EHC Bayreuth: Selbst verursachtes Chaos

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 Foto: red

Ein Wort löst in Eishockey-Bayreuth Panik aus: Pleite. Und genau dieses Wort sprach der neue Vorsitzende des EHC Bayreuth, Matthias Wendel, aus. Dass der Aufschrei jetzt so lautstark ist, verwundert aus zwei Gründen. Zum einen war das große Minus bekannt, der zurückgetretene EHC-Chef Michael Rümmele hatte sich mehrmals öffentlich dazu geäußert. Nur von einer drohenden Pleite sprach er eben nicht.

 
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Zum anderen war die finanzielle Lage bereits vor mehreren Monaten existenzbedrohend. Seitdem wurden Gegenmaßnahmen eingeleitet – in Zusammenarbeit von altem und neuem Vorsitzenden –, so dass der Oberligist aktuell keine Insolvenz befürchten muss. Diese Gefahr droht nur, wenn Sponsor und EHC-Chef Wendel seine vorgestreckten 220 000 Euro mit sofortiger Wirkung wieder vom Verein abziehen würde. Doch das ist im Moment sehr unwahrscheinlich, vielmehr gibt es berechtigte Hoffnungen, dass der Verein bis zur Hauptversammlung im Mai/Juni weitestgehend schuldenfrei ist. So ist Rümmeles Aussage, dass der Verein „so gut wie noch nie dasteht“ kein Fantasieprodukt.

Wesentlich besorgniserregender ist das Bild, das der EHC Bayreuth in diesen Tagen in der Öffentlichkeit abgibt. In den vergangenen Wochen hat sich vor allem eins gezeigt: Die angestrebte Professionalisierung der Vereinsstrukturen ist ein weit entferntes Ziel. Offensichtlich ist in den zurückliegenden Monaten ein interner Machtkampf entbrannt – mit allem, was dazugehört. Der Einfluss einiger wuchs, andere mussten zurückstecken. Es kam zu Konflikten zwischen den Parteien, die mehr oder weniger sauber ausgetragen wurden. So ist zu erwarten, dass die Rücktritte von Vorsitzendem und Schatzmeister nicht die letzten bleiben. Ein durchaus normaler Vorgang in dieser Situation. Allerdings wurde durch öffentliche Stellungnahmen oder Bekanntmachungen, die viel Platz für Spekulationen ließen, ein – nach außen hin – sauberer Übergang an der Vereinsspitze unmöglich. So entsteht der Eindruck, dass der EHC Bayreuth im Chaos versinkt.

Der sportliche Bereich ist davon ausgenommen. Platz zwei und zuletzt richtig starke Vorstellungen der Tigers können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Verein grundlegende Veränderungen angehen muss. An der Gründung einer Spielbetriebs-GmbH führt kein Weg vorbei. Eine Garantie, dass es nie mehr zu finanziellen Schieflagen kommen wird, ist die GmbH sicher nicht. Aber professionellere Strukturen werden geschaffen. Ehrenamtliche stehen nicht mehr so in der Verantwortung, ein hauptamtlicher Geschäftsführer muss für seine Bilanz ohne Wenn und Aber gerade stehen. Zudem überwacht ein Aufsichtsrat die Geschicke des Vereins. Aufgaben sind klar verteilt und das kann in der aktuellen Situation des EHC nur gut sein.

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