Dieser Kampfgeist brachte den Tigers viele Siege ein. Welche Erfolge zählen Sie zu den Höhepunkten der Saison?
Waßmiller: Die Halbfinalserie gegen Regensburg war brutal, auch die drei gewonnenen Derbys gegen Selb vor vollem Haus bleiben in Erinnerung. Aber der Höhepunkt war eigentlich, dass es uns gelungen ist, in der Region Bayreuth eine Eishockeyeuphorie auszulösen. Das schafft man als Sportler selten. Mit unserem kleinen Kader solche tollen Playoff-Spiele aufs Eis zu zaubern und das noch vor solchen Kulissen, es war alles wie ein Traum. Der enge Spielrhythmus hat uns nicht viel Zeit zum Nachdenken gelassen. Wir sind gerollt, gerollt und gerollt.
Doch irgendwann war der Akku leer, für den Titel hat es ja nicht ganz gereicht.
Waßmiller: Wir haben alles gegeben, mussten aber anerkennen, dass Tilburg mit seinen ausgeglichen besetzten Reihen eben besser und frischer war. Jeder von uns hätte noch mal zehn Prozent zulegen müssen, doch dafür waren wir zu platt. Unser Endspiel war zudem schon das Halbfinale. Da haben wir alles reingeworfen und den großen Favoriten Regensburg besiegt.
Wie viel Kraft hat Sie diese Saison gekostet?
Waßmiller: Sehr, sehr viel. Ich bin momentan richtig leer und muss dringend abschalten. Ich fliege demnächst mit meiner Frau einfach mal weg, schalte das Handy aus und denke nicht über Eishockey nach.
Aber die nächste Saison wird kommen. Was ist Ihr Wunsch für die kommende Spielzeit: DEL2 oder Oberliga?
Waßmiller: Ganz klar wünsche ich mir, dass der EHC Bayreuth in der DEL2 startet. Die Mannschaft hat sich den Aufstieg einfach verdient. Man darf ja nicht vergessen, dass das Gerüst des Teams schon zu Bayernliga-Zeiten für den EHC spielte. Seitdem haben sich die Spieler immer weiter entwickelt. Bayernliga-Titel, dann in der Spitze der Oberliga festgesetzt und jetzt der Aufstieg in die zweite Liga. Hut ab!
Hat Sie ein Spieler in dieser Saison besonders beeindruckt?
Waßmiller: Wichtig war, dass wir ein starkes Team geworden sind. Jeder, wirklich jeder Spieler hat seine Rolle ausgefüllt. Eine Überraschung war natürlich, wie Jan Pavlu als Verteidiger gespielt hat, dann hat Fedor Kolupaylo eine überragende Entwicklung genommen. Oder Spieler wie Johannes Feuerpfeil, die immer weiter an sich gearbeitet haben. Dann ist da Christopher Kasten, der spielerisch und menschlich gereift ist. Ich könnte jeden Einzelnen hier aufzählen, jeder hat Lob verdient. Gleiches gilt für die Betreuer, die Fans, die Sponsoren. Alle haben zu diesem Erfolg beigetragen. Wir hatten keinen einzigen blinden Passagier an Bord. Deshalb war die Saison auch für mich so beeindruckend, so etwas habe ich noch nie erlebt.
Werden wir Sie ein weiteres Jahr als Trainer beim EHC erleben? Ihr Vertrag ist ja ausgelaufen.
Waßmiller: Die DEL2 reizt mich, und mit dieser Mannschaft kann man in jeden Krieg ziehen. Aber noch ist es zu früh, über eine Vertragsverlängerung zu reden. Ich muss jetzt zunächst die Saison Revue passieren lassen und mir selbst Gedanken über die Zukunft machen. Und wer weiß, ob der EHC-Vorstand überhaupt mit mir weiter arbeiten will. Das müssen wir in gemeinsamen Gesprächen klären. Spätestens Ende Mai wissen wir mehr.