Eigentümergemeinschaft kontra Investoren: Wohnungsinhaber geben Angebot für Grundstücke bei der Stadt ab Eichendorffring: Anwohner wollen Wiesen

Von
Die Mitglieder der Anwohnerinitiative Birkenstraße-Eichendorffring wollen keine Nachverdichtung auf zwei Grundstücken innerhalb der Grünanlage, die der Stadt gehören. Sie haben jetzt ein Angebot abgegeben und wollen die Grünflächen von der Stadt kaufen. Rechts: Alexander Schraml, Sprecher der Anwohnerinitiative. Foto: Archiv/Eric Waha Foto: red

Das ist ein seltener, wenn nicht gar einmaliger Vorgang: Anwohner und Wohnungseigentümer aus dem Eichendorffring wollen Grünfläche von der Stadt kaufen, um sie vor Bebauung zu schützen - und so "unsere kleine grüne Lunge" zu erhalten. Dafür haben die Eigentümer ein Angebot bei der Stadtverwaltung in sechsstelliger Höhe abgegeben. Jetzt muss der Stadtrat eine Entscheidung treffen: geht die Fläche an einen Investor? Oder an die Anwohner?

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Ein erstes Signal hatte der Stadtrat Ende März bereits gesendet: Das Gremium ermöglichte den Eigentümern am Eichendorffring, ebenfalls ein Angebot für die Grundstücke abzugeben, die von der Stadt verkauft werden sollen. "Wir haben das Thema auf die Agenda der Eigentümerversammlung setzen lassen", sagt Alexander Schraml, Sprecher der Eigentümer-Initiative, die eine Bebauung und Nachverdichtung in der Birken verhindern will.

Angebot in sechsstelliger Höhe

Rund 80 Eigentümer gebe es in der Wohnanlage, die die Häuser Birkenstraße 11 bis 17, Eichendorffring 112 sowie 120 bis 126 umfasst. "Laut Hausverwaltung war das die bestbesuchte Eigentümerversammlung, die es je gab", sagt Schraml. "Wir mussten mit einem konkreten Angebot in die Versammlung reingehen. Das wurde diskutiert" - und "mit überwältigender Mehrheit entschieden", dass die Eigentümer ein Angebot in sechsstelliger Höhe abgeben werden. Die Summe für den Kauf der vier Grundstücke soll "mit einer Kombination aus Finanzierung und einem Eingriff in die Rücklage" gestemmt werden, sagt Schraml. Je nach Mietanteilen werden die Eigentümer unterschiedlich stark belastet.

Grünfläche statt Nachverdichtung

Die Eigentümergemeinschaft will genau das Gegenteil der Investoren, die Interesse an den Grundstücken haben, die von der Stadtverwaltung im Sinne einer Nachverdichtung im Stadtteil Birken verkauft werden sollten: "Wir wollen uns nicht ein Filetstück gönnen. Auf allen vier Flächen werden weder Wohnungen noch Parkplätze gebaut. Das bleiben Grünflächen. Für uns und die Umgebung. Gepflegt werden sie auf Kosten der Eigentümergemeinschaft." Ein Eintrag im Grundbuch solle die Flächen als Grünflächen dauerhaft schützen, "auch wenn in 20 Jahren mal eine andere Eigentümergemeinschaft das Sagen haben sollte".

"Einmaliger Vorgang"

Dass die Flächen, für die die Eigentümer einen hohen Betrag zu zahlen bereit sind, "eigentlich totes Kapital sind", mache den Vorgang "so einmalig aus unserer Sicht", sagt Schraml. Deshalb hätten er und seine Mitstreiter auch "ein gutes Gefühl: Wir hoffen, dass das im Stadtrat durchgeht. Der nächste wichtige Schritt ist, dass der Stadtrat seinen Planungswillen ändert. Deshalb werden wir auch in den kommenden Wochen noch mit allen Fraktionsvorsitzenden sprechen. Wir haben sie alle schon angeschrieben".

Kein Nachteil für die Stadt

Aus Sicht Schramls gebe es für die Stadt keinen Nachteil: "Wir erhalten Grünflächen, die Stadt verdient Geld daran. Andere Bürger werden nicht belastet." Die Grünflächen seien wichtiger Puffer zur Universitätsstraße auf der einen Seite. Auf der anderen Seite befürchten die Anwohner, eine weitere Bebauung würde "die städtebaulich ideale Wohnsituation, die genau so, wie sie aktuell besteht, geplant war, auf Dauer" zerstören. Zudem würde die zum Teil jetzt schon "katastrophale Parksituation" noch "weiter verschlechtert". So schreiben es Schraml und Sebastian Lützow in dem Brief an die Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat.

Angebot ist fristgerecht eingegangen

Die Stadtverwaltung bestätigt auf Nachfrage unserer Zeitung, dass das Angebot der Eigentümergemeinschaft fristgerecht bis Ende Mai bei der Verwaltung eingegangen sei. Wie Kerstin Dettlaff-Mayer, die stellvertretende Pressesprecherin der Stadtverwaltung, im Gespräch mit unserer Zeitung sagt, sei ein solcher Vorgang, dass Eigentümer einer Wohnanlage ein Grundstück kaufen, um es vor Bebauung zu schützen, "so weit wir zurückdenken können, einmalig in der Geschichte". Weitere Details zum Angebot und zum weiteren Vorgehen könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht nennen: "Das wird in den zuständigen Gremien behandelt."

Eichendorffring: Auf die Wiesen bieten

Kommentar: Ungeschickt

Anwohner wehren sich gegen Nachverdichtung

Autor

Bilder