Lars Springfeld leistete nach dem Abitur Freiwilligendienst in Tansania Ein Jahr lang allein in Afrika

Von Peter Engelbrecht
Lars Sporingfeld (19) verbrachte ein Jahr in Afrika im Freiwilligendienst. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Etwas mulmig war ihm schon zumute. Das räumt Lars Springfeld auch offen ein. Nach dem Abitur ging er mit 18 Jahren ein Jahr lang nach Tansania in Ostafrika, um dort entwicklungspolitischen Freiwilligendienst zu leisten. Seitdem sieht er sein Leben viel gelassener. 

 
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Er lebte von August 2015 bis September 2016 in der Stadt Moshi am Kilimandscharo im Nordosten Tansanias. Dort unterrichtete er in der privaten St.-Anne-School junge Afrikaner in Englisch. "Man kommt schnell wieder in den Alltag zurück. Das Leben in Tansania ist einfach gelassener", sagt der junge Mann aus Creußen im Rückblick. Er war im Rahmen des Programms "Weltwärts"  des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im Einsatz.

"Die andere Seite der Welt"

"Ich konnte mir nicht vorstellen, nach dem Abitur sofort zu studieren", erläutert Springfeld seine Motive. Der Freiwilligendienst sei die einmalige Chance gewesen, "einmal die andere Seite der Welt kennenzulernen." Speziell Afrika habe ihn interessiert, denn man höre über den Kontinent viel Negatives wie Krieg, Katastrophen, Hungersnöte. "Ich wollte mir selbst ein Bild machen", sagt der heute 19-Jährige. Es sei problematisch, einen riesigen Kontinent mit 54 Ländern pauschal zu beurteilen. Zur Vorbereitung auf seinen Freiwilligendienst habe er an einem zehntägigen Seminar teilgenommen, auf dem es auch um Themen wie Rassismus oder die Privilegierung von Weißen gegangen sei.

Als er in Moshi angekommen war, sei er sofort in die Lehrerrolle gedrängt worden. Eine pädagogische Ausbildung hatte er natürlich nicht, aber eine gute Qualifikation durch sein Englisch-Abitur am GCE in Bayreuth. "Ich wurde ins kalte Waser geworfen. Aber es hat gut funktioniert", erzählt der junge Mann mit ein bisschen Stolz. Das war sicherlich nicht einfach, denn seine 6. Klasse zählte 43 Schüler.

100 Euro Taschengeld im Monat

Unterkunft und Verpflegung bekam er im Rahmen seines Freiwilligendienstes bezahlt, dazu gab es 100 Euro Taschengeld im Monat. Das war vergleichsweise viel, ein Lehrer in der Schule verdiente im Durchschnitt 120 Euro. Die Situation in Tansania beschreibt er mit europäischen Blick: Sicherlich gebe es Hunger und Armut, er habe aber nie abgemagerte Kinder mit Blähbäuchen gesehen. Tansania sei heute ein friedliches Land. Jeweils 40 Prozent der Einwohner seien Christen beziehungsweise Moslems. Nach seinem Eindruck herrscht ein gutes Miteinander. 

Nein, Heimweh habe er das ganze Jahr über nicht gehabt. Er habe schnell Anschluss gefunden. Der  Lehrerjob sei seine erste richtige Tätigkeit gewesen. "Ich habe mein Leben dort durchaus genossen", blickt er zurück. Er wohnte bei einer einheimischen Familie, reiste auch in Gebiete, die nicht touristisch geprägt waren.Dieses eine Jahr habe sein Afrikabild verändert, er betrachte den Kontinent nun viel differenzierter. Dazu haben auch Spuren der Kolonialzeit beigetragen, die Springfeld gefunden hat, etwa einen deutschen Friedhof oder frühere deutsche Regierungsgebäude in jeder größeren Stadt. Tansania war von 1885 bis 1918 Kolonie mit der Bezeichnung Deutsch-Ostafrika. "Die Deutschen übten eine brutale Herrschaft aus", berichtet er.

36 Stunden im Zug unterwegs

Er habe vieles gelernt in diesem Jahr: Lebenserfahrung, Reife, habe seinen Horizont erweitert. "Das war ein großer Schritt, man muss sich auf das fremde Land einlassen können." Warnungen gab es genug. "Afrika ist so gefährlich", sagten ihm Bekannte und Verwandte vor seiner Reise. Doch ausgeraubt oder überfallen worden sei er nie. Im Gegenteil: Er erlebte viel Gastfreundschaft. In einem Land, das gut zweieinhalbmal so groß wie Deutschland ist, sind die Entfernungen vergleichsweise riesig:"36 Stunden Zugfahrt sind normal".  

Die Erfahrungen werden ihn für sein weiteres Leben prägen. Ab Mitte Oktober will Lars Springfeld an der Universität Bayreuth den Studiengang Geographische Entwicklungsforschung Afrikas belegen. Er kann sich vorstellen, später einmal in der Entwicklungshilfe zu arbeiten.

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