Ein "Axt-Phantom", das keines war

Von Peter Engelbrecht
Vorne an der Straße soll sich der vermeintliche Axtangriff abgespielt haben. Foto: red Foto: red

Die Szene hätte gut in einem Horrorfilm spielen können: Ein Mann mit Axt lauert in einer Kurve hinterhältig Motorradfahrern auf und bedroht sie. Diese Nachricht verbreitete sich Ende Juli in Windeseile über soziale Medien und sorgte für großes Aufsehen. Aber: An der Geschichte ist nichts dran, wie jetzt die Staatsanwaltschaft Bayreuth auf Anfrage mitteilte.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Ein sogenanntes Axt-Phantom soll am Samstag, 29. Juli, einen vorbeifahrenden Motorradfahrer am Volsbacher Berg zwischen Glashütten und Volsbach bedroht haben. Die Strecke ist bei Motorradfahrern sehr beliebt, seit Jahren gibt es bei den Anwohnern Ärger wegen Raserei und Lärm. Die Stimmung ist mehr als gereizt. Kein Wunder, dass der angebliche Vorfall die sozialen Medien elektrisierte. Ein Motorradfahrer, der die Szene beobachtet haben will, behauptete, der Unbekannte habe an der gefährlichen Kurve bedrohlich seine Axt gegen einen vorbeifahrenden Motorradfahrer geschwungen und habe etwas in dessen Richtung geschrien. Der angeblich Attackierte sei weitergefahren.

Polizeistreife fand nichts

Die Sache nahm eine ungeahnte Dynamik auf. Der angebliche Zeuge warnte andere Fahrer über eine WhatsApp Gruppe. Ein weiterer Mann hatte von dem angeblichen Angriff aus den sozialen Medien erfahren – und informierte die Polizei. Doch eine Streife, die wenig später dort eintraf, fand keinen Axt-Mann mehr. Auch angebliche Hinweise, dass in der Vergangenheit absichtlich Steine auf die Fahrbahn gelegt und die Fahrbahn durch Ölspuren verschmutzt worden sein sollen, um die Raser zu bremsen, seien der Polizei nicht bekanntgeworden. Die Beamten baten über die Medien um Hinweise auf das vermeintliche Phantom.

Waldarbeiter meldete sich bei Polizei

Drei Tage später dann die überraschende Wende: Das angebliche Phantom, ein 78-jähriger Mann, hatte von dem mysteriösen Vorfall in der Zeitung gelesen und sich bei der Polizei gemeldet. Demnach war er an dem betreffenden Ort mit Pflanz- und Pflegearbeiten im Bereich des Waldes beschäftigt. Der Senior hatte dazu eine Pflanzhaue bei sich, die für solche Arbeiten nicht unüblich ist. Nun standen Aussage gegen Aussage: Ein Zeuge will eine Bedrohung beobachtet haben; der Waldarbeiter betonte hingegen, er habe am Grünstreifen Arbeiten durchgeführt.

Staatsanwaltschaft stellt Verfahren ein

Die Staatsanwaltschaft Bayreuth stellte das Verfahren ein. „Es gibt keinerlei Anhaltspunkte für eine Bedrohung eines Motorradfahrers, geschweige denn für einen Angriff“, erläuterte Daniel Götz, der stellvertretende Pressesprecher der Staatsanwaltschaft. Der Zeuge habe „wenig beziehungsweise nichts gesehen“, berichtete Götz über die Ermittlungsergebnisse. Der Waldarbeiter habe ausgesagt, er habe mit seiner Haue Pflanzen umgesetzt. Die Ermittlungsakten zum „Axt-Phantom“, das es nicht gibt, umfassen 18 Seiten.

Bilder