Überhaupt liest man oft vom entschiedenen Sowohl-als-auch. Im Bayreuth wurde der reformatorisch gesonnene Prediger Georg Schmaltzing Oper im Machtspiel zwischen Bamberger Fürstbischof und ansbachisch-kulmbachischem Markgrafen. Erst landete Schmaltzing, vom Markgrafen Kasimier ausgeliefert, in Bamberger Gewahrsam, nach Kasimirs Tod wurde er freigelassen - und musste sich erneut verantworten. Diesmal vor einer Kommission Georgs, der als der "Fromme" in die Reformationsgeschichte einging. Schmaltzing ging rehabilitiert aus der Untersuchung hervor und durfte schließlich sogar noch in Wittenberg an der Wiege der Reformation studieren, musste sich aber bis zum Ende seines Lebens über den richtigen Glauben streiten.
Beharrlicher Widerstand
In Hof machte sich der Einfluss der evangelischen Lehre durch allerlei Krawall sogar innerhalb der Kirche bemerkbar. Vor allem junge Burschen randalierten gegen das "Affenspiel" der etablierten Kirche - ein Rowdytum, wie es Martin Luther stets geißelte, ohne damit immer Erfolg zu haben. Von jahrhundertelangem Beharrungsvermögen gegenüber der anderskonfessionellen Obrigkeit dagegen berichtet das Beispiel Michelau.
In vielen Facetten liefert das Buch somit ein großes Bild der Reformation selber: Es dauerte, bis sie sich formierte, an Fahrt gewann, etablierte. Luther selbst wäre 1517, als er seine Thesen anschlug, erstaunt gewesen, hätte man ihm gesagt, was er da anrichtet.
Neues von der Metzgerei Luther
Ein interressantes, ein gutes und vielseitiges, in kleinen Portionen lesbares Buch, zu dem über 50 Autoren beigetragen haben. Verleger Michael Volk berichtete, wie das Buchprojekt an ihn herangetragen worden war, nämlich als Exposé mit einer Beispielgeschichte, die ausgerechet in Neustadt bei Coburg spielte, wo der Verleger gleich neben dem Pfarrhaus aufgewachsen war. In besagter Geschichte geht es darum, wie Martin Luther auf einer Reise in Neustadt Station machte. Volk erzählte vom Alkohol, den Besucher und Entourage Luthers bei dieser Gelegenheit tranken. Und zwar eimerweise: Die Menge sorgte für ein anerkennend-überraschtes "Oho" in der Stadtkirche. Michael Volk erzählte weiter von dem Bratwurstfest, das er am Verlagsstandort München gab. "Dass aber die Metzgerei, die die Bratwürste lieferte, Metzgerei Luther heißt, muss Fügung sein."
Volk jedenfalls war damit endgültig für das Projekt gewonnen: Ein sehr glücklicher Zufall zumindest, wenn schon nicht direkt Doktor Luthers Fingerzeig. Nachher interessierten sich viele Besucher, Katholiken wie Protestanten, für das Buch. Dorothea Greiner signierte, wie angekündigt, das Werk, eine lange Schlange bildete sich. Luther sei nach wie vor ein Thema, hatte Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz gesagt.
Wer wollte bei diesem Anblick daran zweifeln?