Ein Wahlkampf der anderen Art

Jana Neubert will es wissen. Als gelernte Brauerin und baldige Lehrerin an der Kulmbacher Berufsschule hofft sie darauf, in diesem Jahr bayerische Bierkönigin zu werden. Foto: Christina Holzinger Foto: red

Stellt Kulmbach bald die bayerische Bierkönigin? Für Jana Neubert, die im Herbst an der Berufsschule Brauer unterrichten wird, sieht es richtig gut aus.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Bierprinzessin Jana Neubert ist aufgeregt: Ende des Monats endet die Abstimmung zur bayerischen Bierkönigin. Noch liegt Neubert auf dem ersten Platz, doch das kann sich schnell ändern – ihre sechs Mitbewerberinnen sind ihr dicht auf den Fersen.

Meisterbier ist bald fertig

„Das Bier spricht mit mir“, sagt die Bierprinzessin, als sie mit schnellen Schritten auf den Kessel zugeht, in dem ihr Meistersud gärt. Aus dem Metallbottich dringt ein blubberndes und grummelndes Geräusch – es klingt entfernt wie Magenknurren. „Das bedeutet, dass das Bier gärt.“ Zwei Tage zuvor hatte sie den Sud aufgesetzt, er steht nicht nur für ihren baldigen Abschluss als Brau- und Getränketechnologin und somit das Ende ihrer Zeit im Allgäu, sondern auch für den Beginn eines neuen Lebensabschnittes. Im Juni zieht sie zu ihrem Partner Thomas Reblitz nach Nedensdorf im Landkreis Lichtenfels und unterrichtet in Kulmbach an der Berufsschule künftige Brauer. Neubert hat sich für ein Märzen entschieden - diese traditionelle Biersorte sei heute nahezu verschwunden.

Lesen Sie auch:

Je länger Neubert in den Metallbottich blickt, desto intensiver wird die Biernote, die sich mit dem Schwimmbadduft vermischt. „Wir reinigen mit Chlor, deshalb riecht es hier so“, sagt die Bierprinzessin. Sie ist überzeugt davon, die richtige Kandidatin zu sein. Oft würden die Bierköniginnen während ihrer einjährigen Amtszeit erst ihre Begeisterung für Bier entdecken – sie jedoch liebt Bier, seit sie 15 Jahre alt ist. Spätestens als sie mit 17 Jahren ihre Ausbildung zur Brauerin und Mälzerin begann, war ihr klar: Bier und Brauen sind nicht nur ein Hobby für sie, sondern auch ihr Traumberuf. „Es wäre einfach mal an der Zeit, dass jemand vom Fach die Bierkrone bekommt“, sagt die Brauerin Neubert. Deshalb kämpft sie nicht nur in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis für Stimmen, sondern auch online. In Brauerforen werde seit einigen Tagen intensiv für sie geworben – „wir Brauer halten einfach zusammen“, sagt Neubert.

Bierdeckel-Wahlkampf

Mit ihrem Wahlkampf geht die 24-Jährige auch ungewöhnliche Wege: So hat sie 1000 Bierdeckel bedrucken lassen, die nun in Oberfranken und im Allgäu auf vielen Stammtischen zu finden sind. „Gebt mir eure Stimme“, steht darauf. Und: „Bier ist für mich nicht nur eine Herzensangelegenheit, sondern auch die Geschichte und die Tradition unseres Bieres begeistern mich.“ Auf der Vorderseite der Bierdeckel ist Neubert zu sehen in einem altrosafarbenen Dirndl mit einer geblümten Schürze.

Bierpreis ist zu niedrig

Doch Jana Neubert will nicht nur das Gesicht der bayerischen Bierkultur werden, sondern auch für Probleme der Brauer sensibilisieren. Oftmals sei der Bierpreis zu niedrig, sagt die Brauerin. „In verregneten Jahren haben Hopfen und Gerste eine schlechtere Qualität“, sagt sie. Größere Brauereien würden mit Hopfen- und Getreidebauern Verträge über einen Zeitraum von zehn Jahren abschließen – das biete Preisstabilität. „Wenn das Getreide billiger wird als das, was ich zahle, ist das schlecht für die Brauerei“, sagt sie. Doch im umgekehrten Fall könne eine Brauerei viel Geld sparen. Das gelte jedoch nur für große Betriebe – kleinere Brauereien schließen keine solchen langfristigen Verträge ab und müssen deshalb auf Schwankungen des Hopfen- und Getreidepreises mit einer Preiserhöhung reagieren. „Wenn man weiß, wie viel Arbeit hinter dem Hopfen und der Gerste steckt, versteht man die Preise auch.“

Vier Zutaten - hunderte Sorten

Jana Neubert lebt für das Bier. Wenn sie von dem goldfarbenen Gerstensaft redet, kann sie mit ihrer Begeisterung schnell anstecken. Familie, Freunde und Bekannte unterstützen sie, bringen ihr Bier aus der ganzen Welt mit, das sie gerne probiert. „Bier ist so vielfältig: Man hat vier Zutaten und aus denen kann man Hunderte Sorten brauen.“ Doch mit dem Zusammenrühren von Wasser, Malz, Hopfen und Hefe entsteht noch lange kein Bier, wie die Brauerin weiß: Am Brautag selbst werden Wasser und Malz vermischt, dieser Vorgang nennt sich Maischen. Das dauert eine bis eineinhalb Stunden. Feststoffe werden dann von der Flüssigkeit getrennt, bevor diese aufgekocht wird.

Damit entferne man unedle Gerüche, wie die Brauerin erklärt. „Ich will ja nicht, dass mein Bier nach Mais oder Kohl riecht.“ Nachdem der Hopfen dazugegeben wurde, wird die sogenannte Würze gekühlt, bevor die Hefe hinzugegeben wird. Die Hefe setzt nun den Zucker der Würze in Kohlensäure um. Nach etwa sechs Tagen ist die Gärung abgeschlossen und das Bier hat etwa eine Woche lang Zeit, zu reifen. Zwei Monate lagert das Bier dann, bevor es frisch ausgeschenkt oder in Flaschen abgefüllt wird.

Neubert verkörpert das Bier

Fast genauso lang dauert auch der „Reifeprozess“ der Bierprinzessinnen – Mitte März waren sie zu Besuch im Mönchshof in Kulmbach. Dort lernten sie nicht nur, wie man Bier verkostet, sondern auch, wie es hergestellt wird. „Ich habe meinen Mitbewerberinnen natürlich viel über die Herstellung erzählt“, sagt sie. Immerhin sei sie die einzige Fachfrau in der Runde. Als Konkurrenten sieht sie die anderen Bierprinzessinnen nicht: „Was das Persönliche betrifft, sind sie stark: Sie sind charmant, selbstbewusst und redegewandt.“ Dennoch könne sie als Fachfrau in der Hauptdisziplin überzeugen: dem Bierverkosten. „Ich geh’ abends nach meinem Feierabend ins Bier und denke nur an Bier. Wenn ich aufstehe, denke ich wieder an Bier“, sagt Neubert. Jede freie Minute verbringe sie mit dem Gerstensaft – „ich verkörpere das Bier.“

Info zum Voting:

Die Abstimmung für die Bayerische Bierkönigin finden Sie hier. Zur Wahl stehen beispielsweise die Bayreutherin Studentin Sarah Müller und auch Jana Neubert, die bald nach Bad Staffelstein ziehen und in Kulmbach unterrichten wird.

Autor

Bilder