da fahre der amerikanische Tesla allen anderen noch davon. Bei Mitsubishi, die Popp verkauft, sei der Hybrid-Outlander zu groß und mit etwa 40.000 Euro auch zu teuer, damit die Prämie von 3000 Euro für Hybridfahrzeuge das Interesse stärken könne. Und der rein elektrische i-MiEV habe eine zu geringe Reichweite. Andere europäische Länder, wie etwa Holland, hätten zudem einen deutlich höheren finanziellen Anreiz, um die Kunden über den Kauf von Elektrofahrzeugen nachdenken zu lassen, sagt Popp.

Lademöglichkeit als Dreh- und Angelpunkt

"Der Dreh- und Angelpunkt ist die Lademöglichkeit. Da muss viel getan werden", sagt Klaus Fassold, Verkaufsberater beim Renault-Autohaus Wedlich. "Das Interesse der Kunden ist da. Sie kommen, informieren sich. Aber die Kaufentscheidung ist nicht abhängig von der Prämie." Entscheidend für den Kunden sei: "Wie weit komme ich damit? Und wo kann ich laden?" Renault habe im Jahr 2015 bereits 5000 Euro Elektro-Prämie gezahlt, das Interesse sei genauso hoch gewesen wie jetzt die Prämie, die sich Staat und Industrie teilen. 

Zahl der reinen Elektroautos steigt um 50 Prozent: von 31 auf 48

Dabei ist die Zahl der reinen Elektrofahrzeuge in der Stadt Bayreuth um 50 Prozent gestiegen zwischen Anfang und Ende 2016: von 31 auf 48 Fahrzeuge. Bei den Hybridfahrzeugen, hat Adam Bousella von der Zulassungsstelle der Stadt herausgefiltert, stiegt die Zahl im selben Zeitraum von 126 auf 145. "Stand Oktober 2016 haben 40 Fahrzeuge ein E-Kennzeichen bekommen", sagt Heiko Ellner-Schuberth, der stellvertretende Leiter des Straßenverkehrsamts. "Im Oktober 2015 lag die Zahl bei 29 Fahrzeugen." Die Fahrzeuge mit E-Kennzeichen müssen entweder reine Elektrofahrzeuge, Brennstoffzellenfahrzeuge oder Hybrid-Fahrzeuge sein, die von außen geladen werden können. Die dürfen, sagt Ellner-Schuberth, kostenlos auf den öffentlichen Parkplätzen abgestellt werden und die Parkplätze an Ladesäulen nutzen. 

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