Und dann ruft er: „Huuuuh, huuuuh“, und guckt den Uhu dabei ein bisschen böse an. Der fängt an, mit dem Kopf zu kreisen: „Oh, interessant“, heißt das. Aber als Kratky mit seinem Fuß zu nahe kommt, reicht es dann doch. Erst Klackern und Ducken, dann Fauchen, dann ein kleiner Angriff. Aber nein, doch lieber nicht. Wer gibt sich schon mit Schuhen ab, wenn er auch Blätter haben kann.
Der empörte Steinadler
Ein Stockwerk über dem Uhu versucht ein kleiner Steinadler alles, um zu schlüpfen. Sein Ei liegt in einem sogenannten Kükenheim, einer Art Brutmaschine, in der es konstant 37,5 Grad hat. Ein Stück hat Kratky das Ei schon aufgebrochen, damit der kleine Adler genügend Platz hat. Aber ein bisschen muss er noch warten, bevor er stark genug für die Welt ist.
Er selbst findet das ziemlich empörend. Als Kratky das Ei aus der Maschine holt, um ihm zu Trinken zu geben, streckt der Adler fordernd einen Flügel heraus und tschilpt laut. Sanft streicht Kratky über den Flügel, dann tropft er mit einer Pipette Kochsalzlösung auf den winzigen Schnabel und die Eierhaut. „Wenn die zu trocken wird, quetscht sie den Vogel zusammen und er erstickt.“
Künstliche Befruchtung dauert zehn Sekunden
Seit über 30 Jahren züchtet der 59-Jährige Vögel, auch heuer hat er die meisten Tiere künstlich befruchtet. „Das dauert zehn Sekunden“, sagt er. Viele männliche Vögel im Park hat er durch Gewöhnung so erzogen, dass sie glauben, er sei ihr Weibchen. Und die Weibchen so, dass sie glauben, er sei das Männchen.
Denn in der Natur legen Adler nur ein Ei, mit künstlicher Befruchtung bis zu fünf. Und Adler sind bei Jägern begehrt. Fünf weitere Adler warten deshalb in Kükenheimen oder unter Wärmelampen darauf, dass sie Futter bekommen. In 100 Tagen wachsen die Küken rund einen Meter. „Die gehen auf wie ein kleiner Hefeteig“, sagt Kratky, während er draußen eine Zigarette raucht.
Zwei Zigaretten hat er noch
Er zeigt auf seine Zigarettenschachtel und seufzt leise. „Zwei hab ich noch“, sagt er. Dann muss er wieder hoch zum kleinen Steinadler. „Länger kann ich ihn wirklich nicht mehr am Schlüpfen hindern.“