"Ein Gasthaus braucht einen Wirt"

Darüber sind sich alle so ziemlich einig: Das Bier aus dem Drossenfelder Bräuwerck in Neudrossenfeld schmeckt. Foto: Archiv/Ronald Wittek Foto: red

„Ich will alle ins Bräuwerck holen“, mit dieser Maxime tritt Michael (Mike) Kaim, der ehemalige Sparkassenvorstand bei der fünften Hauptversammlung der Bräuwerck-Aktiengesellschaft (AG) in der Dreifachturnhalle an. Und kriegt dafür viel Applaus und Vorschusslorbeeren.

 
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Das Interesse der Aktionäre dagegen ist verhalten. Nur 41,14 Prozent sind vertreten oder haben Stellvertreter geschickt. Viele setzen große Erwartungen in den Banker, der jetzt allein antritt, die AG in die schwarzen Zahlen zu führen. Doch Keim ist kein Illusionist. „Für heuer rechne ich nicht damit, dass wir besser werden als 2016“, sagt er und beziffert das mögliche Defizit heuer auf rund 30 000 Euro. Vor allem aufgrund des schlechten ersten Halbjahres. Vom ursprünglichen Eigenkapital in Höhe von 850 000 Euro verbleiben damit 556 000 Euro, das entspricht 65 Prozent.

Hohe Personalkosten

Keim verdeutlicht die Entwicklung der letzten Jahre anhand von aussagekräftigen Grafiken. Zeigt, dass vor allem im Januar und Februar im Gasthaus nichts verdient werde. Die Kurve der Personalkosten ist gleichauf mit der des Umsatzes. Dann geht die Kurve steil nach oben, gefolgt von Einbrüchen im Juni und dann wieder im November. Je nach Wetterlage, denn verdient wird vor allem im Biergarten. Und genau hier will Kaim nachbessern. „Wir müssen die Umsätze verstetigen und bei den Durchhängern des Jahres mit Veranstaltungen und Tagungen gegensteuern.“

Speisenangebot erweitern

Mit dem Koch Karl-Heinz Jarema habe er bereits über die Einführung einer Kinderspeisekarte gesprochen und auch über häufigere Wechsel im Speisenangebot. Ein günstigerer Anbieter sei ebenfalls schon gefunden, so dass man bei den Wareneinkäufen sparen könne. „Das ist kein kleines Segment an Besuchern, das ich betrachte,“ sagt er und spricht von systematischer Marktbearbeitung.

Verhältnis zu den Nachbarn verbessern

Viel verspricht er sich auch von speziellen Angeboten, wie einem Komplett-Arrangement für Hochzeiten: Heiraten im Eishaus und feiern im Bräuwerck. Am Herzen liegt ihm auch, die Beziehung zu den Nachbarn des Bräuwercks zu verbessern. Immer wieder habe es in vergangener Zeit Beschwerden wegen Lärm- und Geruchsbelästigung gegeben. Und auch die Parkplatzsituation sei nach wie vor nicht zufriedenstellend.

Wunsch nach Gehhilfe für Senioren

Ute Moreth regt einen Handlauf am Treppengeländer in den ersten Stock hinauf an. Hier sollte nachgebessert wird. Die Sicherheit der Senioren  und Behinderten müsse gewährleistet sein. Bei einer Veranstaltung mit älteren Leuten sei der Aufzug defekt gewesen. Ein Riesenproblem, sagt Ute Moreth. Das sieht Erwin Bergmann an ganz anderer Stelle: „Eine Gastwirtschaft braucht einen Wirt. Der muss Ansprechpartner für alles sein.“ Michael Kaim stimmt ihm zu: „Ein Wirt kommt aber erst, wenn der Laden läuft.“   

Mit großer Mehrheit entlastet

Wie Aufsichtsratsvorsitzender Harald Hübner mitteilte, ist der Aufsichtsrat in der Aktionärsversammlung mit 96,1 Prozent der Stimmen entlastet worden. Mit der Arbeit des Vorstands, bisher Rainer Schimpf und Peter Schuhmann, seien 93,7 Prozent der anwesenden Anteilseigner einverstanden gewesen. Hübner sagte, er danke Schimpf ausdrücklich für seine Verdienste um die Drossenfelder Bräuwerck AG gedankt. Der frühere Vorstand habe vieles vorangetrieben und in die richtigen Bahnen gelenkt. Schimpf hatte die Position fünf Jahre lang bekleidet und war nicht zur Aktionärsversammlung gekommen.

Wie mehr Bier verkaufen?

In der Aussprache sei es vor allem darum gegangen, wie der Ausstoß weiter erhöht werden könne. Die Brauerei hätte eine Kapazität von 1200 Hektolitern, die bisher nicht einmal zur Hälfte ausgeschöpft werde. Eine eigene Flaschenabfüllanlage sei eine zu teure Investition. Eine andere Brauerei mit dem Abfüllen zu beauftragen, sei ebenfalls unwirtschaftlich: „Ein Kasten würde über 20 Euro kosten und das ist kein marktfähiger Preis.“ Inzwischen werde das Bier unter anderem in Bayreuth, Langenstadt und Thurnau verkauft.

Wirt kommt nur, wenn Zahlen stimmen

Einen Wirt wolle der Aufsichtsrat erst, wenn schwarze Zahlen geschrieben würden. Die Gemeinde sei an einer „vernünftigen Lösung“ interessiert und wolle keinen ständigen Pächterwechsel. Mit dem neuen Vorsitzenden erhoffe er sich ein „konstruktives Miteinander“, sagte Hübner. Auch Miete müsse die Bräuwerck AG erst zahlen, wenn sie Gewinn erziele. Das sei vertraglich so festgelegt worden.

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