Kurier-Serie "Museumsbesuch": Erinnerung an einen lebensgefährlichen Beruf Ein Schild als Lieblingsstück

Von Elisa Wiesnet
Ein Schild mit Hammer und Schlägel (oben) und einer Portion Glück – die hatte Fritz Raß, ein ehemaliger Bergmann. Fotos: Wiesnet Foto: red

Das Schmuckstück des Bergbaumuseums Maffeischächte schafft etwas besonderes: Es diente als Symbol für die ganze Bergbaustadt Auerbach. Für die Serie „Museumsbesuch“ erinnert sich ein ehemaliger Bergarbeiter, warum ausgerechnet ein Holzschild mit Hammer und Schlägel eine lebenswichtige Bedeutung für ihn und seine Kumpel hatte.

 
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„Die Angst war immer da“, sagt Fritz Raß, „aber letztendlich sind wir ja doch ganz gut weggekommen.“ Der ehemalige Bergarbeiter Fritz Raß hat von 1955 bis 1977 im Bergwerk Maffei und danach weitere zwölf Jahre in Bergwerk Leonie gearbeitet. Seit der Eröffnung des Museums im Jahr 2000 hält er Führungen. Nachdem die Grube 1987 geschlossen wurde, wurden die restlichen Maschinen und Gebäude zum Museum umkonstruiert.

Das Schmuckstück des Museum ist neben den riesigen Hallen, Türmen und Maschinen relativ unauffällig. Es ist ein Schild aus Holz, das an der Wand einer Essensstube hängt und als Symbol für die ganze Stadt Auerbach dient. Um möglichst wenige schwere Zeiten zu haben, begrüßte man sich immer mit den Worten „Glück auf“, wie es auch auf den Schild steht, um jeden Arbeitstag unfallfrei und eben mit Glück gut zu überstehen. „Glück hat man immer gebraucht in diesem Job“, sagt Raß.

Den Spruch kann man im Museum immer wieder lesen. Auch am Eingang der nachgebauten Grube, die den Besuchern zeigt, wie der Arbeitsplatz der Bergarbeiter aussah – und warum sie so viel Glück brauchten. Der ehemalige Bergarbeiter Raß weiß das aus eigener Erfahrung: „1968 wurden vier meiner Kumpel verschüttet. Sie waren fast 14 Stunden dort unten eingesperrt. Aber sie wurden gerettet und haben überlebt.“ Er erinnert sich aber auch an zwei Kollegen, die bei ihrer Arbeit nicht so viel Glück hatten: „Einer kam mit Strom in Berührung und starb, ein anderer wurde bei einem Bergeinbruch verschütten.“ Der hölzerne Hammer und der Schlägel auf dem Schild waren das typische Werkzeug der Bergarbeiter, um das Erz und Quarz loszuschlagen. Diese Handarbeit war über Jahrhunderte die einzig Technik, um durch das feste Gestein Stollen und Schächten zu schlagen. Das Schild ist typisch für den Bergbau – und auch für die Stadt. Deshalb wird es jedes Jahr am Fest der Heiligen Barbara an das Hotel Ruder gehängt. Damit erinnert sich die Bergbaustadt an den damaligen Steinbruch und das Bergwerk Maffai, das nur noch zum Teil übrig ist.

Info: Das Schmuckstück ist jeden ersten Sonntag im Monat zu besichtigen, außerdem zu den Maffaispielen, die dieses Jahr schon abgeschlossen sind, oder am zweiten Adventswochenende. An diesen zwei Tagen im Dezember findet die jährliche Bergweihnacht statt, zu der letztes Jahr 11 000 Besucher kamen. Bei Glühwein und verschiedenen Leckereien kann man das Bergwerk besichtigen und das weihnachtlich geschmückte Ambiente genießen.