Tigers müssen künftig auf die beiden Stürmer verzichten EHC ohne Theoret und Altmann

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So viel Torgefahr wie hier im Spiel gegen den EC Peiting, strahlte Mitchell Theoret (rechts) eher selten aus. Der EHC-Stürmer klagt seit Wochen über private Probleme. Sein Heimweh wurde nun so groß, dass der 21-Jährige nach Kanada zurückkehrt. Foto: Kolb Foto: red

Eigentlich läuft beim EHC Bayreuth derzeit alles nach Plan. Der Oberligist schwimmt auf einer Erfolgswelle, hat alle Heimspiele gewonnen, war zuletzt viermal in Folge siegreich und steht auf dem dritten Tabellenplatz. Und trotzdem haben die Tigers nun Handlungsbedarf, unerwartet dreht sich das Spielerkarussell. Gleich zwei Stürmer stehen den Bayreuthern nicht mehr zur Verfügung, beide waren vor der Saison als Leistungsträger eingeplant.

 
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Der Kanadier Mitchell Theoret (21 Jahre, 12 Spiele, 5 Treffer, 4 Vorlagen) bat die EHC-Offiziellen um eine sofortige Vertragsauflösung. Die Begründung: Heimweh. „Ich muss wieder zurück nach Kanada, zu meiner Familie, meinen Freunden“, sagt Theoret und hat dabei ein Lächeln im Gesicht.

Ihm ist anzumerken, wie erleichtert er ist, dass eine Entscheidung – der Verein stimmte der Vertragsauflösung zu – gefallen ist. „Seit mehreren Wochen“ schlägt sich der 21-Jährige mit Zweifeln herum, ob der Schritt nach Deutschland der richtige war. „Ich ging nicht mehr mit Begeisterung ins Training, war nicht nervös vor Spielen, konnte mich nicht fokussieren“, sagt Theoret. „Das kannte ich aus meiner Karriere noch nicht.“

Statistik belegt Theorets Probleme

Die aufkommenden Bedenken lassen sich auch an seiner Statistik ablesen: Nach starker Vorbereitung und drei Treffern in drei Punktspielen – in dieser Zeit war sein Vater zu Besuch in Bayreuth – folgten fünf Partien ohne jeden Scorerpunkt. Von der ersten Sturmreihe wechselte er in die dritte, von der Center- auf die Außenstürmer-Position. „Ich wusste, dass auf mir als Kontingentspieler viel Druck lastet und damit kann ich auch umgehen. Ich habe die Umstellungen des Trainers verstanden. Mein Abschied hat keinerlei sportliche Gründe.“

Das bestätigt auch Trainer Sergej Waßmiller: „Mitch ist ein feiner Kerl und ein Spieler mit viel Qualität. Wir haben versucht, ihn zum Bleiben zu überreden.“ Da er aber auf dem Eis nicht mit 100 Prozent bei der Sache sein konnte, habe es keinen Sinn gemacht, auf die Einhaltung des Vertrages zu pochen.

„Mein Zuhause ist da, wo mein Herz ist“, sagt Theoret. „Und das ist leider nicht in Bayreuth.“ Er habe in Deutschland viele positive Erfahrungen gesammelt – vor allem die Freundlichkeit der Menschen hat ihn beeindruckt –, aber seine Familie lebe eben mehrere tausend Kilometer entfernt. Auch in der Mannschaft sei er sehr gut aufgenommen worden.

Trainer Waßmiller: "Wir wünschen ihm nur das Beste"

Theoret hofft, dass nun keine Vorwürfe aufkommen, er lasse das Team im Stich. Doch das Gegenteil ist der Fall: „Wir wünschen Mitch nur das Beste“, sagt Waßmiller. „Ich bin sicher, dass er in Kanada bald wieder eine Mannschaft findet, in der er seine ganze Stärke beweisen wird.“

Die Fortsetzung der Karriere steht aber in den Sternen. „Vielleicht höre ich auch mit dem Eishockeyspielen auf“, sagt Theoret. „Ich will jetzt einfach nur nach Hause, dann sehen wir weiter.“ Das Flugzeug zurück nach Kanada startet noch vor dem Wochenende.

Problemspieler Kevin Altmann

Während Theoret ohne Streit den Verein verlässt, birgt der Fall Kevin Altmann (21 Jahre, 10 Spiele, 0 Treffer, 0 Vorlagen) einiges Konfliktpotenzial. „Der Spieler ist suspendiert“, sagt Waßmiller. „Stand jetzt ist, dass er nicht mehr für den EHC spielen wird.“

Kevin Altmann, in der Vorsaison noch vom Fachmagazin „Eishockey News“ zum Rookie des Jahres in der Oberliga Süd gewählt, nimmt in der laufenden Spielzeit nur eine Nebenrolle ein, hatte teilweise wenig Einsatzzeit. Ein Grund dafür: Nach einer beruflichen Veränderung hat der Jungvater Schwierigkeiten, Beruf, Familie und Eishockey unter einen Hut zu bringen. Die Trainingsbeteiligung nahm ab.

Zum Überlaufen brachte das Fass, dass er unentschuldigt bei Übungseinheiten fehlte. „Zuletzt hat er sich auch zu den Punktspielen nicht abgemeldet. Das geht gar nicht“, sagte Waßmiller, der viel Wert auf Disziplin und Leistungsbereitschaft legt. Altmann war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Suche nach Ersatz

„Klar müssen wir handeln“, sagt Waßmiller. „Uns sind in einer frühen Saisonphase zwei Spieler weggebrochen.“ Einen möglichen Altmann-Nachfolger nimmt der Trainer bereits unter die Lupe. Jan Kouba absolviert derzeit ein Probetraining. Der 21-jährige Deutsch-Tscheche spielte in der Saison 2013/14 in der DEL II für Meister Fischtown Pinguins Bremerhaven. In 68 Einsätzen kam er auf vier Torvorlagen. „Wir schauen uns den Jungen genau an“, sagt Waßmiller.

Einen intensiven Blick wird er auch auf den Transfermarkt werfen, denn zum aktuellen Saisonzeitpunkt wird es wohl schwierig, einen Theoret-Ersatz auf der Kontingentspieler-Position zu finden. Waßmiller ist auf der Suche nach einem „torhungrigen Stürmer, der mehr Stabilität in der Vorwärtsbewegung bringt“. Ob Außen- oder Mittelstürmer sei da egal.

Zwei Kandidaten für Kontingent-Position

„Es gibt zwei, drei Kandidaten“, deutet der Trainer eine schnelle Lösung an. „Es wäre schön, beim nächsten Spiel schon einen Ersatz zu haben, aber wir werden nichts überstürzen. Der Spieler muss auch in unser Mannschaftsgefüge passen.“ Und in das Gehaltsgefüge: Der EHC kann wohl nur das Geld in einen Neuzugang stecken, das durch den Abgang Theorets frei geworden ist. „Wir müssen die Situation jetzt so akzeptieren“, sagt Waßmiller. „Aber wir haben sportlich einen Lauf und da kann man solche Probleme gut auffangen.“

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