Was wird sich in der neuen Legislaturperiode nun mit gleich vier Frauen ändern im Gemeinderat? Die Vier schwanken von „sachlicher bis emotionaler“. Sicher sind sie sich, dass es dem Gremium und der Arbeit guttun wird, der Dreh aber ein anderer als bisher werden wird. Und sie wissen, dass sie sich erst einmal in ihr neues Amt einarbeiten, über vieles sich informieren, sich einlesen müssen. „Ich kenne das Amt noch nicht. Wie läuft alles ab?“, fragt sich Hempfling, die das Beste draus machen will. „Vor allem wissen wir ja auch nicht, was nicht-öffentlich gelaufen ist“, meint Diersch. Für erste Erfahrungen werde es wohl ein Jahr brauchen. Dass sie auch viel Kritik einstecken werden muss, ist sich Stahl im Klaren. Sie selber hatte sich entschlossen mitzumachen, eben weil es so oft Kritik an Entscheidungen des Gremiums gebe. „Die Profis sitzen alle draußen“, sagt sie ironisch. Im Gegensatz zu ihren drei Kolleginnen war sie bislang noch in keiner einzigen Sitzung des Gemeinderates. Sie wollten erst abwarten, ob sie gewählt werden, sagen auch Kraft, Hempfling und Diersch, die nach ihrer Nominierung ein-, zweimal in einer Sitzung waren. „Wir müssen ja unsere Familie außenrum organisieren“, so Kraft. Und sie wollen sich gut auf die Tagesordnungen vorbereiten. Erst in der Sitzung in die Unterlagen schauen – wie es im alten Gremium vorgekommen ist – das geht für die vier Frauen gar nicht. Gut finden sie auch den Vorschlag von Bürgermeister Hans Freiberger, der mit dem neuen Gemeinderat entsprechende Seminare auf Kloster Banz besuchen will.
„Wir sind dem Wähler gegenüber in einer Bringschuld“, sagt Stahl und Hempfling ergänzt, sie dürften nicht aus dem Bauch heraus Entscheidungen treffen. Gute Vorbereitung, Recherche, Kenntnis über die Sachverhalte, aber auch die Unterstützung von den Bürgern – das sind für sie die Säulen ihrer künftigen Tätigkeit.
Wo sehen sie die Schwerpunkte ihrer Arbeit, wo werden sie sich besonders einbringen? „Als Steuerfachwirtin interessieren mich natürlich die Finanzen“, sagt Hempfling. Natürlich müsse es gelingen weiter schuldenfrei zu bleiben, dabei aber trotzdem sinnvoll investieren. „Ohne geht es nicht voran“, sagt sie. Sie könne hier aber noch keine genaue Einschätzung abgeben, kennt sich noch zu wenig mit dem Haushalt aus. Aber ihr ist klar, dass mit dem Neubau der Bahnbrücke bei Funkendorf ein gewaltiger Brocken auf die Gemeinde zukommt.
„Es darf keinen Stillstand geben“, ist auch die Ansicht von Diersch, die auch hofft, dass keine Schulden gemacht werden müssen. Ihr liegt vor allem die Gemeinschaft am Herzen, seit Jahren engagiert sie sich hier schon sowieso. „Ich gehe überall hin und jeder kann seine eigene Meinung haben“, sagt sie. Davon, den Vereinsverbund auf die gesamte Gemeinde auszudehnen, hält sie aber nichts. „Das würde zu große Ausmaße annehmen“, glaubt sie. Außerdem habe die Zusammenarbeit unter den kommunalen Vereinen bisher auch gut funktioniert. Das sieht auch Kraft so. Und es sei bisher viel erreicht worden, findet sie und listet hier Kindergarten, Krippe und Gemeindezentrum auf. Nun gelte es, das erreichte Niveau zu halten. Außerdem müssten die Vereine weiter finanziell unterstützt werden. Das motiviere die Ehrenamtlichen. Denen müsse noch mehr Wertschätzung entgegengebracht werden, sagt Stahl und kann sich einen jährlichen Empfang für diese Bürger vorstellen. Ansonsten will sich die gelernte Krankenschwester, die jetzt im Außendienst mit Medizinprodukten zu tun hat, vor allem für die Seniorenarbeit einsetzen. Sie denkt dabei an einen Qualitätszirkel, eine Arbeitsgruppe, die Hilfe für ältere Mitbürger organisiert. Beispielsweise Unterstützung bei Behördengängen oder Arztbesuchen. „Der Bedarf ist da“, hat sie festgestellt.
Herrscht in der Kommunalpolitik allgemein schon Gleichberechtigung? „Es braucht mehr Frauen noch, sie muss noch heterogener sein“, sagt Stahl, „wir brauchen verschiedene Blickwinkel.“ Kraft hingegen meint, dass das Geschlechterverhältnis in der Politik passt, eher in der Wirtschaft noch Nachholbedarf ist. Und wie war die Reaktion auf ihre Wahlsiege? „Nur positiv“, sagt Hempfling. Stahl hat da andere Erfahrungen gemacht von wegen Frauen im Gemeinderat. Einig sind sich die Vier, dass sie das Gremium nach außen hin geschlossen vertreten wollen. Es könne nicht sein, dass die Engelmannsreuther nur zu Engelmannsreuther Terminen gehen und die Prebitzer zu Prebitzer Veranstaltungen. „Wir müssen das den Bürgern vorleben, damit die Einheit in der Gemeinde funktioniert“, sind sie überzeugt.