Ein junger Robin Hood

Von Marcel Staudt
Der junge Bogenschütze Philip Baumann ist Sportler des Jahres in Pegnitz. Foto: Marcel Staudt Foto: red

Philip Baumann ist 13 Jahre alt, Deutscher Meister in einer Bogenschießdisziplin und der Pegnitzer Sportler des Jahres. „Wir müssen ihn manchmal bremsen, aber nie anschieben“, sagt sein Vater. Zu gewinnen gibt es noch genug: beispielsweise eine Europameisterschaft.

 
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Wenn es draußen regnet, sagt der Trainer die Übungsstunde der Nachwuchsbogenschützengruppe ab – für alle Teilnehmer außer Philip Baumann, versteht sich. „Ich habe ihm gesagt, ich stelle mich nicht raus in den Regen. Aber wenn er das machen will, kann er es gerne tun“, sagt der Trainer beim SV Enzian Kirchenbirkig. Natürlich wollte Philip.

„Feld und Jagd“

Ein paar Regentropfen halten ihn doch nicht vom Training ab, wenn bald die Europameisterschaft „Feld und Jagd“ stattfindet. Der Nemschenreuther will zu den besten fünf Schützen seiner Altersklasse gehören, „vielleicht schaffe ich es sogar aufs Podium“, sagt Philip, während er nach dem Training im Schützenheim seinen Bogen putzt – mit einer Zärtlichkeit, wie andere ihre Katze oder ihren Hund streicheln würden. Bis vor drei Jahren hat er

Philip probierte andere Sportarten

Beim Bogenschießen hat Philip das gefunden, was er wollte: eine Sportart, in der er es bis ganz nach oben schaffen kann. Bis vor drei Jahren hat er noch Fußball gespielt. „Aber dann hat mein Vater gesagt, dass es zum Profi nicht reichen würde“, sagt Philip. Als Zehnjähriger hatte er schon erkannt, „dass ich kein Gruppentier bin. Ich will bei meinen Erfolgen nicht von anderen abhängig sein“, sagt Philip. Also probierte Philip andere Sportarten aus. Worin könnte er einer der Besten werden und eine Menge Spaß dabei haben?

Für Tischtennis kein Trainingspartner

Beim Schwimmen fehlte die Kraft in den Armen, beim Tischtennis der Trainingspartner. Doch dann war Philip bei seinen Großeltern in Aschersleben zu Gast, seine Tante schenkte ihm einen Bogen und schickte ihn zu einem Spaßturnier. Philip wurde Erster von drei Teilnehmern – das Gewinnen gefiel ihm. Und abhängig von anderen Sportlern ist er seitdem auch nicht mehr. „Ich brauche nur den Bogen. Er ist allzeit bereit.“ In den drei Jahren hat Philip schon etliche Auszeichnungen eingeheimst. Im Verein HSK Aschersleben trainiert er, wenn er während der Ferien und an einigen Wochenenden bei seinen Großeltern ist. 2016 war sein erfolgreichstes Jahr.

Mehrere Landesmeisterschaften

Philip nahm an mehreren Landesmeisterschaften teil und zielte dabei so gut, dass er in verschiedenen Disziplinen in seiner Altersklasse auf Bundesebene starten durfte. So wurde er Deutscher Meister in der Disziplin 3D, außerdem erreichte er jeweils den zweiten Platz in den Disziplinen „Feld“ und „Wald“. Aufgrund dieser Leistungen wurde er zum Pegnitzer Sportler des Jahres gewählt. Ein Schüler ist der beste Sportler dieser Stadt. Das hat auch Philip überrascht: „Ich wusste, dass ich gut bin, in dem was ich tue. Dass ich diese Auszeichnung gewinne, habe ich aber nicht gedacht.“

Er redet wie ein Erwachsener

Das ist tatsächlich die Wortwahl eines 13-Jährigen. Philip sieht kindlich aus, redet aber wie ein Erwachsener. Für sein Alter ist er erstaunlich selbstreflektiert. Er weiß, dass er noch konzentrierter und ruhiger werden muss, an Fleiß mangelt es ihm aber nicht. Philip übt im heimischen Garten, seit einem halben Jahr trainiert er auch beim SV Enzian. „Wenn er diesen Ehrgeiz beibehält, kann er sehr viel erreichen“, sagt Trainer Wiegärtner. Der Kontakt kam über die Schule zustande, Eltern von Mitschülern haben den Baumanns den Kirchenbirkiger Schießverein empfohlen.

Nachwuchsbogenschützen

Sieben Mitglieder zählt die Gruppe der Nachwuchsbogenschützen, an Wettkämpfen nimmt aber nur Philip teil. „Die anderen Teilnehmer betreiben den Sport eher als Ausgleich“, sagt Wiegärtner, deshalb schickt er sie nicht vor die Tür, wenn es draußen regnet. Für den SV Enzian ist Philip eine ausgezeichnete Werbung. Wiegärtner: „Wir können sagen, dass wir einen deutschen Meister bei uns haben.“ Die Erfolge werden allerdings zwischen den Vereinen aus Kirchenbirkig und Aschersleben aufgeteilt.

Europameisterschaft im

Bogenschießen an sich ist schon eine Randsportart, doch sie beinhaltet einige verschiedene Disziplinen. Lediglich in FITA tritt Philip für den SV Enzian an, in Feld und 3D dagegen für die HSK. Bei der Europameisterschaft, die kommende Woche in Hohegeiß (Landkreis Goslar) stattfindet, startet Philip gegen voraussichtlich sechs deutsche Vertreter und einen Schotten – es gibt nicht viele Talente im Bogenschießen, die auch noch Ehrgeiz mitbringen und dem Sport treu bleiben wollen. Entsprechend begehrt sind sie bei den Vereinen. Ein EM-Titel bleibt ja ein EM-Titel, ganz egal, wie groß die Konkurrenz ist.

Auch Philips Schwester Katja schießt beim SV Enzian, allerdings mit dem Luftgewehr. Vor zwei Monaten hat sie angefangen und Zielgenauigkeit aus der Sportart mitgebracht, die sie vorher ausgeübt hat: Biathlon. „Der ganze Verein ist fasziniert von ihr und ihren Leistungen“, sagt Wiegärtner. Und die Eltern? Auch Anke Baumann probiert sich beim Verein im Luftgewehrschießen aus. Heiko Baumann hat es dagegen nicht mit dem Schützensport, er sieht seinem Sohn aber gerne zu, die Mutter natürlich auch. Das wäre auch so, falls Philip nicht so erfolgreich wäre. „Uns geht es nicht um Platzierungen“, sagt Anke Baumann, „wir sehen einfach, dass er Spaß am Bogenschießen hat