Tigers-Verantwortliche mit Saison voll zufrieden EHC Bayreuth ausgeschieden, aber glücklich

Von
Für diese Saison hat sich der EHC Bayreuth am Dienstag von seinen lautstarken Fans verabschiedet. Doch auch nach dem Ausscheiden im Halbfinale gegen Selb konnten sich die Tigers-Spieler nach einer grandiosen Spielzeit als Sieger fühlen. Foto: Wiedel Foto: red

Die Debütsaison des EHC Bayreuth in der Oberliga ist am Dienstag im Halbfinale zu Ende gegangen. Bei den Verantwortlichen überwiegt nach dem Aus gegen den Nachbarrivalen Selb aber die Freude über eine überragende Spielzeit. Und sie denken bereits an die Kaderzusammenstellung für die kommende Saison.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

53 Spiele hat der EHC Bayreuth in dieser Saison absolviert – 30 davon gewonnen, 23 verloren. Viel wichtiger als diese positive Bilanz ist Trainer Sergej Waßmiller aber etwas anderes: „Wir haben in 95 Prozent der Partien tolles Eishockey mit einer modernen Spielanlage und viel Scheibenbesitz gezeigt." Zu Beginn sei seine Mannschaft zwar oft mit „wackligen Beinen" auf dem Eis gestanden, doch im Lauf der Saison sei die Mannschaft derart zusammengewachsen, dass sie selbst die zahlreichen verletzungsbedingten Ausfälle scheinbar problemlos weggesteckt hat. „Eigentlich haben wir die Erfolgsspur nie verlassen. Die Mannschaft hat mich immer wieder überrascht", sagt Waßmiller. „Ich bin richtig stolz auf das Team."

Das war der Trainer auch nach dem sechsten Spiel im Viertelfinale gegen Klostersee – seinem persönlichen Saisonhöhepunkt: „Dieser Sieg im Penaltyschießen hat mich viele Nerven gekostet, aber die Jungs haben richtig viel Charakter gezeigt." Die Krönung seien dann die „tollen, intensiven und sehr knappen Halbfinalspiele" gegen Selb gewesen.

Es liegt in Waßmillers Natur, dass er beim Teamsport Eishockey die geschlossene Mannschaftsleistung hervorhebt: „Es ist gelungen, dass fast jeder Spieler sein komplettes Potenzial abgerufen hat. Das ist für mich als Trainer die schönste Belohnung." Einige Namen nennt Waßmiller dann doch, wenn es um die überragenden Spieler der Saison geht. „Ich freue mich immer sehr, wenn Eigengewächse sich so weiterentwickeln wie Julian Bädermann, Sebastian Mayer, Michal Bartosch oder Andreas Geigenmüller mit seinen 51 Saisontreffern." In die Lobeshymnen stimmt auch EHC-Teammanager Dietmar Habnitt ein: „Das ganze Team hat überzeugt und der zweite Block war überragend und hat super harmoniert. Hier will ich den Kopf der Reihe, Ivan Kolozvary, nennen: Ohne ihn wären Bartosch und Geigenmüller wohl nicht so erfolgreich gewesen."

Dieser Block erzielte zusammen 328 Scorerpunkte (122 Treffer/206 Vorlagen), also im Schnitt 6,2 Punkte pro Spiel. Für die neue Saison haben Jozef Potac, Mayer, Bartosch, Kolozvary und Geigenmüller aber noch keinen Vertrag. Kein Wunder, dass die EHC-Verantwortlichen mit diesem Quintett verlängern wollen. „Erste Gespräche haben bereits stattgefunden", sagt Habnitt. „Und ich werte es als positives Zeichen, dass alle ihr Interesse daran signalisiert haben, weiter in Bayreuth zu bleiben." Der EHC habe sich seit fünf Jahren stetig weiter entwickelt, dieser Weg soll fortgeführt werden. „Der Kolozvary-Block ist hier ein wichtiger Baustein", erklärt Habnitt. „Aber es muss eben für beide Seiten, Verein und Spieler, alles passen – vor allem finanziell." Dies gelte auch für weitere Vertragsgespräche mit anderen Spielern, schließlich wolle man den Großteil des aktuellen Kaders halten. Gültige Verträge für die kommende Spielzeit haben bislang nur Trainer Waßmiller, Julian Bädermann, Roman Göldner, Christopher Kasten, Sebastian Wolsch und Florian Müller.

„Wir sind auf der Suche nach Neuzugängen, die uns noch mehr Qualität verleihen", sagt Habnitt. Dem Teammanager ist klar, dass nach den letzten Erfolgen die Anspruchshaltung steigt. „Mit dem Saisonziel Klassenerhalt brauchen wir nächste Saison nicht mehr kommen." Allerdings warnt der 55-Jährige: „Wir sollten nicht in Größenwahn verfallen. Ein Selbstläufer wird die kommende Spielzeit nicht." Das zeige das Beispiel des EV Weiden. Die Oberpfälzer standen in der Vorsaison auch in der zweiten Playoffrunde, verstärkten ihren Kader noch, kämpfen aber aktuell um den Klassenerhalt.

Stimmen der EHC-Spieler zum Saisonverlauf

Marcel Juhasz (31 Jahre): „Das war eine sehr, sehr gute Saison auf einem konstant hohen Level. Wir wussten zwar, dass wir stark besetzt sind, trotzdem haben wir mehr erreicht, als uns die Meisten zugetraut haben. Für mich persönlich war die Spielzeit aber eine Katastrophe, so lange bin ich noch nie wegen Verletzungen ausgefallen. Ich war höchstens zehn Partien schmerzfrei. Jetzt hoffe ich, dass ich auch nächste Saison in Bayreuth bleiben darf. Ich will mich nach dieser verkorksten Spielzeit nochmals beweisen."

Jari Pietsch (23): „Nach dieser Spielzeit können wir komplett stolz auf uns sein. Auch im Halbfinale sind wir ja nicht sang- und klanglos ausgeschieden. Wir hatten in jeder Partie eine Chance, und wenn man gegen Hauptrundenmeister Selb ausscheidet, muss man sich nicht verstecken. Mein persönlicher Höhepunkt war das sechste Spiel gegen Klostersee, als wir mit dem Penaltysieg die Viertelfinalserie gewonnen haben. Insgesamt hatte ich ein tolles Jahr in Bayreuth. Ich erinnere mich noch an meinen ersten Tag hier, es hat einfach von Anfang an alles gepasst. Und das beziehe ich nicht nur aufs Sportliche. Ich würde gerne weiter beim EHC spielen. In den nächsten Wochen werden wir uns zusammensetzen und nach einer Lösung suchen."

Sebastian Mayer (29): „Wir haben alle Erwartungen voll erfüllt. Vor allem in den Playoffs haben wir unser bestes Eishockey gezeigt. Da hat sich gelohnt, dass uns Sergej Waßmiller während der Saison so geschliffen hat. Wir waren alle topfit. Allerdings wäre in der Hauptrunde etwas mehr drin gewesen. Platz zwei oder drei war realistisch, aber man muss ja auch noch Ziele für die kommende Saison haben. Ich hoffe, dass ich dann weiter im Kader bin. Ich habe meine Leistung gebracht und von meiner Seite steht einer Vertragsverlängerung eigentlich nichts im Weg."

Denis Hermann (22): „Wir waren zwischenzeitlich als Aufsteiger auf dem dritten Platz. Was will man mehr? Unser Saisonziel haben wir übertroffen. Ich denke, dass ich als junger Spieler meinen Job in meiner ersten Oberliga-Saison gut erfüllt habe. Ein Höhepunkt war das Spiel am 22. Dezember in Bad Tölz. Wie uns hier die Fans, die mit dem Sonderzug angereist waren, unterstützt haben, war der Wahnsinn. Die Krönung waren aber die Halbfinal-Derbys gegen Selb. Die Atmosphäre war einmalig."

Michal Bartosch (29): „Wir haben uns als Aufsteiger sehr gut geschlagen, das Fazit fällt absolut positiv aus. Schade, dass wir nach einer starken Playoff-Serie gegen Selb mit 0:3 verloren haben. Da war mehr drin, wir sind an unserer eigenen Unfähigkeit vor dem Tor gescheitert. Positiv war in dieser Spielzeit auch das Zusammenspiel in unserem Block, wir haben uns sehr gut verstanden. Ob wir so auch nächste Saison auflaufen werden, weiß ich nicht. Das müssen andere entscheiden. Ich würde gerne bleiben, aber bis zu einer Vertragsverlängerung müssen noch einige Gespräche geführt werden."

Jozef Potac (35): „Als Neuling haben wir uns gut verkauft. Auch wenn das Aus gegen Selb im Halbfinale bitter war, so haben wir doch überzeugende Playoffs gespielt. Wir können als Mannschaft voll zufrieden sein, und ich bin das auch mit meiner persönlichen Punkteausbeute. Und ich glaube, es sieht ganz gut aus, dass ich auch kommende Saison in Bayreuth spiele."

Autor

Bilder