Ein Mini soll die Region retten

Von Andreas Gewinner

BMW will eine neue Fabrik bauen, die ursprünglich in England geplant war. Wegen des Brexit wird sie nun wahrscheinlich in Deutschland entstehen. Eine einmalige Chance für die Region, findet Armin Kellner aus Fichtelberg. Und spannt für seine Idee schon mal alles ein, was Rang und Namen hat.

 
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Der Autobauer BMW prüft einem Bericht des „Handelsblatt“ zufolge den Bau des Elektromodells seiner britischen Kleinwagenmarke Mini in Deutschland. BMW-Chef Harald Krüger wird zitiert mit der Aussage, nach dem Brexit sei das Werk Oxford als Produktionsstätte für den Elektro-Mini nicht mehr gesetzt. 80 Prozent der von BMW in England hergestellten Fahrzeuge werden exportiert, bei einem Brexit und dem Verlust der Zollfreiheit zwischen England und dem Rest der EU würden in England hergestellte Autos in der EU erst mal teurer.

BMW denke über eine Fertigung in Leipzig oder Regensburg nach, berichtete das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Konzernkreise. Zudem sei auch der niederländische Auftragsfertiger Nedcar im Rennen, der bereits das Mini Cabrio und den Geländewagen herstellt. „Die Entscheidung, wo wir den vollelektrischen Mini produzieren werden, ist noch nicht gefallen und hängt zudem von einer Vielzahl von Faktoren ab. Sie fällt aber noch in diesem Jahr. Spekulationen verschiedener Medien zu möglichen Standorten kommentieren wir nicht“, so BMW-Sprecherin Sandra Schillmöller auf Nachfrage des Kurier.

Dies ist eine Riesenchance für die Region. Und eine Verpflichtung für die Staatsregierung. Das findet Armin Kellner. Und das hat er auch klar in einem Brief formuliert, der an Ministerpräsident Seehofer, Heimatminister Söder, Regierungspräsidentin Piwernetz sowie Landrat Hübner und die Ochsenkopfbürgermeister adressiert ist.

Kellner ist jemand, der keine Hemmungen hat, „großen Tieren“ seine Gedanken und Anliegen schriftlich vorzutragen. So hat der Unternehmer vor kurzem erst Bundeskanzlerin Merkel in einem Brief erklärt, warum sich in Deutschland immer weniger Menschen selbstständig machen. Und hat dies mit ein paar haarsträubenden Beispielen aus seinem alltäglichen Umgang mit abstruser und teurer Bürokratie veranschaulicht.

Was Kellner vielen seiner Mitmenschen voraushat: Er macht nur den Mund auf, wenn er weiß, wovon er redet. Wenn in der Vergangenheit in Kellners Heimatort Fichtelberg die Diskussionen und Emotionen hochkochten – sei es zu Mobilfunk, Radon in der Schule oder die Therme – konnte man sich darauf verlassen, dass Kellners Beiträge im Ton sachlich und im Inhalt vernünftig waren.

Und auch wenn Kellner von BMW spricht, weiß er, wovon er redet. Der gelernte Kfz-Mechaniker, -Meister und Diplom-Ingenieur (FH) war als Nachfolger seines Vaters von 1969 bis 1984 BMW-Vertrags-Händler, außerdem von 1969 bis 1972 Audi-Vertrags-Händler und von 1972 bis 1984 Ford-Vertrags-Händler. Seit 1985 war er freiberuflich tätig als Berater, Coach und Trainer für das Tankstellen- und Kfz-Gewerbe tätig. Überdies hat er bis heute die seit 1949 in der Familie betriebene Tankstelle „tanken und mehr“ in Fichtelberg.

„Das Hohe Fichtelgebirge wird das wirtschaftlich notleidendste Gebiet in ganz Bayern“, schreibt Kellner an Seehofer & Co.: „Der größte Arbeitgeber in Bayreuth, die Firma BAT, entlässt demnächst ca. 1000 MitarbeiterInnen, die Höhenklinik in Bischofsgrün mit ca. 170 MitarbeiterInnen soll ebenfalls geschlossen werden. Die Wirtschaftskraft von Nordostoberfranken ist jetzt schon schlecht und wird sich noch weiter verschlechtern. Es fehlen Betriebe und Arbeitsplätze, wohin man schaut.“ Die BMW-Pläne böten nun eine einmalige Chance: „Ich bitte Sie alle um den Einsatz Ihrer politischen Kraft und Ihrer ganzen politischen Macht, damit dieses Werk im Landkreis Bayreuth, Wunsiedel oder in Marktredwitz gebaut wird“, schreibt Kellner, „damit würde endlich auch ein Stück Landesentwicklungsplan für uns Wirklichkeit werden, ein Plan, den es schon seit einigen Jahrzehnten gibt, der dazu beitragen soll, gleiche wirtschaftliche Verhältnisse in ganz Bayern zu schaffen“, so Kellner.

Vor 15 Jahren hatte sich die Region schon einmal Hoffnung auf ein neues BMW-Werk gemacht. Mitbewerber war auch die Stadt Hof. Doch die Wahl fiel schließlich auf Leipzig, wo das Werk 2005 eröffnet wurde. Gut 5000 Beschäftigte produzieren hier aktuell vor allem 1er und 2er Modelle sowie E-Varianten. Leipzig wird auch als möglicher Standort für das E-Mini-Werk genannt.

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