Ein Supertalent hoch oben in der Luft

Von Anne Müller
Deniro Wille ist Zirkusakrobat am Schlappseil und an der Pole-Dance-Stange im Circus William, der ab Samstag auf dem Bayreuther Volksfestplatz gastiert. Wer Zirkusluft schnuppern möchte, ist zum kostenlosen Tag der offenen Zirkustür am 1. Mai von 10 - 12 Uhr eingeladen. Foto: amü Foto: red

Deniro Wille ist Zirkusakrobat in der siebten Generation und entwickelt seine Tricks am Schlappseil und an der Pole-Stange am liebsten selbst.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Deniro Wille ist ein Zirkuskind, sein Zuhause heißt Circus William. Sein Vater, seine Tante und seine drei Onkel leiten diesen Zirkus in der sechsten Generation, Deniro gehört zur siebten Zirkusgeneration. Hier in der Manege ist sein Wohnzimmer, und hier entwickelt er seine atemberaubenden akrobatischen Fähigkeiten immer weiter.

Jetzt, mit 19 Jahren, tritt er an einer Pole-Dance-Stange und am Schlappseil in der Manege auf, aber viele Zirkusbesucher werden ihn vor allem von seinem Auftritt bei „Das Supertalent 2014“ kennen, als er alle vier Juroren mit seinen Balance-Fähigkeiten und seiner Körperbeherrschung verblüffte.

 Deniro Wille ist in Nürnberg geboren und hat im gesamten deutschsprachigen Raum Freunde, mit denen er in Verbindung steht und die er oft besucht. Die Familie lebt eben dort, wo das Zirkuszelt steht: „Meine ganze Familie ist hier zusammen, ich finde das einfach toll. Zur Schule gingen wir immer dort, wo der Zirkus gerade gastiert, und ich habe einen ganz regulären Schulabschluss gemacht.“

"Ich trainiere zwei bis drei Stunden am Tag"

Dass er irgendwann in die Manege hineinwachsen würde, war nur natürlich, doch die Körperbeherrschung und vor allem die akrobatischen Tricks benötigen jede Menge Zeit und Training. „Ich trainiere zwei bis drei Stunden am Tag, und die Schlappseil-Nummer, die ich beim Supertalent präsentiert habe, hatte ich etwa zwei Jahre vorbereitet.“ Diesen beeindruckenden Balanceakt hat Deniro mittlerweile weiterentwickeln können: „Jetzt hängt das Seil ein gute Stück höher, meine Schlappseilnummer mache ich in vier Metern Höhe.“

Für seinen zweiten Auftritt in der Manege baut er die metallene Pole-Dance-Stange auf, die er mit Stahlseilen fixieren muss. Das dauert eine Weile, daher bietet Deniros Onkel Manuel Wille einen Spaziergang zu den Tiergehegen an.

Manuel Wille ist Raubtierlehrer, und wie sehr ihn die Löwen und Tiger mögen, merkt man gleich, als er nur in die Nähe der großen Ausläufe kommt. „Die Tiere sind meine Haustiere, sie kennen uns ihr Leben lang und wissen, dass sie uns von klein auf vertrauen können.“ Die Stimmen „ihrer“ Menschen vergessen die Tiere nie, und es ist auch schon vorgekommen, dass Manuel Wille in einem der Käfige übernachtet hat.

Als er an die Käfige herantritt, lassen die Raubkatzen ein wohliges Grummeln und Prusten hören, das sie laut Manuel Wille nur dann ausstoßen, wenn sie entspannt sind und sich rundum wohlfühlen. Sie drängen sich an die Käfigstäbe, wollen gekrault werden und widmen sich hingebungsvoll der gegenseitigen Fellpflege. Der Amtstierarzt ist gerade zu Besuch, und diese engmaschigen und unangekündigten Kontrollen begrüßt Manuel Wille sehr: „Klar gibt es schwarze Schafe, aber wir legen extrem viel Wert darauf, dass es unseren Tieren bei uns gut geht. Nicht zuletzt unsere tadellosen Bücher und Papiere beweisen das.“

"Anstrengend ist es schon"

Das Heimquartier hat der Circus William in Müncheberg östlich von Berlin. Hier können sich die Tiere auf den insgesamt acht Hektar ausbreiten, und gerade weil sie die Außenkäfige so groß wie möglich bauen können, gefällt Manuel Wille auch der Volksfestplatz in Bayreuth so gut: „Die Platzgröße ist super, wir freuen uns sehr, dass wir hier gastieren.“

Deniro Wille ist mit dem Aufbau der Pole-Dance-Stange fertig und zeigt einige Ausschnitte aus seinem zweiten Manegenprogramm. Schon diese wenigen Minuten machen deutlich, wie sehr sich der 19-Jährige seit seinem Auftritt beim Supertalent weiterentwickelt hat. Er hat sich und seinen Körper vollkommen im Griff, selbst wenn er nur mit seinen Händen Halt an der Stange hat und sein ganzer Körper waagerecht durch die Manege wirbelt.

„Anstrengend ist es schon“, sagt er mit einem Durchschnaufen, „aber toll. Ich schaue mir relativ wenig von anderen Artistenkollegen ab, sondern arbeite mehr mit meinen eigenen Ideen. Wenn mir was in den Kopf kommt, dann setze ich mir das als Ziel und arbeite daran, bis ich es drauf habe.“ Sein Lieblingsmoment in jeder Show ist der, wenn das Publikum ihm zujubelt und zulacht. „Dann weiß man genau, warum man jeden Tag so viel trainiert!“

Bilder