Ein kühler Platz für die Toten

Von Renate Allwicher
Risse im Mauerwerk und bröckelnder Putz: Der Weidenberger Aussegnungshalle ist ihr maroder Zustand deutlich anzusehen. Nicht offensichtlich ist das noch größere Problem: die defekte Kühlung. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Die Aussegnungshalle am Weidenberger Friedhof ist marode. Dies soll sich ändern. Der Friedhof – offen für alle – gehört der evangelischen Kirchengemeinde, die aktuell mitten in der Planungsphase für einen Neubau steckt. Ein erster wichtiger Schritt ist seit dieser Woche geschafft: Der Gemeinderat Weidenberg stimmte einem Zuschussantrag über 250.000 Euro zu.

 
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Die Weidenberger Aussegnungshalle ist ein altes Gebäude. Heruntergekommen ist sie schon lange, seit einem Wasserschaden vor einigen Jahren ist dies noch offensichtlicher. Die Risse in den Wänden wachsen, die Mesnerin fegt täglich den abgebröckelten Putz zusammen. Zudem ist die Halle zusammengestückelt: An den ursprünglichen Bau wurde 1974 ein Anbau mit der Kühlung und Wirtschaftsräumen geklebt.

„Die Kühlung funktioniert aber nicht mehr ordentlich“, erklärte Wittauer im Gemeinderat. „Unhaltbar“ sei der Zustand – weshalb er hocherfreut sei, dass die evangelische Kirchengemeinde die Initiative für einen Neubau ergreift. „Eigentlich ist das Bestattungswesen eine kommunale Aufgabe der politischen Gemeinde, aber dankenswerterweise übernimmt die Kirchengemeinde das“, so Wittauer.

Doppelte Nutzung: Aussegnungen und Trauerfeiern im kleinen Kreis

Genutzt wird die Halle zum einen für Aussegnungen: Der Leichnam wird vom Bestatter in der Aussegnungshalle aufgebahrt, wohin Angehörige und Freunde kommen können, um Abschied zu nehmen, und bleibt dort bis zur Beerdigung. Die Trauerfeiern selbst finden dann in der Regel in der großen Kirche St. Stephan am Friedhof statt – unabhängig von der Konfession des Toten.

„Wir bieten allen an, St. Stephan zu nutzen, gegen die Verpflichtung, nicht gegen die kirchliche Botschaft zu sprechen“, sagt die Weidenberger Pfarrerin Stefanie Lauterbach. Die Aussegnungshalle werde aber auch jetzt schon manchmal für Trauerfeiern genutzt, die im ganz kleinen Kreis stattfinden sollen. „Diese Nachfrage könnte noch steigen“, vermutet der Bürgermeister angesichts vermehrter Kirchenaustritte. Aktuell sei sie für diesen Zweck aber schlecht geeignet.

Letztlich könnte eine neue Aussegnungshalle beides abfangen, sagt Lauterbach: Die auf dem Land ihrer Einschätzung nach noch weit verbreitete Tradition, dass quasi das ganze Dorf zur Aussegnung kommt – weshalb dies den häuslichen Rahmen sprengen würde – und die neue Nachfrage nach Bestattungen im kleineren Rahmen.

Kühlung der Toten ist ein absolutes Muss

Denn von der Größe her soll auch die neue Halle keine Konkurrenz zu St. Stephan sein: Die Grundfläche bleibt gleich. „Die Raumaufteilung wird sich aber sicher ändern, so dass künftig mehr Menschen Platz finden“, sagt Lauterbach – mehr Informationen darüber gibt sie zurzeit noch nicht, ein Architekt plant gerade.

Auch über die veranschlagte Gesamtsumme gab es im öffentlichen Teil der Gemeinderatsitzung keine Information: „Hier wollen wir der Ausschreibung nicht vorgreifen“, sagte Wittauer. Nur für eine Baumaßnahme nannte er eine konkrete Zahl: Die Mehrkosten für den Einbau einer Kühlung liegen nach Schätzung des Architekten bei 10.000 Euro.

Geld, das Wittauers Ansicht nach gezahlt werden sollte: „Das wäre aber eine ungemeine Erhöhung des Standards“, sagt der Bürgermeister – letztlich könne eine Aussegnungshalle nur mit Kühlung ihren Zweck erfüllen und den Familien eine Alternative zur teuren Aufbahrung bei Bestattungsunternehmen bieten. „Dies ist, gerade bei der Trauerkultur hier auf dem Lande unsere Aufgabe als Kommune“, erklärte Wittauer und der Gemeinderat stimmte ihm geschlossen zu.

Die Räte beschlossen den Zuschuss an die evanglisch-lutherische Kirche als Träger der Baumaßnahme zwar vorbehaltlich der Zustimmung durch die Rechtsaufsicht – von der Weidenberg, Konsolidierungsgemeinde, aber bereits per Mail vorab Zustimmung signalisiert bekommen habe, sagte Wittauer.

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