100 Anzeigen pro Jahr beim Veterinäramt
Ähnliche Erfahrungen macht Harald Hahnefeld von der Tierhilfe Weidenberg. „Sehr viele Fälle, zu denen ich gerufen werde, sind auf Nachbarschaftsstreits zurückzuführen.“ Er appelliert an die Leute, ihre Steitigkeiten privat zu klären. „Wenn du hinfährst und dem Tier geht es gottseidank gut, dann ist das zwar schön“, sagt er. „Aber in den zwei Stunden hätte ich auch einem Tier helfen können, das wirklich Hilfe braucht.“ Denn auch Hahnefeld und seine Mitstreiter im Verein machen ihre Arbeit ehrenamtlich - abends nach der Arbeit und am Wochenende.
Beim Veterinäramt des Landkreises gehen pro Jahr rund 100 Hinweise und Anzeigen über vermeintlich tierschutzwidrige Haltungen ein. Die Veterinäre seien von der Staatsregierung angewiesen, allen Meldungen, auch anonymen, nachzugehen. Viele der Meldungen kommen über die Tierschutzvereine, die oft zuerst Wind von einem Fall bekommen.
"Die Hinweise der uns bekannten Tierschutzorganisationen erwiesen sich in der Vergangenheit immer als seriös und hilfreich“, teilt Landratsamts-Sprecher Herbert Retzer mit. Meldungen, die über die Tierschützer den Weg zum Veterinäramt finden, erwiesen sich „nur in den seltensten Fällen als unbegründet“. Wenn etwas im Argen liegt, schreitet die Behörde ein. Je nach schwere des Verstoßes könne das von einer Belehrung des Tierhalters bis zur Anzeige einer Straftat gehen. Dann übernimmt die Staatsanwaltschaft den Fall.
Es sind also die ehrenamtlichen Tierschützer, die mit ihrer Arbeit den Ämtern den Rücken freihalten. Sie sind eine Art Filter, weil sie nur die Fälle an die Behörden weiterleiten, in denen tatsächlich Tiere leiden. Dabei riskieren die Tierschützer manchmal Kopf und Kragen.
Zivilcourage zeigen - Tierquäler ansprechen
Harald Hahnefeld berichtet, dass eine seiner Mitstreiterinnen mal mit dem Stiel einer Mistgabel geschlagen wurde. Jürgen Greim wurde schon wegen Hausfriedensbruchs angezeigt. Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren allerdings ein. Die Tierschützer gehen grundsätzlich immer zu zweit zu den Hausbesuchen, um im Zweifel einen Zeugen zu haben.
„Tierschutz ist kein Spaß“, sagt Greim. „Aber man macht es, weil man den inneren Antrieb hat.“ Er lebt von den positiven Erlebnissen, wenn er etwas für Tiere erreicht, die sich selbst nicht wehren können. Zuletzt hat er Kaninchen aus schlechten Verhältnissen geholt. Da hatte der Halter selbst Greim alarmiert und um Hilfe gebeten.
Hahnefeld hat noch einen Tipp parat, wie jedermann den Ehrenamtlichen die Arbeit erleichtern kann. Auch bei Tieren gelte: Zivilcourage zeigen und vermeintliche Tierquäler ansprechen. Oft komme es zu Missverständnissen, die sich im ersten Gespräch klären lassen, ohne Dritte einschalten zu müssen. Hahnefeld sagt: „Wenn jemand pampig wird, dann kann man immer noch den Tierschutz oder die Polizei rufen.“