Der amerikanische Neuzugang Ben Warda im Interview EHC-Stürmer: Erst die Bratwurst, dann der Titel

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Nur 1,73 Meter misst Ben Warda (vorne), doch die Scheibe schirmt er ab wie ein Großer. Foto: Kolb Foto: red

Sein Ziel: die Meisterschaft. Sein Traum: eine längere Karriere in Deutschland. Seine nächste Bekanntschaft: die fränkische Bratwurst. Ben Warda hat viele Pläne für seine Zeit beim EHC Bayreuth, wo der Amerikaner innerhalb von vier Wochen zum Leistungsträger wurde. Doch der 27-jährige Mittelstürmer verspricht, noch besser zu werden – ein Interview.

 
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Wir haben uns gerade erst kennengelernt und schon habe ich ein Problem. Soll ich Sie Ben nennen oder Mister Ben Warda, wie es der Bayreuther Stadionsprecher immer tut?
Ben Warda: (lacht) Die Ansagen im Stadion sind wirklich lustig. Als ich es das erste Mal gehört habe, war ich ziemlich überrascht. Einige meiner Mitspieler machen sich schon lustig darüber, aber irgendwie ist es auch schmeichelhaft. Und mittlerweile habe ich mich schon daran gewöhnt. Aber es reicht, wenn Du mich Ben nennst.

O.k., Ben, Du bist jetzt seit einem Monat in Bayreuth, hast in acht Spielen zwölf Scorerpunkte gemacht. Wie zufrieden bist Du mit Deinen Leistungen?
Warda: Von meinen ersten Auftritten war ich etwas enttäuscht. Ich habe doch etwas Eingewöhnungszeit gebraucht. Ich hatte viele Torchancen, habe aber nicht getroffen. Aber es wird immer besser, und gegen Sonthofen habe ich dann ja gleich drei Tore erzielt.

Was können die Fans in dieser Saison noch von Dir erwarten?
Warda: Ich will ein konstanter Scorer sein. Mein Ziel sind zwei Punkte pro Spiel. Meine Stärke ist es, in hohem Tempo das Spiel zu machen. Dieses Tempo will ich in meine Reihe einbringen. Aber das Wichtigste ist, dass wir unsere Spiele gewinnen. Ich würde gerne mit Bayreuth Meister werden.

Und die Tigers-Mannschaft hat Deiner Meinung nach das Zeug dazu?
Warda: Definitiv. Wir haben sehr viele gute Spieler, da können auch mal Spieler die Reihen wechseln und es funktioniert trotzdem. Und wenn ich Bayreuth mit dem EHC Klostersee vergleiche, dann wird Eishockey in Bayreuth professioneller angegangen. In Grafing spielen viele Talente, bei den Tigers gibt es mehr Erfahrung. Hier sind mehr Spieler dafür bereit, vorne mitzuspielen. Wenn wir zusammenhalten und uns auf unser Spiel konzentrieren, ist viel möglich.

Du sprichst Deinen Ex-Club Klostersee an. Was sind denn die Unterschiede zwischen den Städten Grafing und Bayreuth?
Warda: Bayreuth ist viel größer, hier ist einfach mehr geboten. Und hier gibt es wesentlich mehr Fans. Sie sind so laut, haben Fangesänge, Trommeln. Die Fans heizen uns Spielern richtig ein. Das gibt es in Amerika so nicht. Ich liebe die Bayreuther Fans.

Und verstehst Du die Gesänge, lernst Du schon fleißig fränkisch? Das ist ja doch etwas anderes als der oberbayerische Dialekt in Grafing.
Warda: Gibt es da wirklich einen Dialekt-Unterschied? Das habe ich gar nicht gemerkt. Vielleicht muss ich doch etwas mehr Deutsch reden. Ich habe mir jetzt ein Computerprogramm geholt, um Deutsch zu lernen. Aber ich bin noch am Anfang.

Aber Du hast wenigstens die Unterschiede zwischen den Bratwürsten in Franken und Oberbayern bemerkt?
Warda: Bisher hatte ich nur eine Bratwurst auf dem Oktoberfest in München.

Das geht ja gar nicht. Hier in Franken gibt es die besten Bratwürste der Welt.
Warda: (lacht) Wirklich? Dann wird es Zeit, dass ich in Bayreuth endlich mal eine Bratwurst probiere.

Wie findest Du eigentlich Deutschland? Du bist ja nach der Saison in Grafing wieder zurück nach Amerika und dann erst nach Bayreuth gewechselt. Ist Deutschland schon so etwas wie Deine zweite Heimat?
Warda: Das könnte man schon sagen. Nach den großartigen Erfahrungen im letzten Jahr – ich war ja das erste Mal in meinem Leben in Europa –, wollte ich es trotzdem unbedingt noch mal in den USA versuchen. Aber ich habe festgestellt, dass ich Eishockey in Deutschland mehr mag. Deswegen wollte ich unbedingt zurück.

Ist Eishockey in Deutschland so anders als in Amerika?
Warda: Die Eisfläche ist viel größer. Man hat mehr Platz, mehr Zeit bei der Puckannahme, bekommt etwas weniger Checks. Und das kommt mir als gutem Schlittschuhläufer entgegen.

Und privat? Hast Du nie Heimweh?
Warda: In den ersten Wochen der vergangenen Saison war es schon hart, dass die Familie weit weg ist. Aber das Internet und soziale Medien helfen da viel. Mittlerweile habe ich mich an die Entfernung gewöhnt. Und demnächst besucht mich meine Freundin in Bayreuth. Ihr erstes Spiel, das sie sich anschaut, ist das gegen Selb in der ersten Februarwoche. Ich habe gehört, das soll ziemlich verrückt werden.

Zumindest war das Derby zuletzt mit über 4000 Zuschauern ausverkauft, und die Stimmung war richtig gut.
Warda: Ich freue mich wahnsinnig auf dieses Spiel. Schon im Hinspiel in Selb war es so laut, wie ich es noch nie in meiner Karriere erlebt hatte. Aber jetzt kommen am Wochenende zunächst mit Regensburg und Freiburg zwei richtig starke Gegner. Und wenn wir Regensburg schlagen, können wir Tabellenzweiter werden. Das ist unser Ziel. Wenn unser Spielplan funktioniert, dann werden wir das auch erreichen, egal wie der Gegner heißt.

Und welche Ziele gibt es für die kommende Saison? Werden die Bayreuther Fans dann weiter ihren Mister Ben Warda feiern?
Warda: Nach der laufenden Saison gehe ich zunächst nach Amerika zurück, dort werde ich mich einige Monate fit halten. Wahrscheinlich komme ich dann mit meiner Freundin zurück nach Deutschland. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dann wieder bei den Tigers zu spielen. Ich würde es lieben!

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