Der Ring blieb flach
Es war nicht langweilig oder farblos, was Bosch aus der Partitur holte, immer wieder blitzten herauspolierte Details durch, nur: Die Musik des „Rings“, der – wie nur wenige andere Werke – mindestens dreidimensional klingt, blieb bei ihm flach, den fehlenden Tiefgang sollte Kraft ausgleichen, das ging vor allem den Solo-Bläsern im Lauf des Abends mehr und mehr an die Substanz.
Die Probleme der Regie
Und das ist auch der Punkt, auf den sich Georg Schmiedleitners Regie bringen lässt: laut, aber uninspiriert. Gunter und Gutrune spielen Ballerspiele auf Großleinwand, unter der Gibichungenhalle campieren Flüchtlinge, die von Hagens Mannen zusammengeschlagen werden, am Ende rufen Brünnhilde und die Rheintöchter per Twitter zum Umsturz auf. Schmiedleitner zeigt eine Welt, die nicht mehr tragbar ist und sogar zu verkommen, um unterzugehen. Er traut der Lösung nicht, die Wagner komponiert hat, hat aber auch keine bessere Idee; der Weltenbrand am Ende findet auf den Smartphone-Displays des Herrenchors statt. Ob das nun gut ist oder schlecht – auch schon egal.
Und deshalb ist der Nürnberger „Ring“ trotz allem unbedingt sehenswert: weil man sich die Probleme heutiger Musiktheaterregie selten so gut aus der Nähe ansehen kann.
INFO: Weitere Vorstellungen am 18. und 25. Oktober, 1. und 29. November, 13., 20. und 27. Dezember sowie am 24. Januar; der komplette „Ring“ wird in der Spielzeit 2016/17 zu sehen sein. Karten unter www.staatstheater.nuernberg.de